Mann gesteht tödliche Messerstiche und wird emotional – „immer mein Bruder“
Mit einem Hackebeil bedroht ein Mann in Neumünster einen ihm bekannten Mann und dessen Verlobte. Kurz danach versetzt das ursprüngliche Opfer ihm tödliche Messerstiche. Was genau ist passiert?
Wegen Totschlags muss sich ein 39-Jähriger aus Neumünster seit Donnerstag vor dem Kieler Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt legte der Angeklagte ein Geständnis ab. „Das war niemals meine Absicht, ich kann mir das nicht verzeihen“, sagte der Mann im Saal 137 des Landgerichts. Das 34 Jahre alte Opfer und er seien Freunde gewesen („Der wird auch immer mein Bruder bleiben.“).
Messerstiche als „Geschenk“ für das Opfer
Laut Anklage suchte das spätere Opfer den Angeklagten am Abend des 9. Mai mit einer Frau auf und schlug mit einem Hackebeil mehrmals gegen die Wohnungstür. Dann verschaffte er sich durch Eintreten Zutritt und fuchtelte drinnen mit dem Beil herum. Als ein Nachbar ankündigte, die Polizei zu rufen, soll er mit der Zeugin die Wohnung verlassen haben. Der Angeklagte soll jedoch ein Küchenmesser geholt und im Hausflur mit den Worten „Ich habe noch ein Geschenk für Dich“ dreimal wuchtig mit dem Messer auf den Oberkörper eingestochen haben. Knapp eine halbe Stunde später verblutete sein Opfer.
Kokain-Schulden sorgten für Spannungen
Den 34-Jährigen habe er etwa 15 Jahre gekannt, sagte der Angeklagte. Etwa zwei bis drei Wochen vor der Tat soll das Opfer Kokain-Schulden des Angeklagten in Höhe von 2.000 Euro abgelöst haben, die der Mann abarbeiten sollte. Weil er dies an einem verabredeten Tag aber nicht habe leisten können wegen gesundheitlicher Probleme, habe sich das Verhältnis geändert.
Der Angeklagte berichtete vor Gericht von Drohungen. Am Tag des Vorfalls habe ihm ein Bekannter des Opfers aufgelauert und mit einem Knüppel an den Armen verletzt. Zu Hause habe die Verlobte die Arme verbunden, sagte der Mann. Danach habe man vor dem Fernseher Essen vorbereitet.
Mit Hackebeil ins Wohnzimmer
Schließlich sei die Tür aufgeflogen und der 34-Jährige mit Hackebeil und einem Knüppel in die Dachgeschosswohnung eingedrungen, sagte der Angeklagte. Seine Verlobte habe er getreten und bedroht. Er habe sie zu schützen versucht und mit den Beinen den Mann abgehalten. „Hoffentlich überleben wir dies“, habe er gedacht. Erst als der Nachbar das „wilde Geschrei“ mitbekam und mit einem Telefon in der Hand ankündigte, die Polizei zu rufen, hätten der Mann und die Frau die Wohnung verlassen.
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Er sei schockiert gewesen und habe Angst vor dem Mann gehabt, sagte der Angeklagte. Er habe unter dem Einfluss von Alkohol, Tabletten und Kokain gestanden. „Ich habe geistesgegenwärtig das Messer vom Tisch genommen.“ Er habe aber nur sichergehen wollen, dass seine Frau und der Nachbar nun in Sicherheit seien. „Ich war völlig unter Schock in dem Moment.“ Kurz nach der Tat wurde er in der Wohnung festgenommen.
Der Richter appelliert
Den Prozessauftakt verfolgten auch Angehörige des Opfers. Bei ihnen entschuldigte sich der Angeklagte. „Ich hoffe, die Familie kann mir eines Tages vergeben.“
Als Lichtbilder von dem Toten gezeigt worden, herrschte ein Mann den Angeklagten an, sich die Bilder anzusehen. Der Vorsitzende Richter Stefan Becker äußerte zwar Verständnis für Emotionen. Er werde sich Störungen aber nicht bieten lassen. Der Prozess soll am 19. November fortgesetzt werden. Ein Urteil könnte im Januar fallen. (dpa/mp)
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