Frau mit 28 Messerstichen getötet: Angeklagter bricht sein Schweigen
Furchtbare Tat in einem Ahrensburger Containerdorf: Ein Mann tötete seine Ehefrau mit 28 Messerstichen. Er hat gestanden, doch eine Mordabsicht bestreitet er. Stattdessen spricht er von Provokation.
„Es tut mir von Herzen leid, was ich getan habe.“ Mit diesen Worten – verlesen von seinem Verteidiger – hat der Angeklagte am Dienstag im Lübecker Prozess um den Mord in einer Flüchtlingsunterkunft in Ahrensburg bei Hamburg gestanden, seine Ehefrau getötet zu haben. „Ich wollte sie nicht töten, aber ich war betrunken und wütend, da habe ich wohl zugestochen“, heißt es in der Erklärung des 38 Jahre alten Mannes.
Ahrensburger Flüchtlingsunterkunft: Mann soll Ehefrau mit 28 Messerstichen getötet haben
Damit brach der aus Afghanistan stammende Angeklagte erstmals seit seiner Festnahme am 7. September an einer Raststätte an der Autobahn 9 bei Hof in Bayern sein Schweigen.
Die Anklage wirft ihm vor, in der Nacht vom 6. auf den 7. September 2021 in dem Containerdorf in Ahrensburg seine 23 Jahre alte, ebenfalls aus Afghanistan stammende Ehefrau mit 28 Messerstichen getötet zu haben. Als Motiv vermutet die Staatsanwaltschaft ein übersteigertes Besitzdenken des Angeklagten. „Die Frau wollte sich von ihrem Mann trennen und ein selbstbestimmtes Leben führen, was ihr der Angeklagte nicht gestatten wollte“, sagte die Staatsanwältin am Dienstag.
Angeklagter widerspricht Mordabsicht
Diese Darstellung wies der untersetzte und fast kahlköpfige Angeklagte vehement zurück. „Ich hatte ihr versprochen, dass sie nach ihren Vorstellungen leben und sich westlich kleiden darf“, sagte er mit Hilfe eines Dolmetschers. „Aber sie wollte einfach nicht mehr mit mir leben und sie wollte unser Kind mitnehmen.“
Der 38-Jährige antwortete ausführlich auf Fragen der Prozessbeteiligten. Konkrete Antworten blieb er jedoch meist schuldig. Der Richter ermahnte ihn daher mehrfach.

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Als sie zum wiederholten Mal gedroht habe, für seine Abschiebung nach Afghanistan zu sorgen, habe er sich von seiner Frau provoziert gefühlt. „Ich war betrunken und wütend, da kam es zum Streit, der eskaliert ist“, sagte der 38-Jährige.
Fluchtversuch nach Mailand
Nach der Tat legte der Angeklagte der Toten das Tatmesser in die linke Hand. Dadurch habe er einen Selbstmord vortäuschen wollen, sagte er auf Nachfrage des Richters. Dann habe er die damals zwei Jahre alte Tochter zu seinen in Hamburg wohnenden Eltern gebracht. Anschließend habe er einen Fernbus in Richtung Mailand bestiegen. „Ich wollte Abstand zu der Tat gewinnen“, sagte er zur Begründung.
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Bei einer Routinekontrolle auf der Autobahn 9 bei Hof in Bayern offenbarte er wenige Stunden nach der Tat einem Beamten der Bundespolizei, dass seine Frau tot in der Flüchtlingsunterkunft in Ahrensburg liege, wo sie sich zwei Tage zuvor selbst getötet habe. „Er wirkte ganz ruhig und berichtete von sich aus von der toten Frau“, sagte der Bundespolizist im Zeugenstand aus.
Es konnte kein Selbstmord gewesen sein: Ermittler klären auf
Als die von ihren bayerischen Kollegen verständigten Ahrensburger Polizisten zum Tatort kamen, war jedoch schnell klar, dass die Frau sich nicht selbst getötet haben konnte. „Die Blutspuren im Raum passten nicht zu einem Selbstmord“, sagte ein als Zeuge geladener Kriminalbeamter am Dienstag. Auch der Notarzt wiederholte vor Gericht seine Zweifel an einem Selbstmord. „Die ganze Auffindesituation sprach dagegen“, sagte der Mediziner. Der Prozess wird am Freitag mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt. (mp/dpa)
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