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Aus für Nazi-Kneipe!: Verein plant Party zum Abriss des „Club 88“ in Neumünster

Neumünster –

Der berüchtigte Neonazi-Treff „Club 88“ in der Kummerfelder Straße in Neumünster soll abgerissen werden. Langjährige Gegner der Kneipe wollen den Abriss mit einer Party feiern, gleich gegenüber, in der Grundschule Gadeland.  

Als Sinnbild steht der ehemalige „Club 88“ in Neumünster für vieles. Zum einen steht die Zahl 88 in Nazikreisen für den achten Buchstaben im Alphabet, das doppelte H, und soll den Ausruf „Heil Hitler“ verschleiern. 

Zum anderen steht die Kneipe für den antifaschistischen Widerstand der Neumünsteraner Bürger, die der Neonazi-Kneipe über Jahrzehnte entgegenwirkten.

Um den „Club 88“ kommt es immer wieder zur Konfrontation

Seit 1996 wurde der „Club 88“ immer wieder zum Ort der Auseinandersetzung zwischen Links und Rechts, Demonstranten, Bürgern und Beamten.

Neonazi-Marsch in Neumünster (2010)

Teilnehmer eines Neonazi-Marsches in Neumünster (2010).

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Versuche, der Betreiberin Christiane Dolscheid die behördliche Betriebserlaubnis zu entziehen, sind laut Kieler Nachrichten nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten gescheitert. Grund dafür sei ein lupenreines Verhalten der Betreiber und Gäste, sodass das Ordnungsrecht nicht verletzt wurde.

Nazi-Kneipe sorgt für internationale Aufmerksamkeit

Die Professionalität des „Club 88“ machte ihn auch in der europäischen Nazi-Szene bekannt. Regelmäßig sollen Anhänger für Barbesuche, Konzerte und Demonstrationen, die zum Teil in Ausschreitungen endeten, aus Norddeutschland und Dänemark zur Kneipe gepilgert sein.

Transparent „Nazi“ von Polizei entfernt (September 2000).

Am 2. September 2000 entfernt ein Polizeibeamter ein Transparent mit der Aufschrift „Nazi“ abgebildet auf einem Davidstern zu Beginn einer Demo in Neumünster.

 

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International erlangte die Nazi-Kneipe Aufmerksamkeit, als der amerikanische Jude und Autor Tuvia Tenenbom sich als „Tobias“ ausgab und seinen Besuch im „Club 88“ unter anderem in der Jüdischen Allgemeinen veröffentliche.

Neumünster: 2014 war im „Club 88“ plötzlich Schluss

18 Jahre lang hatte die Nazi-Kneipe Neumünster polarisiert. Bis Dolscheid im Januar 2014 zumachte und den Mietvertrag kündigte. „Die Stadt hat das Gewerbe von Amts wegen abgemeldet“, hieß es damals vom Stadtsprecher Neumünsters, Stephan Beitz.

Nun soll der Komplex, in dem sich der ehemalige Club befindet, laut Informationen des Vereins für Toleranz und Zivilcourage in Neumünster noch in diesem Jahr abgerissen werden. Wann genau, könne man nicht sagen, weil sich das Grundstück in Privatbesitz befindet.

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Gegen einen NPD-Aufmarsch hängt ein Aktivist zum 1. Mai 2012 ein Anti-Nazi-Transparent in einen Baum in der Neumünsterer Innenstadt.

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Was aber feststeht, ist, dass die Neumünsteraner das Verschwinden der Nazikneipe zelebrieren werden. „Der Kampf des Vereins gegen Nazis und Neonazis in Neumünster wird weitergehen, bis alle ,Braunen Flecken‘ auf dem Ansehen der Stadt Neumünster getilgt sind!“, sagte Jonny Griese, Vorstandsmitglied des Vereins für Toleranz und Zivilcourage, bereits 2014. 

Abriss-Party in der Grundschule Gadeland gleich gegenüber

Zusammen mit der Band „Strom und Wasser“ soll am 2. Oktober eine Abriss-Party auf dem Grundstück der Grundschule Gadeland veranstalten werden. Kostenlose Eintrittskarten soll es zu einem späteren Zeitpunkt in der Buchhandlung Krauskopf am Großflecken 32 geben.

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„Neumünster ist eine weltoffene Stadt. Nach der Schließung der Gaststätte im Jahr 2014 bedeutet der Abriss des Gebäudes jetzt, dass der lange Kampf gegen Rechtsextremismus in unserer Stadt Neumünster einen wichtigen Teilerfolg erzielt hat“, sagt Oberbürgermeister Olaf Tauras der MOPO: „Das breite bürgerliche Bündnis demokratischer Kräfte in unserer Stadt gegen Rechts wird auch weiter für ein friedvolles Miteinander in Neumünster einstehen.“

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