Enorme Spritpreise: So wehren Sie sich gegen Abzocke an der Autobahn-Tanke
Norddeutschlands Autofahrer reiben sich erstaunt die Augen: Denn wer in die Verlegenheit kommt, an einer Autobahnraststätte tanken zu müssen, wird das Gefühl nicht mehr los, unter die Räuber gefallen zu sein. Sprit an Autobahn-Tankstellen ist in Norddeutschland um bis zu 60 Cent teurer als bei Markentankstellen außerhalb des Highways! So hoch war die Preisdifferenz wohl noch nie. Die MOPO fragt nach: Wie rechtfertigen Aral, Shell & Co solche Mondpreise? Und die MOPO erklärt: So können sich Autofahrer wehren!
Norddeutschlands Autofahrer reiben sich erstaunt die Augen: Denn wer in die Verlegenheit kommt, an einer Autobahnraststätte tanken zu müssen, wird das Gefühl nicht mehr los, unter die Räuber gefallen zu sein. Sprit an Autobahn-Tankstellen ist in Norddeutschland um bis zu 60 Cent teurer als bei Markentankstellen außerhalb des Highways! So hoch war die Preisdifferenz wohl noch nie. Die MOPO fragt nach: Wie rechtfertigen Aral, Shell & Co solche Mondpreise? Und die MOPO erklärt: So können sich Autofahrer wehren!
MOPO-Leser Friedrich G. (55) war Ende vergangener Woche auf der A7 zwischen Hannover und Hamburg unterwegs. „Ich hatte vor Fahrtantritt dummerweise vergessen zu tanken und habe dann plötzlich bemerkt, dass die Tanknadel bedrohlich tief gesunken war. Ich bin dann an einer Raststätte raus, ohne auf den Preis zu achten.“
„Ich habe das Tanken sofort abgebrochen, als ich den Preis sah“
G. fiel aus allen Wolken: „Der Zapfhahn befand sich schon im Tankstutzen, erst da bemerkte ich, dass die mir pro Liter Super 2,39 Euro abknöpfen wollten“, schildert es G. der MOPO. „Das war der kürzeste Tankvorgang meines Lebens, denn ich habe sofort abgebrochen, die 50 Cent bezahlt, bin an einer der nächsten Abfahrten rausgefahren und hab mir eine andere Tankstelle gesucht. Es hat gar nicht lange gedauert – die gleiche Marke: Aral. Aber mit einem ganz anderen Preis: 1,77 Euro.“

Friedrich G. ist stinksauer: „Wenn Sie mich fragen, was da auf den Raststätten läuft, dann nenne ich das pure Abzocke. Die Mineralölkonzerne spekulieren auf Kunden, die nicht auf den Preis achten, auf Leute, die im Dienstwagen unterwegs sind und sich um den Preis nicht kümmern müssen oder die so dringend tanken müssen, dass sie keine andere Wahl haben.“

Auch der ADAC ist von dem, was sich gerade an Autobahnraststätten abspielt, erstaunt. „Dass das Tanken dort um 40 Cent teurer ist als außerhalb von Autobahnen, das kommt durchaus vor und ist leider normal“, sagt Andreas Hölzel, Spritpreis-Experte des ADAC in München. „Aber 60 Cent, wie es offenbar bei Ihnen im Norden derzeit der Fall ist, das haben wir bundesweit bislang noch nicht beobachtet.“
2,39 Euro für einen Liter Super – rund 60 Cent mehr als außerhalb der Autobahn
Die MOPO hat Stichproben gemacht und die Preise recherchiert, die am Montag, 20. Februar 2023, auf Raststätten entlang der A7 verlangt wurden. Das Resultat bestätigt die Erfahrungen, die Leser Friedrich G. gemacht hat:
- Bei der Aral-Station an der Raststätte Lüneburger Heide Ost bei Bispingen kostete (Stand 10.30 Uhr) der Liter Super 2,39 – und war damit 59 Cent teurer als bei der nur wenige Kilometer entfernten Aral-Station im Heide-Örtchen Egestorf (Landkreis Harburg).
- Auch auf der Gegenrichtung, bei der Shell-Station auf dem Rastplatz Lüneburger Heide West, kostete der Liter Super 2,39 Euro.
- Und schließlich verlangte auch die Aral-Station auf der Raststätte Allertal West (bei Buchholz) 2,39 Euro für einen Liter Super.

Was sagen die Mineralölkonzerne dazu? Sie schweigen. Shell reagiert auf die MOPO-Anfrage erst gar nicht. Aral meldet sich zwar, aber Sprecherin Eva Kelm bedauert, dass Fragen zur Preisbildung „aus kartellrechtlichen Gründen nicht beantwortet werden können“.
„Das Betreibermodell von Tank & Rast hat solche Preise zur Folge“
Aber immerhin war der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (so heißt der ehemalige Mineralölwirtschaftsverband MWV inzwischen) zu einer Stellungnahme bereit. Sprecher Alexander von Gersdorff gibt den Autoraststätten-Betreiber Tank & Rast die Schuld an den Preisen: „Das Betreibermodell von Tank & Rast mit der Versteigerung eines Großteils der Konzessionen hat zu einer deutlich höheren finanziellen Grundlast für die Tankstellengesellschaften geführt“, so von Gersdorff. „Der Preisabstand zu Straßentankstellen hat sich durch die Versteigerungen somit vergrößert. Ansonsten wäre die Wirtschaftlichkeit im Kraftstoffverkauf an der Autobahntankstelle für die Gesellschaften nicht mehr gewährleistet.“

Zum Hintergrund: Der ehemals staatliche Autobahntankstellen-Monopolist Tank & Rast war 1998 vom Bund privatisiert und überwiegend an Private-Equity-Firmen verkauft worden. Seither werden die Konzessionen für den Betrieb einer Autobahntankstelle meistbietend versteigert – zuletzt 2022. Nach MOPO-Informationen machte Tank & Rast dabei doppelt so viel Profit wie vorher. Die teuren Konzessionen fließen natürlich in den Benzinpreis mit ein.
Gegenüber der MOPO weist Tank & Rast allerdings jede Verantwortung von sich. „Auf die Verkaufspreise für Kraftstoffe haben Tank & Rast und seine Franchisepartner keinen Einfluss“, so Sprecher Dietmar Thomas. „Die Kraftstoffpreise an Autobahntankstellen werden allein von den Mineralölgesellschaften festgesetzt. Diese entscheiden auch nach eigenem Ermessen darüber, welche Marge sie erzielen wollen.“ Thomas fügt hinzu: „Auch wir haben ein Interesse an attraktiven Kraftstoffpreisen, da so mehr Kunden die Tankstellen und damit auch unsere Raststätten anfahren.“
ADAC rät: Raststätten meiden und vor der Tour günstige Tankstellen recherchieren!
Was kann nun der Endverbraucher tun, um dem Preiswucher zu entgehen? Autobahnraststätten meiden! „Wir als ADAC können die Autofahrer nur dazu anhalten, sich preisbewusst zu verhalten, das zahlt sich am Ende für alle aus“, so ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. „Denn dann wächst der Druck auf die teuren Anbieter, die Preise zu senken.“
Wer eine Reise mit dem Auto plant, sollte erstens vor Antritt volltanken und sich zweitens rechtzeitig informieren, wo auf der Reiseroute in der Nähe der Autobahn günstige Tankstellen zu finden sind. Das lässt sich am leichtesten mit Hilfe von speziellen Apps ermitteln. Die bekannteste heißt „ADAC Spritpreise“.