Benutzt und ausgebeutet: Das harte Leben der „Lovemobil“-Huren
Von außen sehen sie aus wie Hippie-Wohnmobile, aber hinter den zugezogenen Vorhängen und blinkenden Lichterketten versteckt sich eine Welt, in der die Liebe ein Geschäft ist und alles, auch Gewalt, seinen Preis hat. An vielen Landstraßen in Niedersachsen und rund um Hamburg stehen „Lovemobile“ auf verlassenen Parkplätzen und an Waldwegen, in denen Frauen anschaffen. Vier Jahre lang hat die Filmemacherin Elke Margarete Lehrenkrauss die Frauen begleitet und ihren Alltag in einem bewegenden Film dokumentiert.
50-70 Euro zahlen die Frauen für die altersschwachen Wohnmobile, in denen sie Tag und Nacht auf Männer warten. „Es ist nicht nur ein Film über Prostitution. Es geht um Machtstrukturen und Kapitalismus“, betont die Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss.
Benutzt und ausgebeutet: Der Film zeigt das harte Leben der „Lovemobil“-Huren
Der Dokumentarfilm wurde bereits auf internationalen Festivals gefeiert und tourt jetzt durch Deutschland. Großes Lob bekam der Film vor allem, weil er den Frauen auf Augenhöhe begegnet, ganz nah dran ist – so nah, dass es fast schon weh tut.
„Ein schonungslos gefährliches und schrecklich einsames Porträt“, „die Frauen sind wie Geister“, so urteilen Filmkritiker des „Threat Movie Guide“, . Rita aus Nigeria und Milena aus Bulgarien erzählen, von ihrem alltäglichen Kampf Anschaffen zu gehen. Die Tristesse und Melancholie der Hoffnung, auf ein besseres Leben, ist ihnen anzusehen. Die Doku zeigt Prostituierte, „die viel zu selten eine Stimme und ein Gesicht haben“ – Zitat der Süddeutschen. Jeder weiß, dass es sie gibt, viele gehen zu ihnen hin, aber keiner nimmt sie wahr: „Sie vergessen, dass du ein Mensch bist“, erklärt Rita.
Zwischen Vertrauten und Geschäftsfrau
Und dann ist da noch Uschi: die alte, qualmende Frau sieht mitgenommen aus. Sie ist die Vermieterin der „Mobilheime der Liebe“, selbst hat sie einen ähnlichen Lebenslauf wie viele der jungen Frauen. Gefangen in der Prostitution, hat sie den Weg nie komplett heraus geschafft. Stattdessen ist sie wahrscheinlich für viele Mädchen der Blick in die eigene Zukunft. Mal Vertraute, mal knallharte Geschäftsfrau. „Die Frauen sitzen dort nicht angekettet, aber sie sind auch nicht freiwillig da. Sie sind in einer Zwischenwelt gefangen“, sagt Lehrenkrauss. In einer Parallelwelt voller Angst, die Nächste im Straßengraben zu sein. Während der Dreharbeiten seien zwei Morde passiert, erzählt die Regisseurin.
Lovemobil: Ungeniert und unzensiert
Viele der Freier lassen sich ungeniert beim Sex filmen. Explizite Szenen zeigt Lehrenkrauss jedoch nicht. Im Film wird klar: Jedes Mal dasselbe Schauspiel. Die Freier kommen vorzugsweise in der Nacht – Scheinwerfer durchbrechen die Dunkelheit. Am Fenster wird verhandelt und dann kommt die Angst. Die Angst vor Misshandlung, die Angst zu sterben, die Angst vor den Wünschen der Kunden „Sie mögen es mit den Absatzschuhen zu spielen. Manchmal auch in mir drinnen“, Milenas Leid ist ihr anzusehen.