Irre Sylt-Posse: Kunstaktion für mehr Nachhaltigkeit geht nach hinten los
Ressourcen schonen, die Umwelt schützen, kurz: nachhaltig handeln, das ist wichtiger denn je angesichts der drohenden Klima- und Umweltkatastrophe. Aber es gibt auch nachhaltige Aktionen, die ärgerlich sind und viel Geld kosten. Wie bei dieser Provinzposse, die sich jetzt auf Deutschlands schönster Nordseeinsel, Sylt, ereignet hat. Da geht es um blaue Farbe, die derart nachhaltig ist, dass sie sich nur mit großen Mühen und hohen Kosten wieder beseitigen lässt.
Ressourcen schonen, die Umwelt schützen, kurz: nachhaltig handeln, das ist wichtiger denn je angesichts der drohenden Klima- und Umweltkatastrophe. Aber es gibt auch nachhaltige Aktionen, die ärgerlich sind und viel Geld kosten. Wie bei dieser Provinzposse, die sich jetzt auf Deutschlands schönster Nordseeinsel Sylt ereignet hat. Da geht es um blaue Farbe, die derart nachhaltig ist, dass sie sich nur mit großen Mühen und hohen Kosten wieder beseitigen lässt.
Was ist geschehen? Vom 20. bis 26. September beteiligte sich Sylt an den Deutschen Nachhaltigkeitstagen. Und da kam die Sylt Marketing Gesellschaft (SMG) auf eine – wie sie glaubte – geniale Idee: Auf die Rathaustreppe und auf die berühmten grünen Reisenden Riesen vor dem Bahnhof in Westerland sprühte ein Künstler blaue Wellen. Eine Kunstinstallation, die den Passanten den drohenden Anstieg des Meeresspiegels vor Augen führen sollte. Nach dem Motto: Bis hierher könnten bald die Wellen schwappen.
Blaue Wellen sollen an den Anstieg des Meeresspiegels erinnern

Der Haken: Bei den Parteien, insbesondere der CDU, kam die Aktion gar nicht gut an. Im Hauptausschuss der Gemeinde Sylt flogen die Fetzen: „Wer hat diese blauen Kritzeleien genehmigt?“, fragte der Christdemokrat Kay Abeling. Empört zeigte sich auch Carsten Kerkamm (CDU), der aktuell für den erkrankten Bürgermeister die Geschäfte führt. Die blaue Farbe aufzutragen ohne politischen Beschluss und ohne den Bürgermeister zu informieren, das halte er für „etwas unglücklich, um es milde auszudrücken“. Und er pflichtete Kay Abeling bei: „Wo fängt das an, wo hört das auf? Wann kommt der Nächste mit einer lustigen Idee um die Ecke?“
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Die schwer in die Kritik geratene Sylt Marketing Gesellschaft (SMG) versuchte die Wogen zu glätten. SMG-Chef Moritz Luft versicherte, er werde künftig Aktionen dieser Art besser kommunizieren. Im Übrigen sei die Farbe ja wasserlöslich und werde jetzt wieder entfernt … So glaubte er jedenfalls.

Denn keiner hat mit der Nachhaltigkeit des Farbstoffs gerechnet. Die blauen Pigmente haben sich auf der Rathaustreppe hartnäckig in den Poren des Granits festgesetzt. Seit Donnerstag ist Frank Kühn, ein Maler aus Niebüll, dabei, die Stufen von Hand mit Wasser und Seifenlauge abzuschrubben. Aber die Farbe ist derart störrisch, dass die Reinigung einer einzigen Stufe mehr als eine Stunde dauert. Und auch dann ist die Farbe nicht weg, nur blasser.
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Wenn sonst nichts hilft, muss wohl ein Kärcher eingesetzt werden. Weil damit aber auch Lösemittel in die Gullys gespült werden würde, wurde darauf bislang verzichtet. Außerdem besteht die Gefahr, dass hinterher die gesamten Treppenstufen hellblau leuchten.
Die Reinigungsaktion soll angeblich mindestens 4000 Euro netto kosten. Nachhaltigkeit hat eben ihren Preis.