• Foto: Steinburger Agraraction/hfr

Demo im Norden: Bauern protestieren mit rechtem Symbol

Gunsbüttel –

Das Symbol war nur aus der Luft zu sehen: 500 Bauern aus ganz Schleswig-Holstein hatten mit ihren Treckern einen Pflug und ein Schwert gebildet. Jetzt sorgt die Protestaktion in Gunsbüttel bei Oldenswort (Kreis Nordfriesland) vom vergangenen Donnerstag für Empörung. Denn das Zeichen war das Wappen der rechtsextremen Landvolkbewegung in den 20er Jahren, die sogar Bombenanschläge in Schleswig Holstein beging!

Hintergrund der Aktion ist offenbar der Beginn der „Berliner Woche“ am heutigen Montag, bei der die Landwirte auf verschiedene Missstände in der Landwirtschaft und die prekäre Lage vieler Höfe aufmerksam machen wollen. Ursprünglich sollte die Demo am Strand von St. Peter-Ording stattfinden. Nachdem das Nationalparkamt keine Genehmigung erteilte, wichen die Bauern auf die Wiese in Gunsbüttel aus. Das Pflug-und-Schwert-Wappen diente vermutlich dazu, die Aufmerksamkeit für diesen entlegenen Ort zu erhöhen.

Bauernverband geht auf Distanz

Dafür hagelt es nun Kritik von allen Seiten: „Davon distanzieren wir uns ohne Einschränkung“, erklärte der Präsident des Bauernverbands Werner Schwarz. Ein Symbol, das an eine gewalttätige und spalterische Bewegung erinnere, deren Verhältnis zum Nationalsozialismus wenigstens zweideutig sei, sei nicht akzeptabel, so Schwarz. „Damit werden wir auch unserer besonderen historischen Verantwortung als Deutsche nicht gerecht.“

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Werner Schwarz, Präsident des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes.

Foto:

picture alliance / Carsten Rehde

Auch die nordfriesischen Grünen kritisierten die Aktion scharf: „Es ist nicht hinnehmbar, dass heute hier bei uns in Nordfriesland das Symbol einer terroristischen Gruppe, die den Nationalsozialisten mindestens sehr nahe stand, für eine bislang friedliche Protestbewegung genutzt wird“, heißt es in einer Mitteilung an die Presse.

Aktion schadet dem Ansehen des Berufsstandes

Selbst der Vorstand der Bauernprotest-Organisation „Land schafft Verbindung Deutschland“ (LsV) ging auf Distanz. „Dieses Symbol hat eine äußerst umstrittene Bedeutung, da es historisch mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht wird. Land schafft Verbindung Deutschland distanziert sich daher ausdrücklich von der Verwendung dieser Symbolik“, heißt es in einem Presse-Statement.

Zwar könne man die Sorgen und Nöte der Bauern verstehen, so das Schreiben. „Trotz allem dürfen keine unbedachten Aktionen ins Leben gerufen und durchgeführt werden, die letztendlich dem gesamten Berufsstand schaden – wir alle machen das Bild des Landwirts in der Öffentlichkeit aus“.

Organisatoren reagieren kleinlaut

Angesichts der Kritik reagierten die Initiatoren der Aktion kleinlaut. „Dass jetzt so ein Shitstorm über uns hereinbricht, damit habe ich nicht gerechnet“, so Jann-Henning Dircks, einer der Organisatoren, gegenüber den „Husumer Nachrichten“. „Selbstverständlich distanzieren wir uns von nationalsozialistischem Gedankengut. Wir kämpfen für unsere Höfe, für unsere Familien“, so Dircks. Im Nachhinein könne er sagen, dass man das „Landvolk“-Wappen vielleicht besser in Schwarz-Rot-Gold hätte darstellen sollen. „Dann wäre unsere Verbundenheit mit der Demokratie deutlicher geworden.“

 

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