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Ein Mann deutet mit seinen Fingern einen Hitlerbart an, während er den verbotenen Hitlergruß zu zeigen scheint – und grölt dabei „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“
  • Ein junger Gast der „Pony Bar“ deutet mit seinen Fingern einen Hitlerbart an, während er den verbotenen Hitlergruß zu zeigen scheint – und grölt dabei „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“.
  • Foto: Screenshot Twitter

Expertin über rassistisches Sylt-Video: „Das macht ja auch was im Gehirn“

Superprivilegierte junge Menschen grölen zu einem Party-Hit rassistische Parolen – ein Video davon löst Empörung aus. Eine Rechtsextremismusexpertin erläutert, was das mit Betroffenen macht.

Das Sylt-Video mit rassistischen Parolen zeigt aus Sicht der Expertin Pia Lamberty eine Normalisierung rechtsextremer Inhalte in der Gesellschaft. „Ohne dass es irgendeine Form von Widerspruch gibt, werden die sozialen Normen einfach gebrochen“, sagt die Co-Geschäftsführerin des Berliner Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas), das Radikalisierungstendenzen und Verschwörungserzählungen im Netz untersucht. „Menschen können ohne Scheu in der Öffentlichkeit extreme Parolen äußern.“

Der rassistische Vorfall an Pfingsten im Nobel-Lokal „Pony Bar“ in Kampen auf Sylt hat bundesweit Empörung ausgelöst. In dem kurzen Video, das in sozialen Medien verbreitet wurde, grölen junge Menschen zum Party-Hit „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Der Staatsschutz ermittelt. Schon in den vergangenen Monaten gab es immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Nazi-Parolen gerufen wurden – etwa in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern.

Akzeptanz in der breiten Gesellschaft

Der Song „L’amour toujours“ sei mittlerweile immer mehr mit den rassistischen Parolen verknüpft, sagt Lamberty. „Das macht ja auch was im Gehirn.“ So schafften Rechtsextreme eine Akzeptanz solcher Parolen in der breiten Gesellschaft.

Für die Cemas-Expertin verdeutlicht der Fall: „Rechtsextremismus ist nicht nur ein Problem, das man in Ostdeutschland sieht oder bei Menschen, die ein geringeres Einkommen haben, sondern auch bei höheren Schichten.“

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Das Bedrohliche für Betroffene sei vor allem die strukturelle Macht, die diese Personen potenziell einmal ausüben könnten. Das Video zeige: „Rassismus geht auch von Menschen aus, die an Universitäten studiert haben oder in Managementpositionen stehen.“ Rechtsextremismus und rassistische Einstellungen seien etwas, was man in der gesamten Gesellschaft finde. Von Rassismus Betroffene könnten nach Lambertys Ansicht in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, wenn es immer mehr Orte gibt, an denen unwidersprochen rassistische Äußerungen getätigt werden. (dpa/mp)

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