Investor will Batteriefabrik bei Heide weiterbauen – mit neuem Konzept
Die US-Firma Lyten will den insolventen Batteriehersteller Northvolt übernehmen. Welche Vorteile Unternehmer Dan Cook bei der Baustelle in Schleswig-Holstein sieht.
Lyten-Chef Dan Cook sieht Vorteile für den deutschen Standort des insolventen schwedischen Batterieherstellers Northvolt bei Heide in Schleswig-Holstein. „Es wurden wichtige Grundlagen geschaffen: Die Fläche ist entwickelt, es gibt ein starkes Team, zusammen mit der Region und dem Land“, sagte Cook der Deutschen Presse-Agentur. „Die Standortvorteile, allen voran die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien, sind unverändert.“
Der Norden ist „Energie-Pionier“
„Schleswig-Holstein ist ein Energie-Pionier, wir sind ein Technologie-Pionier – uns eint eine Macher-Mentalität“, sagte Cook. Das passe gut und werde förderlich sein, die richtigen Bedingungen für Lyten in Dithmarschen zu schaffen.
Lyten hatte im August angekündigt, alle verbliebenen Standorte des insolventen Batterieherstellers zu übernehmen. Darunter ist auch die im Bau befindliche Fabrik in Schleswig-Holstein. Die zuständige staatliche Behörde ISP hat den Kauf nach früheren Angaben von Insolvenzverwalter Mikael Kubu genehmigt. Der Deal soll bis Ende Oktober abgeschlossen sein.
Das sind die Pläne
Zur geplanten Übernahme sagte Cook: „Der Verkaufsprozess läuft und Details unterliegen der Vertraulichkeit, aber grundsätzlich planen wir für die Batteriezellfabrik bei Heide einen gestuften und modularen Ansatz mit unterschiedlichen Chemien – von Northvolts NMC Lithium-Ionen-Technologie bis zur proprietären Lithium-Schwefel-Technologie von Lyten – und mit einer intelligenten sowie datenorientierten Fertigungsstrategie.“
Es sei wichtig, ein ganzheitlich gedachtes und innovationsgetriebenes Ökosystem aufzubauen, sagte Cook. „Die Kundenbasis soll breiter aufgestellt werden mit Batterien für E-Mobilität, aber auch für Energiespeicher und industrielle Anwendungen.“
Batterien hätten sich zu einer Technologie entwickelt, die für die Energieunabhängigkeit sowie die wirtschaftliche und nationale Sicherheit in Europa von zentraler Bedeutung ist, sagte Cook. Die Nachfrage in Europa nehme zu. „Mit dem geplanten Kauf in Deutschland kann Lyten seine Mission beschleunigen, die USA und Europa mit sauberen und lokal produzierten Batterien und Energiespeichersystemen zu versorgen.“
Umfangreiche Unterstützung wird benötigt
Der Chef der deutschen Northvolt Drei Project GmbH, Nicolas Steinbacher, sagte dpa: „Gemeinsam mit dem Team von Lyten arbeiten wir mit Hochdruck daran, die kommerziellen sowie die rechtlichen und regulatorischen Bedingungen für einen erfolgreichen Verkaufsabschluss zu erfüllen“. Dafür brauche es die Unterstützung aller Beteiligten des Projekts auf allen Ebenen – von der Region übers Land bis zum Bund.
Cook stellte sich in Kiel Fragen des Wirtschaftsausschusses des Landtags. Im Vorfeld der Sitzung hatte es auch Konsultationen mit Vertretern der Landesregierung gegeben.
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Northvolt galt als Hersteller von Batterien für E-Autos lange Zeit als große Hoffnung der europäischen Automobilbranche. Die Schweden expandierten, mussten jedoch immer wieder neue Rückschläge wie den Rückzug eines Milliardenauftrags für Batteriezellen durch den Autobauer BMW verkraften und mit immer größer werdenden Schulden ringen. Wegen anhaltender Finanzierungsprobleme hatte Northvolt Mitte März Insolvenzantrag für den Betrieb in Schweden gestellt. (dpa/mp)
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