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Zwei Soldatinnen stehen vor einem Panzer.
  • Die beide Soldatinnen der Bundeswehr, Vivian T. (l) und Ramona F. (r).
  • Foto: dpa | Philipp Schulze

„Geht ans Eingemachte“: Soldatinnen schreiben vor Einsatz Testamente

Im Frühjahr soll es für einige Lüneburger Soldaten voraussichtlich nach Mali gehen. Auch Frauen sind darunter. Zur Vorbereitung der Dienstreise in das Krisengebiet gehören Kondolenzbilder, Gespräche mit der Familie und ein Testament.

Ein Testament ist geschrieben, die Lebensversicherungen überprüft, Erinnerungsfotos gemacht – vor einem Auslandseinsatz ist Stabsfeldwebel Ramona F. gut organisiert.

„Mali kann man nicht mit Afghanistan oder dem Kosovo vergleichen“, erzählt die 41-Jährige in der Lüneburger Theodor-Körner-Kaserne. In alle drei Länder reiste die Drohnen-Spezialistin bei ihren bisher sechs internationalen Einsätzen. „Ich habe mir erstmals die Frage gestellt: Geht das gut?“, erzählt sie über einen Einsatz in der westafrikanischen Sahelzone. Zuletzt war die gebürtige Brandenburgerin mit einer Kompanie aus Füssen drei Monate in dem Krisengebiet.

Die Gefahr sei real gewesen. „Die Lage konnte jederzeit umschwenken, es war mit Anschlägen zu rechnen“, berichtet die erfahrene Soldatin. Das Lager sei bewacht gewesen, aber bei Fahrten außerhalb habe man besonders auf Schlaglöcher aufpassen müssen – aus Vorsicht vor Sprengfallen.

Wenig Kontakt zur einheimischen Bevölkerung

Wenig Kontakt gab es mit der verarmten einheimischen Bevölkerung, die Soldaten wohnten spartanisch in Containern. Austausch habe es meist nur mit nigerianischen und schwedischen Militärangehörigen gegeben. Mit den Schwedinnen sogar regelmäßige Treffen. „Sie sind viel integrierter, duschen sogar mit den Männern“, berichtet Ramona F., die in ihrem 20-Mann-Zug die einzige Frau war.

Weil sie ihre Sportsachen dabei hatte, habe es ihr dort an nichts gefehlt. Das habe viele Bekannte zurück in der Heimat gewundert. „Sport, Essen und Schlafen“ war ihr Alltag, die Entbehrungen gehören zum Einsatz dazu. Zuhause habe sie besonders nach sechs Monaten in Afghanistan ihr angenehmes Leben zu schätzen gewusst.

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Sie ist so gut ausgebildet, dass sie für die Auswertung der Luftbilder oft angefragt wird. „Ihr Wissen ist Gold wert“, sagt Martin Mittmesser, Kommandeur des Aufklärungslehrbataillons 3 in Lüneburg. Die Expertin für „unbemannte Luftfahrzeuge“ dient seit 21 Jahren, nur unterbrochen von einem Intermezzo als Streifenpolizistin. Die straffe Organisation der Bundeswehr gefällt ihr besser.

Soldatinnen seit 2001 in den Streitkräften

Am Standort liegt der Frauenanteil mit 10 Prozent etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 13. „Mit 16 Prozent bei den Offizierinnen stehen wir aber ganz gut da“, erzählt der Kommandeur. „Ich hätte gern mehr Frauen hier.“ Seine Diplomarbeit schrieb er einst über das Konfliktverhalten weiblicher Soldaten in der Marine.

Seit 2001 sind Soldatinnen in den Streitkräften willkommen. Eine Vorzugsbehandlung streben sie nicht an. Es gebe keine Frauen-Gruppen, berichtet Vivian T.: „Genau das wollen wir ja nicht. Ich bin Kamerad und hatte nie das Gefühl, anders behandelt worden zu sein.“ Die 28-Jährige hat in diesem Jahr ihre Ausbildung zur Offizierin beendet und soll zu den 150 Soldaten gehören, die im Frühjahr voraussichtlich nach Mali fliegen werden.

„Natürlich macht man sich Gedanken, dass das gefährlich ist. Ich nehme die Aufgabe gern an, das ist ein sinnvoller Auftrag“, sagt die Flugsicherheitsoffizierin. Angesicht der politischen Entwicklungen in Mali ist der Einsatz bis zuletzt ungewiss.

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Die akribische Vorbereitung fängt aber Monate vorher an. Ramona F. kann wertvolle Tipps weitergeben, dazu gehören für manche die eigene Bettwäsche, eine Lieblingsdecke oder Fotos von Familie und Freunden. Und für den Fall der Fälle werden auch Kondolenzfotos gemacht – Trauerbilder für ein würdiges Andenken. „Da geht man ans Eingemachte“, sagt Ramona F. Vor Jahren habe sie noch sofort die Hand gehoben, wenn es um Auslandseinsätze ging. Inzwischen sei sie nicht mehr so euphorisch, sondern bedachter. (dpa/mp)

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