Verfahren eingestellt: Behörde kapituliert vor Straßenstrich
Die Prostituierten an der Bundesstraße 206 haben schon viele Schlagzeilen gemacht. Auch, weil die Polizei hier immer mal wieder angerückt ist: Im Kampf um die lukrativsten Plätze prügelten sich die Frauen häufig. Die Behörden sagten dem illegalen Strich den Kampf an und verteilten Bußgelder. Allerdings: Keine der Verwarnten hat je einen Cent bezahlt – und die Zahl der Prostituierten nimmt aktuell wieder zu.
Die Prostituierten an der Bundesstraße 206 haben schon viele Schlagzeilen gemacht. Auch, weil die Polizei hier immer mal wieder angerückt ist: Im Kampf um die lukrativsten Plätze prügelten sich die Frauen häufig. Die Behörden sagten dem illegalen Strich den Kampf an und verteilten Bußgelder. Allerdings: Keine der Verwarnten hat je einen Cent bezahlt.
Sie galt vor einigen Jahren als der längste Straßenstrich Deutschlands: Die B206 von der A7 aus Richtung Bad Segeberg. Im Sommer 2014 ging es los: Erste Prostituierte begannen damit, hier ihre Dienste auf Parkplätzen entlang der Bundesstraße anzubieten. Schnell wurden es immer mehr.
An der B206: Polizei verstärkt Präsenz am Straßenstrich
Anwohner liefen Sturm gegen den illegalen Straßenstrich, immer häufiger rückte die Polizei an, schrieb Anzeigen und verhängte Bußgelder. Die Höhe: 150 Euro plus 25 Euro Bearbeitungsgebühr für die „unerlaubte Sondernutzung der Straße”, was laut Polizei eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Fast 200 Anzeigen waren es pro Jahr. Doch die Zahl der zumeist osteuropäischen Huren nahm trotzdem stetig zu – und gewirkt haben die Bußgelder kaum.
Der Grund: Die Polizei leitete diese Anzeigen an den Landesbetrieb Straßenbau weiter. Der untersteht dem Verkehrsministerium und hat das Hausrecht auf den Parkplätzen. Weil die verwarnten Prostituierten ihren Wohnort aber überwiegend in Bulgarien und Rumänien hatten, konnten viele der Frauen nicht ausfindig gemacht werden. Bußgeldschreiben konnten nicht zugestellt werden. Die, die tatsächlich den korrekten Wohnort angegeben hatten, antworteten einfach nicht.

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Bei Hamburg: Prostituierte ignorieren Bußgelder
Schließlich kapitulierte der Landesbetrieb und stellte die Verfahren ein. Ein Sprecher des Ministerium sagte damals, dass sich der hohe Verwaltungsaufwand nicht rechne, wenn Gerichte und Gerichtsvollzieher eingeschaltet werden müssten, um die Bußgelder eintreiben zu können. Das käme einer Verschwendung von Steuergeldern gleich. Eine Erzwingungshaft sah das Ministerium als unverhältnismäßige Maßnahme an.
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Durch erhöhte Polizeipräsenz nahm die Zahl der Prostituierten in den Folgejahren dennoch ab. Auch, weil die Freier ausblieben: Kaum einer der Kunden wollte riskieren, wegen sogenannter „Kontaktanbahnung“ unangenehme Post nach Hause zu bekommen. Nun, nach Corona, Kontaktverboten und Lockdowns, scheint sich das wieder zu ändern. In einschlägigen Foren ist nachzulesen, wo die Prostituierten entlang der Straße wieder verstärkt ihre Dienste anbieten.
Polizei bestätigt illegale Prostitution an B206 bei Hamburg
Auch die Polizei bestätigt der MOPO auf Nachfrage, dass es im Bereich Bad Segeberg und Bad Bramstedt entlang der B206 wieder zu Ansammlungen von Prostituierten käme.