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Tretnähmaschine
  • Marion von Oppeln (l.) mit Spenderin Christina Kruse hinter einer Tretnähmaschine. Das Foto schoss Lars Bessel.
  • Foto: Lars Bessel / hfr

Idee aus dem Norden: Die tollen Afrika-Pläne mit diesen Nähmaschinen

Marion von Oppeln und ihr Mann Lars Bessel haben sich schon immer für Afrika interessiert. Der Journalist und die Illustratorin diskutieren nicht selten am Esstisch über Fluchtursachen und Flüchtlingspolitik. Dann entschlossen sie sich, nach Afrika zu reisen. Dass daraus ein Hilfsprojekt entstehen könnte, war damals noch nicht abzusehen.

Vor fünf Jahren entschied sich das Ehepaar, nach Sierra Leone zu reisen. Es sei zwar „ein unglaublich armes Land, aber vergleichsweise sicher“. Der Bürgerkrieg war schon länger vorbei. Nach gründlicher Vorbereitung ging es los. Auf der Reise entstand auch ihr Buch „No Food For A Lazy Man“. Der Leiter einer Berufsschule, den sie über die Vermittlung kennengelernt hatten, führte sie durch Sierra Leone, das als ärmstes Land Afrikas gilt. Zum Schluss zeigte er ihnen seine Berufsschule in Kamakwie, die nach dem Krieg gegründet worden ist, um ehemaligen Kämpfern eine Ausbildung zu ermöglichen. Und Marion und Lars sahen das Potenzial.

Taschen für Sierra Leone – ein Projekt aus Hamburgs Umkreis

In der Berufsschule in Kamakwie, Sierra Leone, nähen Schulabgänger:Innen die Lionbags aus Zementtüten. Lars Bessel / hfr
Näherin in Sierra Leone
In der Berufsschule in Kamakwie, Sierra Leone, nähen Schulabgänger:Innen die Lionbags aus Zementtüten.

Sie gründeten den Förderverein „Mahmoo e.V.“, der seither die Berufsschule unterstützt. Dennoch blieb ein Problem: Absolventen hatten nach der Schule keine Möglichkeit, ihren erlernten Beruf auszuüben und landeten oftmals auf der Straße. So entstand die Idee der „Lionbags“. „Die fünf besten oder motiviertesten“ Absolvent:innen durften weiterhin die Nähmaschinen und die Räumlichkeiten der Schule benutzen, um nähen zu lernen und nachhaltige Taschen herzustellen. Diese verkaufen sie dann in ihrem eigenen Onlineshop unter lionbag.de.

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Die „Lionbags“ sind aus Zementsäcken von der Straße gefertigt, gefüttert mit schönen afrikanischen Stoffen. Das kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch den Näher:innen. Die Hälfte ihres Gehaltes bekommen sie sofort, die andere Hälfte wird angespart, so dass sie sich am Ende des Jahres eine eigene Nähmaschine leisten können.

Omas alte Nähmaschine findet Wiederverwertung

Da es in Sierra Leone kaum Stromversorgung gibt, kamen moderne Nähmaschinen nicht in Frage. Aber die „alten Tretmaschinen von Oma“, wie Lars Bessel sie nennt, werden kaum noch neu hergestellt und gehen, wenn doch, schnell kaputt. Die Lösung? Eine Sammelaktion in Deutschland. Über eine Zeitungsannonce riefen Bessel und von Oppeln dazu auf, alte Nähmaschinen, die in Haushalten sowieso nur Platz wegnahmen, für Kamakwie zu spenden. In Rekordzeit kamen so mindestens 100 Nähmaschinen zusammen, die im Februar pünktlich zur Entlassungsfeier überreicht werden sollen. Die Transportkosten wollen sie mit Hilfe der Hamburger Crowdfunding-Website „Startnext“ begleichen. Unter dem Motto „Nähen ist wie zaubern können“, sammeln sie dort noch bis zum 31. August Spenden.

Die Übergabe im Februar soll auch persönlich stattfinden. Lars Bessel und Marion von Oppeln planen, erneut nach Sierra Leone zu reisen, die Maschinen direkt am Hafen entgegen zu nehmen und sie den Schulabgängern zu überreichen. Die „Lionbags“ gibt es übrigens auch im MOPO-Shop. (jd)

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