Dramatischer Start ins Leben: Wie Kälbchen Feli seine neue Familie fand
Dramatischer hätte der Start ins Leben für das Rinderkalb Feli nicht sein können: Gleich nach der Geburt verstarb die Mutter des kleinen Kuhmädchens. Der Rinderhalter war überfordert und überließ dem Ehepaar Melli und Dennis Solle das 12 Stunden alte Babykalb. Für die Familie mit dem kleinen Hobby-Bauernhof im Landkreis Stade begann ein Wettlauf gegen die Uhr, denn so ein neugeborenes Rinderkind braucht eine ganz spezielle Babynahrung, die es nicht um die Ecke im Gläschen zu kaufen gibt.
Dramatischer hätte der Start ins Leben für das Rinderkalb Feli nicht sein können: Gleich nach der Geburt verstarb die Mutter des kleinen Kuhmädchens. Der Rinderhalter war überfordert und überließ dem Ehepaar Melli und Dennis Solle das zwölf Stunden alte Babykalb. Für die Familie mit dem kleinen Hobby-Bauernhof im Landkreis Stade begann ein Wettlauf gegen die Uhr, denn so ein neugeborenes Rinderkind braucht eine ganz spezielle Babynahrung, die es nicht um die Ecke im Gläschen zu kaufen gibt.
„Biestmilch“ heißt die nahrhafte Milch, die Mutterkühe nur in den ersten fünf Tagen nach einer Geburt produzieren. Kälbchen brauchen sie unbedingt in den ersten 24 Stunden ihres Lebens, um ein eigenes Immunsystem aufzubauen. Die Familie legte los: Während die beiden Töchter zu Hause schon mal den Schuppen ausräumten und Platz schafften für das neue Familienmitglied, versuchte Mutter Melli (43), das unterkühlte Kalb zu wärmen – und Vater Dennis (46), klapperte in Windeseile alle Milchbauern im Umkreis ab. Eigentlich kümmert er sich als Schiffsplaner um die Beladung von RoRo-Schiffen, aber nun konnte er einen ganz besonderen Erfolg verkünden: „Nach zwei Stunden und über zehn Ecken habe ich dann die warme Aufzuchtsmilch bekommen.“ Warm heißt: frisch aus dem Euter.
Kalb Feli erobert alle Herzen
Die erste Hürde war genommen. „Als Feli dann auch gleich die Milch getrunken hatte, waren wir alle so sehr erleichtert“, erinnert sich Melli, Tierfreundin und selbstständige Geschäftsfrau. Das verwaiste Kälbchen mit dem goldfarbenen Fell und der rosa Nase hatte die Herzen der Familie erobert!

Wie es zu dem ungewöhnlichen „Geschenk“ auf vier Staksbeinen gekommen ist? Dennis: „Ich glaube, der Bauer hat auf unsere Hilfe spekuliert. Denn er liefert uns immer Heu und Stroh, nur an diesem Tag eben nicht. Also sind wir zu ihm hingefahren.“ Melli ergänzt: „Und da stand Feli ganz alleine ohne Mutter. Der Bauer zuckte mit den Schultern, da habe ich ihn gefragt, ob wir helfen können. Er wirkte ziemlich erleichtert, als er uns das Kalb überließ. Andere Mutterkühe lassen ja leider fremde Kälber nicht an sich heran.“
Aber noch hieß es bangen. Erst nach fünf Tagen unter der Wärmelampe, immer wieder gefüttert mit der Flasche, wusste die Familie: Feli ist über den Berg. Immer neugieriger wurde das Tierkind und machte die heimische Terrasse unsicher. Feli ist ein Limousin-Rind, eine französische Rasse, die für die Fleischproduktion gehalten wird. Noch ist die Mini-Kuh klein und niedlich, aber erwachsene Limousin-Rinder bringen es auf stolze 700 Kilo.
Später soll Feli in einer Herde leben
Der Schuppen am Haus, beliebt bei den drei Hunden und den drei Katzen der Familie, war nur für die ersten Tage als provisorischer Kälberstall geeignet. Das neue Familienmitglied soll natürlich möglichst artgerecht aufwachsen und das heißt für Rinder: Leben in einer Herde. Drei ausgewachsene Hochlandrinder hat die tierliebe Familie auf ihrer privaten Weide schon. Wie alle Tiere auf dem Hof müssen sie keine Angst vor dem Schlachter haben und dürfen ihr Leben einfach genießen.

Bis Feli im Kreise ihrer gehörnten Artgenossen grasen und wiederkäuen darf, dauert es aber noch: „Die Gefahr, dass Feli sich ohne den Schutz eines Muttertiers an den Hörnern verletzt, war zu groß“, erklärt Meli.
Das Kälbchen zog also erst einmal in den Stall, in dem schon Hühner, Gänse und Puten leben, sowie zwei Pferde. Was fehlte, war: ein gleichaltriger Freund. Das Babykalb braucht sozialen Kontakt, am besten zu einem anderen Flaschenkind. Dennis machte sich auf die Suche nach einem Spielkameraden für die kleine Feli – und wurde in Schleswig Holstein fündig: Ein Schäfer wollte das Flaschenlamm Manni abgeben. Der kleine Schafsbock entpuppte sich absoluter Glücksgriff, erzählt Melli: „Die beiden mochten sich sofort. Manni ist einen Monat älter als Feli. Er hat ihr gleich gezeigt, dass Gras zum Fressen da ist, und dass sie sich lieber von dem stolzen Gänsevater fern halten sollte. Die beiden toben, raufen und kuscheln.“
Rinder können bis zu 25 Jahre alt werden
Die Spielwiese der beiden Tierkinder liegt direkt neben der großen Weide für die Hochlandrinder. Das ist praktisch: So können das Kalb und seine zukünftige Herde einander schon mal aus sicherer Entfernung kennenlernen und Kontakt aufnehmen. Wenn alles gut geht, liegt ein langes, glückliches Rinderleben inmitten ihrer Artgenossen vor Feli: 25 Jahre können Limousin-Rinder alt werden.
Das könnte Sie auch interessieren: Seniorenheu und Fiebermessen: Wie lebt es sich in einem Altersheim für Schafe? (+)
Doch jetzt springt das Baby noch ausgelassen zwischen Federvieh und Mensch herum. Melli freut sich: „Wir sind alle so glücklich mit Feli. Als ich sie das erste Mal sah, war sie so ein Häufchen Elend. Jetzt springt sie hier durch den Stall. Wenn sie einen mit ihrer großen Nase anstupst, ist das so süß.“ Ein Notfall, der zum Glücksfall wurde.