Wärmepumpen-Hersteller stellt 1000 Mitarbeiter ein – und meldet jetzt Kurzarbeit an
Das Hickhack ist beendet, das Heizungsgesetz längst verabschiedet und seit einer Woche können die Förderanträge für Wärmepumpen gestellt werden. Trotzdem hat jetzt der auf Wärmepumpen spezialisierte Hersteller Stiebel Eltron in Holzminden (Niedersachsen) Kurzarbeit angemeldet. Denn die Nachfrage nach Wärmepumpen ist eingebrochen, ein Sprecher spricht deshalb sogar von einer „Kampagne“.
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Das Hickhack ist beendet, das Heizungsgesetz längst verabschiedet und seit einer Woche können die Förderanträge für Wärmepumpen gestellt werden. Trotzdem hat jetzt der auf Wärmepumpen spezialisierte Hersteller Stiebel Eltron in Holzminden (Niedersachsen) Kurzarbeit angemeldet. Denn die Nachfrage nach Wärmepumpen ist eingebrochen, ein Sprecher spricht deshalb sogar von einer „Kampagne“.
Die Ziele sind hoch gesteckt: Um zügig von Öl- und Gasheizungen wegzukommen, sollen nach den Vorstellungen der Bundesregierung jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen in Deutschland installiert werden. Dieses Ziel schien 2023 zunächst gar nicht so unrealistisch. Die Energiekrise mit hohen Heizkosten befeuerte den Austauschwillen, ebenso die angekündigten Fördergelder. Insgesamt wurden 356.000 Wärmepumpen verkauft, ein Zuwachs um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Doch dann kam im zweiten Halbjahr 2023 das Hickhack um das Heizungsgesetz, die Öl- und Gaspreise sanken wieder und bei vielen Hausbesitzern nahm die Bereitschaft deutlich ab, sich zeitnah eine Wärmepumpe einbauen zu lassen. Als dann auch noch unklar war, ob die Fördergelder überhaupt bereitgestellt werden können, sank die Nachfrage rapide. Als erstes meldete der Heizungsbauer Vaillant schon im Herbst Kurzarbeit an.
Planbarkeit: Heizungsgesetz und Fördergelder stehen fest
Und auch jetzt, wo das Gesetz verabschiedet ist und seit einer Woche auch die Förderanträge gestellt werden können, ist noch keine Erholung in Sicht. „Es gab ja regelrecht eine Kampagne gegen die Wärmepumpe“, sagt Pressesprecher Henning Schulz von Stiebel Eltron. Das Unternehmen aus Holzminden im südlichen Niedersachsen ist spezialisiert auf Wärmepumpen. Es sei kein Wunder gewesen, dass am Ende die Nachfrage einbrach. „Befördert wurde das auch noch dadurch, dass erst das Gesetz kam und die Fördertöpfe dann später.“
Nun ist auch bei Stiebel Eltron Kurzarbeit angesagt: ein Drittel der Belegschaft arbeitet vier statt fünf Tage pro Woche. Es gibt schlicht nicht genug zu tun für alle. „Die Auftragseingänge für Wärmepumpen sind ab Herbst 2023 spürbar zurückgegangen“, so Dr. Kai Schiefelbein, Vorsitzender der Geschäftsführung.
„Wir setzen auf Kurzarbeit, um die Delle bei der Nachfrage zu überbrücken“, so Sprecher Schulz zur MOPO. Der Hersteller ist aber zuversichtlich, dass die Nachfrage spätestens ab Sommer wieder anzieht und man dann die Mitarbeiter wieder brauche. Daher wolle man jetzt niemanden entlassen. Dass Wärmepumpen nun knapp werden auf dem Markt, davon geht er nicht aus.
Das Jahr 2023 war für Stiebel Eltron nicht schlecht gelaufen, der Jahresumsatz des international agierenden Unternehmens lag bei 1,25 Milliarden Euro. Stiebel Eltron hat 6000 Beschäftigte weltweit.
Stiebel Eltron Holzminden meldet Kurzarbeit an
Stiebel Eltron hatte wie andere Hersteller nach Verhandlungen mit der Politik seit zwei, drei Jahren schon die Produktion hochgefahren. Damit auch ausreichend Wärmepumpen da sind, wenn das Gesetz kommt. Deshalb wurden bei Stiebel Eltron in den vergangenen Jahren 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen.
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Zum 100. Geburtstag des Unternehmens kam Niedersachsens Energie- und Klimaschutzminister Christian Meyer (Grüne) zum Firmensitz. „Die Menschen haben jetzt Planungssicherheit und der Bund fördert die Wärmepumpe mit bis zu 70 Prozent.“ Meyer versicherte, dass Niedersachsen sich auch für ein Senken der Strompreise im Zuge des Ausbaus der Eneuerbaren Energien einsetze. Meyer: „Im vergangenen Jahr hat Niedersachsen erstmals seinen kompletten Strombedarf aus Erneuerbaren Energien gedeckt. Schon jetzt sind strombetriebene Wärmepumpen klimaneutral.“
Die Förderanträge werden jetzt von der KfW bearbeitet. Wer gucken will, ob und wie viel Förderung er bekommen würde, kann das auf der Internetseite der KfW machen. Wärmepumpen sind richtig teuer. Gefördert werden bis zu 70 Prozent der Kosten – aber gedeckelt auf einen Wärmepumpenpreis pro Haus von 30.000 Euro. Tatsächlich liegen die Kosten für Pumpe und Einbau aber oft eher bei 35.000 bis 40.000 Euro, je nach Region. Und wer nicht ein sehr niedriges Einkommen hat, bekommt auch „nur“ 50 statt 70 Prozent Fördergeld.