Der Angeklagte (M) steht zu Prozessbeginn zwischen seinen Anwälten im Landgericht.

Der Angeklagte (M.) steht zwischen seinen Anwälten im Landgericht: Ihm wird vorgeworfen, im März 2024 einen 35-Jährigen mit einem Messerstich in den Kopf getötet zu haben. Foto: -/dpa Pool/dpa

Messer-Mord in Stade bei Hamburg: Tumultartige Szenen nach Urteilsspruch

Vor den Augen von Polizisten rammt ein Mann einem anderen Mann ein Messer in den Kopf – mitten in der Stader Innenstadt. Das Opfer erliegt einen Tag später seinen schweren Verletzungen. Zuvor war ein Streit zweier Großfamilien eskaliert. Am Freitag fiel das Urteil am Landgericht in Stade.

Der 35-Jährige muss wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis. Der Deutsche zeigte sich im Prozess geständig, jedoch waren seine Aussagen widersprüchlich. Am Freitag hatte sich der Angeklagte erstmals persönlich im Prozess geäußert. „Es tut mir leid“, sagte er. Es sei nicht seine Absicht gewesen zu töten. „Ich kann mich mit der Tat nicht identifizieren“, sagte er zum Ende des Prozesses.

Er sprach der Opferfamilie sein „herzliches Beileid“ aus. Auch dankte er seinen beiden Verteidigern, dass sie bis zuletzt trotz der „Bedrohungslage“ an seiner Seite geblieben seien. Die Anwälte hatten während des Prozesses berichtet, sie seien von der Opferfamilie bedroht worden.

Vor dem Schuldspruch hatte die Verteidigung des Angeklagten einen Freispruch und die Vernehmung eines neuen Zeugen beantragt. Die Kammer musste entscheiden, ob sie noch einmal in die Beweisaufnahme eintritt. Die Staatsanwältin hatte eine lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld gefordert.

Messer-Mord in Stade: Tumultartige Szenen nach Urteilsverkündung

In der Tat sahen die Richter das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an. Niedrige Beweggründe erkannten sie aber nicht und stellten auch keine besondere Schwere der Schuld fest. Nach dem Urteilsspruch kam es im Gerichtssaal zu tumultartigen Szenen, wie eine dpa-Reporterin vor Ort berichtete.

Vor der Messerattacke waren drei Autos miteinander kollidiert, die Insassen daraufhin ausgestiegen. Dann kam es zum Streit. Polizei Stade
Der Tatort in Stade
Vor der Messerattacke waren drei Autos miteinander kollidiert, die Insassen daraufhin ausgestiegen. Dann kam es zum Streit.

Der brutale Messer-Mord ereignete sich am 22. März 2024 gegen 17.30 Uhr in der Stader Innenstadt. Auf der Straße Beim Salztor waren zunächst an jenem Freitagabend drei Autos miteinander kollidiert und die Insassen ausgestiegen. Der Tat vorausgegangen waren Streitigkeiten der Familien im sogenannten Clan-Milieu. Es kam zu einem Streit, den auch eine zufällig vor Ort befindliche Polizeistreife mitbekam.

Plötzlich zog einer der Männer, ein 34-Jähriger, ein Messer und stach einem 35-Jährigen von hinten in den Kopf – vor den Augen der Polizeibeamten. Auch weitere Männer wurden verletzt. Die Polizisten setzten zunächst Pfefferspray ein, um die Personen zu trennen, und sich dann um die Verletzten zu kümmern.

Polizisten mussten Klinik-Eingänge sichern

Insgesamt wurden vier Männer nach der Erstversorgung durch den Stader Notarzt in die Elbekliniken nach Stade und Buxtehude gebracht. Polizisten mussten vor den Kliniken die Eingänge sichern, um zu verhindern, dass anreisende Familienangehörige der Betroffenen sich Zutritt verschafften.

15 Streifenwagen waren im Einsatz, um den Tatort und die Kliniken zu sichern und die Fahndung nach den Tätern zu übernehmen. Der 35-Jährige erlag am nächsten Nachmittag seinen schweren Verletzungen.

Die Beamten sperrten die Straße Beim Salztor, sicherten die ganze Nacht lang Spuren und vernahmen Zeugen. Taucher der Feuerwehr suchten auch das Stader Hafenbecken nach Beweismitteln ab.

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