Waldbrand

Im August 1975 wütete in der Lüneburger Heide ein verheerender Waldbrand (Archivbild). Foto: picture-alliance / dpa | Oldershausen

Nach Waldbrandkatastrophe: Wie sich die Feuerwehr in der Lüneburger Heide rüstet

Fünf Feuerwehrleute starben, Tausende Hektar Wald brannten: 1975 richteten Waldbrände in der Lüneburger Heide verheerende Schäden an. Nun ist der Wald resilienter, die Feuerwehren sind gerüstet.

Bei dem verheerenden Waldbrand 1975 in der Lüneburger Heide ist alles zusammengekommen. Die Wetterlage war seit Tagen kritisch, es gab böige Winde, hohe Temperaturen und eine niedrige Luftfeuchtigkeit. Zudem lagerte nach dem starken Sturm drei Jahre zuvor viel trockenes Holz in den Wäldern – bestes Brennmaterial, das sich nach dem ersten Bodenfeuer am 8. August im Landkreis Gifhorn rasend schnell entzündete. 

Gedenken an ehrenamtliche Feuerwehrmänner

„In dem Nadelwald mit vor allem Kiefern konnte sich aus kleinen Bodenfeuern eine Feuerwalze entwickeln“, berichtet Knut Sierk, Leiter der Waldbrandzentrale in Lüneburg, die es damals noch nicht gab. Betroffen waren zwei Regionen, die Südheide um Celle und das Wendland an der Grenze zur damaligen DDR. Das Schlimmste ereignete sich am 10. August, als in einem Feuerwehrauto fünf Wehrleute starben, weil sie von dem Brand eingeschlossen waren. 


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„Sie hatten keine Chance wegzukommen, der Wind hatte gedreht, sie wurden von der Feuerwalze überrollt“, erzählt Sierk. Heute erinnert ein Gedenkstein im Wald in Meinersen im Landkreis Gifhorn an sie, jedes Jahr kommen Feuerwehrleute am 10. August dort zusammen. Zudem starben bei dem Brand auch der damalige Kreisbrandmeister Friedrich Meyer auf dem Weg zum Einsatz sowie ein 21 Jahre alter Polizist, der mutmaßliche Brandstifter verfolgte.

Anwohner aus Celle flüchten 1975 vor dem verheerenden Waldbrand in der Lüneburger Heide. picture-alliance/ dpa | Wolfram Ehrhardt
Celle
Anwohner aus Celle flüchten 1975 vor dem verheerenden Waldbrand in der Lüneburger Heide.

„Das Gedenken an die Opfer von 1975 ist nicht nur eine Frage des Respekts – es ist auch eine Verpflichtung für uns heute, achtsam mit unserer Umwelt umzugehen und den ehrenamtlichen Einsatz unserer Feuerwehren zu würdigen“, sagt Samtgemeindebürgermeisterin Karin Single. Um an die zehntägige Katastrophe zu erinnern, findet am Sonntag eine Gedenkveranstaltung und ein Gottesdienst statt. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) kündigte ihr Kommen an. 

432 Brände in zehn Tagen

Damals brannte es vom 8. August an 432 Mal in der südlichen Lüneburger Heide, in den Kreisen Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und Celle – viermal kam es zu sogenannten Katastrophenbränden. Tausende Hektar Wald, Moor und Heide fielen den Flammen zum Opfer. Feuerwehrleute aus ganz Deutschland, Soldaten sowie Tausende Polizisten, Förster, Zöllner, Grenzschützer und Freiwillige hatten oft nur das Nachsehen. Erst am 18. August war das Flammeninferno unter Kontrolle.

Ermöglicht wurden die Feuer auch durch meteorologische Bedingungen: Seit mehreren Wochen herrschten hohe Temperaturen bis 35 Grad bei 20 Prozent Luftfeuchtigkeit – hinzukam ein fahrlässiger Umgang mit offenen Feuerquellen, wie die Gemeinde-Feuerwehr Meinersen mitteilte.

Albert Wolter, freiwilliger Feuerwehrmann der Altersabteilung, sitzt in einem Kiefernwald unweit von Gorleben, wo 1975 die Waldbrandkatastrophe wütete. picture alliance/dpa/Philipp Schulze
Albert Wolter
Albert Wolter, freiwilliger Feuerwehrmann der Altersabteilung, sitzt in einem Kiefernwald unweit von Gorleben, wo 1975 die Waldbrandkatastrophe wütete.

Einer der Einsatzkräfte war Albert Wolter aus Trebel im Wendland. Er war damals 24 Jahre alt und half beim Löschen. „Das war das Schlimmste, weil es so windig war“, erzählt Wolter. Er brachte sich mit seinen Feuerwehrkameraden rechtzeitig in Sicherheit, als es zu brenzlig wurde.  Mit Gülle- und Tankwagen wurde das Wasser herbeigeschafft, der Kiefernwald mit 5000 Hektar in der Nähe drohte in Flammen aufzugehen. Nur vier Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehr habe es im gesamten Landkreis gegeben. „Mit Hilfe der Bundeswehr wurde der Brand nach Osten abgesichert“, berichtet der Senior. 

Wald ist resilienter, Feuerwehren besser ausgerüstet

Seitdem sind, auch aufgrund der Katastrophe in der Südheide, der Brand- und Katastrophenschutz ausgebaut worden. Erst in den vergangenen Jahren stellte das Land Niedersachsen spezielle Feuerwehreinheiten für Wald- und Wiesenbrände auf. Von der Waldbrandzentrale in Lüneburg aus werden inzwischen 440.000 Hektar Wald überwacht.  Die damalige Waldbrandkatastrophe habe dazu geführt, dass in den 70er und 80er Jahren vorrangig Tanklöschfahrzeuge angeschafft und neue Fahrzeugtypen wie Einsatzleitfahrzeuge entwickelt worden seien, schreibt das Innenministerium. Zeitgleich wurden eine Waldbrandeinsatzkarte entworfen und Löschwasserentnahmestellen im Wald geschaffen. 


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Angesichts des Klimawandels verändern sich die Anforderungen und Herausforderungen für den Brand- und Katastrophenschutz, wie es weiter hieß. An vielen Stellschrauben soll nachgeschärft werden – etwa mit der Anschaffung von außenlastfähigen Hubschraubern für die Polizei. Zusätzlich bestehe für die Brandbekämpfung aus der Luft ein Rahmenvertrag mit einem privaten Dienstleister für einen außenlastgeeigneten Hubschrauber. Zukünftig sollen weitere geländegängige Waldbrandtanklöschfahrzeuge sowie Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz für die neu strukturierten Feuerwehrbereitschaften beschafft werden.

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Wie groß ist die Gefahr einer erneuten Katastrophe? „Ein Brand würde heute nicht mehr diese Dimension wie in den 70er Jahren haben, wir sind besser aufgestellt“, sagt Sierk von den Niedersächsischen Landesforsten. Der Wald sei mit mehr Laubhölzern resilienter, die Ausrüstung der Feuerwehr und die Überwachung deutlich besser geworden.

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