Chaos bei der Wacken-Anreise: 21 Stunden für neun Kilometer
Das haben sich die Metal-Heads anders vorgestellt: Starkregen und Gewitter erschwerten vielen die Anreise nach Wacken. Während die einen in Hamburg strandeten und auf dem Parkplatz vor dem Volksparkstadion nächtigen mussten, standen die anderen bis zu 24 Stunden im Stau vor dem Festivalgelände. Zum Abend dann die schlechte Nachricht: Die Anreise zum Festival wird komplett gestoppt.
Das haben sich die Metal-Heads anders vorgestellt: Starkregen und Gewitter erschwerten vielen die Anreise nach Wacken. Während die einen in Hamburg strandeten und auf dem Parkplatz vor dem Volksparkstadion nächtigen mussten, standen die anderen bis zu 24 Stunden im Stau vor dem Festivalgelände. Zum Abend dann die schlechte Nachricht: Die Anreise zum Festival wird komplett gestoppt.
Auf der A23 aus Richtung Hamburg stauen sich die Fahrzeuge mit „WOA“-Aufklebern auf der Heckscheibe zwölf Kilometer vor dem Dorf. Die ersten haben bereits ihre Campingstühle und Sonnenschirme rausgeholt und sitzen damit auf der Straße – das Bier immer griffbereit.
Wacken: 21 Stunden im Stau – dann wird Anreise gestoppt
Wegen des Starkregens hatten die Veranstalter die Anreise nach Wacken um 14 Uhr am Montag fürs Erste gestoppt. Etliche Metal-Fans strandeten deshalb auf dem Parkplatz Rot vor dem Volksparkstadion. Die Zelte und Dixi-Klos, Campingutensilien und laute Musik vermitteln den Eindruck, hier sei eine Zweigstelle des Festivals entstanden. Dementsprechend gut ist laut Thomas und Patrick aus Österreich und Solingen auch die Laune: „Die Leute sind super, wir haben die ganze Nacht gefeiert“, berichten sie.
Im Dorf Wacken hat ein Großteil der Anreisenden die Nacht zu Dienstag im Auto verbracht. „Wir haben für die neun Kilometer ab Schenefeld 21 Stunden gebraucht“, berichten Steffen, Bernhard, Henry und Jan aus Ratzeburg. „Jetzt kommen wir in der Stunde 50 Meter voran. Die Organisation ist eine Katastrophe dieses Jahr. Wir bekommen keinerlei Informationen.“
- Florian Quandt Die Anwohnerinnen Brigitte (67, li.) und Lisa (74) haben die Mecklenburger Kilian (23), Henry (37), Sven (47) und Robert (38) kennengelernt.
Die Anwohnerinnen Brigitte (67, li.) und Lisa (74) haben die Mecklenburger Kilian (23), Henry (37), Sven (47) und Robert (38) kennengelernt. - Florian Quandt Das Bier hält die Laune hoch – an den Autos hängen schon Mülltüten voller leerer Getränkedosen.
Das Bier hält die Laune hoch – an den Autos hängen schon Mülltüten voller leerer Getränkedosen. - Florian Quandt Steffen (33), Bernhard (51), Henry (25) und Jan (33, v.li.) sind seit 23 Stunden unterwegs – aus Ratzeburg.
Steffen (33), Bernhard (51), Henry (25) und Jan (33, v.li.) sind seit 23 Stunden unterwegs – aus Ratzeburg.
Die Informationen kamen schließlich am frühen Dienstagabend: „Die Anreise zum Wacken Open Air mit Kraftfahrzeugen aller Art muss ab sofort final gestoppt werden“, schrieb das Wacken Open Air auf Facebook. Der Zustand des Campingplatzes sei zu schlecht. Anreisen dürfen nur noch die, deren Wagen sich in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände befinden.
Trubel: Anwohnerin Lisa (74) liebt das Wacken Open Air
Zumindest vor dieser Ankündigung sind die Wartenden in einem solchen Pkw noch gut drauf. An den Autotüren hängen Mülltüten mit leeren Getränkedosen. Ab und zu sieht man Kinder vorbeilaufen, den Pfand einsammeln und neue Getränke verteilen. Allgemein scheint die Gastfreundschaft der Einheimischen groß: Am Wegesrand verkaufen sie Kaffee, bieten Frierenden Unterschlupf.
Die 74-jährige Anwohnerin Lisa sitzt mit ihrer Freundin Brigitte auf der Bank vor ihrem Haus und beobachtet das bunte Treiben. „Der Lärm stört mich nicht, im Gegenteil“, sagt sie. „Hier entstehen tolle Gespräche.“ Gerade hat sie Kilian, Henry, Sven und Robert aus Tessin (MV) kennengelernt. Sie setzen sich für eine Weile zu den Frauen. Sven, an den Füßen ein paar knallgelbe Gummistiefel, freut sich, dass er sich mit Lisa auf Plattdeutsch unterhalten kann. Am Ende umarmen sie sich.

Drinnen im Dorf erklären Ute und ihre Freunde, warum die Anreise mit dem Auto so lange dauert. „Die müssen jedes einzelne Auto mit dem Traktor auf das Gelände ziehen, weil der Boden so aufgeweicht ist.“ Die Gruppe aus der Nähe von Stuttgart hatte Glück: Sie kamen schon um elf Uhr am Montag an und konnten in Ruhe einparken, vor dem großen Regen. Neben ihnen verkauft die Eisdiele Gefrorenes in schwarzen Waffeln, und vor dem Landgasthof ist schon ordentlich Stimmung: Die schwarz Gekleideten trinken Bier und genießen die Rockmusik, die aus den Lautsprechern dröhnt.
Begrüßungsschaf Klaas sorgt für gute Laune bei Wartenden
Begrüßungs-Schaf Klaas aus Wacken, das die Besucher aufheitern soll, hat angesichts der Lage alle Hufe voll zu tun. Seine Besitzerin Karin Radmacher führt das Tier am Stau vorbei und lässt die Wartenden streicheln. „Wir machen das zum zweiten Mal“, sagt sie. „Klaas liebt die Aufmerksamkeit und die Besucher freuen sich.“
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Die, die noch rauf dürfen, tun das wahrscheinlich wirklich. Für die Wacken-Fans, die später anreisen wollten, muss die Ankündigung der Veranstalter ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. „Wir sind sehr traurig, diese schwere Entscheidung – zum ersten Mal in der Geschichte des W:O:A – treffen zu müssen“, schreiben sie.