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  • Die EU will das Kupfergeld abschaffen – die Ferieninsel Wangerooge wird bereits nicht mehr mit den Münzen beliefert.
  • Foto: dpa

Experiment : Kein Kupfergeld mehr auf beliebter Ferieninsel

Wangerooge –

Sie sind schwer im Portemonnaie, verstauben zu Hause in Sparschweinen oder Marmeladengläsern und sind teuer in der Herstellung und im Transport. Die Rede ist vom Kupfergeld. Die EU-Kommission überlegt daher schon seit längerem die Münzen abzuschaffen. Auf der Ferieninsel Wangerooge ist das bereits geschehen.

Seit Ende 2019 bekommt Wangerooge kein Kupfergeld mehr, weil man die Münzen bei Ebbe häufig nicht günstig mit der Fähre, sondern teuer per Luftfracht mit dem Flieger auf das Eiland bringen musste. Verschwunden sind die Ein-, Zwei- oder Fünf-Cent-Münzen jedoch nicht. Deswegen müssen die Geschäftsleute selber schauen, wie sie an Wechselgeld kommen.

„Ich glaube, dass alle Gewerbetreibenden eine Lösung gefunden haben“, sagt Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos). Wer viel Münzgeld habe, gebe dem anderen einfach etwas ab. Oder ein Händler hole für mehrere Kollegen Münzen vom Festland. In diesem Jahr habe auch die Pandemie das Problem entschärft, sagt er. „Die Kartenzahlungen haben mit Corona zugenommen.“ Der Trend gehe ohnehin zum digitalen Zahlungsverkehr.

Kein Kupfergeld auf Wangerooge: Transport war zu Teuer

Das berichtet auch Rüdiger Mann, dem einer der zwei Supermärkte auf der Insel gehört: „Wir haben einen spürbaren Anstieg bei Kartenzahlungen gehabt.“ Das sei auch eine Generationsfrage. „Die jungen Leute sind die, die sofort die Karte zücken.“

Hotels, Restaurants, Boutiquen – die meisten Unternehmen auf Wangerooge rechnen ohnehin nur mit Euro, nicht mit Cent. Aber in den Supermärkten, in der Bäckerei, Apotheke oder im Buchladen spielt das Wechselgeld eine Rolle. Die Diskussion mit Kunden, ob ein Betrag auf- oder abgerundet wird, ist vielen Geschäftsleuten zu mühselig.

Abschaffung des Münzgeldes: Insel könnte Vorreiter sein

Die Volksbank Jever, die als einzige noch mit einer Filiale auf Wangerooge vertreten ist, hatte im November 2019 entschieden, kein Kupfergeld mehr zu liefern. Die Bank habe keine negativen Rückmeldungen von der Insel bekommen, sagt Vorstand Martin Schadewald. Für die Bank und die Kunden sei der Umgang mit dem Kleingeld zu teuer gewesen. Die Kosten für Transport, Zählen, Prüfen und Verpacken der Münzen hätten den Geldwert überstiegen.

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Laut Schadewald könnte Wangerooge eine Vorreiterrolle bei einem vollständigen Verzicht auf Bargeld spielen. Das sei ein Projekt der Digitalisierung und Nachhaltigkeit. „Wir müssen eigentlich dahin, dass die Insel bargeldlos wird“, so der Bank-Vorstand.

Zwei Drittel der Deutschen sind für die Abschaffung

In Euro-Ländern wie Finnland, Irland und den Niederlanden spielen Münzen von ein oder zwei Cent schon keine Rolle mehr. Auch die EU-Kommission will die kleinen Münzen am liebsten abschaffen.

Zwar hängt man gerade in Deutschland am Bargeld, jedoch hat die jüngste Abfrage der EU ergeben, dass inzwischen zwei Drittel der Deutschen für die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen sind. Auch die große Mehrheit im Euroraum befürwortet die Abschaffung des Kupfergeldes. (alu/dpa)

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