Erstes Todesopfer: Immer wieder brutale Gewalt auf diesem Marktplatz im Norden
Sobald es später Nachmittag wird, traut sich in Heide kaum noch jemand auf den Südermarkt: Der schöne Platz im Stadtzentrum ist dann laut Polizei ein „gefährlicher Ort“. Immer wieder gibt es dort Gewaltexzesse – und nun sogar einen Toten. Was ist da los?
Eigentlich ist Heide im Kreis Dithmarschen ein beschaulicher Ort. Doch seit einigen Wochen hat die Polizei dort mehr zu tun, als ihr lieb sein dürfte: Im Stadtzentrum kommt es immer wieder zu heftigen Gewaltausbrüchen.
Verantwortlich dafür sind Gruppen von Jugendlichen, laut Polizei vom Teenie- bis ins junge Erwachsenenalter. Sie versammeln sich auf dem Südermarkt, dem zentralen Platz in der Stadtmitte. Er hat historische Bedeutung, wurde erstmals 1542 erwähnt. Rundherum gibt es Geschäfte und Gastronomie, die Gegend ist eine Fußgängerzone – und seit Kurzem offiziell „gefährlicher Ort“. Die Polizei kann dort nun auch ohne Angabe von Gründen Kontrollen und Durchsuchungen durchführen.
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Sobald es später Nachmittag wird, traut sich in Heide kaum noch jemand auf den Südermarkt: Der schöne Platz im Stadtzentrum ist dann laut Polizei ein „gefährlicher Ort“. Immer wieder gibt es dort Gewaltexzesse – und nun sogar einen Toten. Was ist da los?
Eigentlich ist Heide im Kreis Dithmarschen ein beschaulicher Ort. Doch seit einigen Wochen hat die Polizei dort mehr zu tun, als ihr lieb sein dürfte: Im Stadtzentrum kommt es immer wieder zu heftigen Gewaltausbrüchen.
Verantwortlich dafür sind Gruppen von Jugendlichen, laut Polizei vom Teenie- bis ins junge Erwachsenenalter. Sie versammeln sich auf dem Südermarkt, dem zentralen Platz in der Stadtmitte. Er hat historische Bedeutung, wurde erstmals 1542 erwähnt. Rundherum gibt es Geschäfte und Gastronomie, die Gegend ist eine Fußgängerzone – und seit Kurzem offiziell „gefährlicher Ort“. Die Polizei kann dort nun auch ohne Angabe von Gründen Kontrollen und Durchsuchungen durchführen.
Gewalt eskaliert: Viele fühlen sich auf dem Marktplatz in Heide nicht sicher
Schon seit mehreren Wochen sind die Polizisten im Dauereinsatz am Südermarkt. Passanten berichten immer wieder von Pöbeleien, es gibt Bedrohungen, Tumulte, Schlägereien, Sachbeschädigungen, Körperverletzungen. Viele, vor allem Ältere und Frauen, trauen sich ab dem späten Nachmittag nicht mehr, sich dort aufzuhalten. „Sie fürchten, als nächste Opfer von Gewalttaten zu werden“, schreibt der „Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ)“.
Lesen Sie auch: Nach Schlägerei in Heide: 20-Jähriger erliegt seinen Verletzungen
Ein Augenzeuge berichtet gegenüber dem „SHZ“, dass ein junger Mann einem Älteren ohne Grund in den Rücken gesprungen sei und ihn selbst noch am Boden liegend getreten haben soll. „So geht das hier jeden Tag“, ergänzt die Mitarbeiterin eines Geschäfts. Die Randale dauere bereits Wochen. „Meistens ab dem späten Nachmittag sammeln sich hier Personen grüppchenweise und nehmen den gesamten Raum in Beschlag“, so die Frau. „Irgendwann steigen die Aggressionen, es wird gepöbelt und dann regiert nackte Gewalt.“
20-Jähriger stirbt nach Schlägerei am Südermarkt in Heide
„Die Berichte stimmen“, sagt Christoph Hecht, Pressesprecher der Stadt Heide, auf MOPO-Nachfrage. Seit Anfang April, „als es langsam wärmer wurde“, mehren sich im Rathaus die Beschwerden. „Zuerst haben uns die Leute angerufen und gesagt: Am Südermarkt, da sind Gruppen von Jugendlichen, da fühlen wir uns unwohl“, erzählt Hecht. Im Laufe der Wochen habe sich die Situation dann immer mehr zugespitzt.
Der furchtbare, vorläufige Höhepunkt des Ganzen war eine Massenprügelei am vorvergangenen Wochenende: Am 13. Mai gerieten mehrere Personen am Rande des Südermarkts in Streit, es wurde geprügelt, ein 20-Jähriger erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Er kam ins Krankenhaus, lag tagelang im Koma – und starb am vergangenen Wochenende.
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Die Ermittlungen richten sich nach Angaben der Polizei gegen einen Mann (65) aus dem Heider Umland. Er sei tatverdächtig, Näheres teilte die Polizei aber nicht mit. Medienberichten zufolge soll der Mann in einem der Geschäfte am Südermarkt als Sicherheitsmitarbeiter tätig gewesen sein.
So reagieren Polizei und Stadt auf die Gewalt am Südermarkt
„In der Form, wie das dieses Jahr eskaliert, erleben wir das zum ersten Mal“, sagt Hecht. Zwar hätten sich auch in den Vorjahren immer wieder Jugendliche auf dem Südermarkt getroffen, aber noch nie habe es „so schwere Straftaten gegeben.“
Was tut die Stadt dagegen? Dem Bürgermeister seien da größtenteils die Hände gebunden, erklärt Hecht. Man könne selbst keine Straftaten verfolgen, das sei Sache der Polizei. Die hat in den letzten Tagen deutlich aufgestockt, es gibt immer mehr und immer größere Kontrollen. Dabei wurden zuletzt unter anderem Messer und Schlagwerkzeuge sichergestellt. „Die Rädelsführer sind uns bekannt“, erklärt Ulrich Kropp, Leiter des Polizeireviers, gegenüber dem „SHZ“.
Im Rathaus wird diskutiert, ob ein privater Sicherheitsdienst zur Unterstützung der Polizei angeheuert werden soll. Aber auch der habe bis auf Ermahnungen kaum Verfügungsgewalt, sagt Hecht. Er könne aber als Zeichen verstanden werden. Zudem sollen womöglich bald auch Streetworker auf den Südermarkt geschickt werden, die das Gespräch mit den Jugendlichen suchen sollen.
Den Platz gänzlich zu sperren, kommt für die Stadt nicht in Frage, erklärt Hecht. „Wir wollen ja, dass sich die Menschen in unserer Stadt dort treffen“ – aber friedlich.