Davidstern
  • Davidstern im Fenster einer Synagoge. (Archivfoto)
  • Foto: dpa

Wieder mehr antisemitische Vorfälle im Norden – „massenhaftes Grundrauschen“

Im Schleswig-Holstein gab es im Jahr 2022 wieder mehr antisemitische Vorfälle – 79 Fälle wurden registriert. Die Dokumentationsstelle spricht von einem massiven antisemitischen „Grundrauschen“ auch im Norden.

Die landesweite Informations- und Dokumentationsstelle Antisemitismus in Schleswig-Holstein (Lida-SH) hat für das vergangene Jahr 79 Vorfälle dokumentiert. 2021 waren 70 Vorfälle erfasst worden. „Sowohl die Struktur der von uns dokumentierten Vorfälle als auch die Einschätzungen aus unserem landesweiten Netzwerk verweisen sehr deutlich auf ein immenses Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle“, sagte der Leiter der Dokumentationsstelle, Joshua Vogel.

„Wir beobachten vermehrt ernst gemeinte Versuche, Menschen zu schädigen“

Zwar habe es im Norden keine Angriffe gegeben, die schwerwiegendere körperliche Verletzungen zur Folge hatten. „Wir beobachten aber vermehrt ernst gemeinte Versuche, Menschen zu schädigen“, sagte Vogel. Er sprach von einem „massenhaften antisemitischen Grundrauschen“ auch im nördlichsten Bundesland. „Wir dokumentieren nicht nur Bedrohungen, Sachbeschädigungen und körperliche Angriffe häufiger – wir müssen auch feststellen, dass antisemitische Vorfälle öfter Jüdinnen und Juden sowie Orte jüdischen Lebens adressieren.“

Nach Angaben der Dokumentationsstelle wurden Vorfälle von antisemitischen Aussagen und Beleidigungen, Schmierereien im öffentlichen Raum sowie antisemitische Mails am häufigsten dokumentiert. „Die jungen jüdischen Menschen in Deutschland haben zunehmend weniger Lust, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, in einer Opferrolle aufzutreten und in diese gedrängt zu werden“, sagte der Vizepräsident des Verbandes Jüdischer Studierender Nord, Ari Inger.

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Aufgrund einer Omnipräsenz von Antisemitismus bleibe das Jüdische Leben nach wie vor weit entfernt von Normalität, sagte die Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Viktoria Ladyshenski. „Die Sorge davor, dass man immer und überall mit Antisemitismus konfrontiert werden kann, beunruhigt viele Juden massiv.“

Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus des Landes, Gerhard Ulrich, bezeichnete den Kampf gegen Antisemitismus als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir müssen die Gesellschaft weiter und stärker sensibilisieren und auch befähigen, jeder Form von Antisemitismus entgegenzutreten.“ (dpa)

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