Bei Touristen ist die Lüneburger Heide sehr beliebt.(Symbolbild)

Bei Touristen ist die Lüneburger Heide sehr beliebt.(Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa/Philipp Schulze

Bei Touris sehr beliebt: Doch dieser Berufsgruppe fehlt der Nachwuchs

Die Lüneburger Heide ist eines der beliebtesten Touristenziele in Niedersachsen. Eine Kutschfahrt gehörte früher einfach dazu, doch den Kutschern fehlt der Nachwuchs. Doch inzwischen gibt es auch motorisierte Alternativen.

Eine ruckelige, gemütliche Fahrt mit der Kutsche gehört für viele Touristen zur Lüneburger Heide dazu. Die meisten Kutscher kommen aber ins Rentenalter, an den gängigen Treffpunkten stehen nur noch wenige Gespanne. Und kaum einer macht den Halbjahres-Job noch hauptberuflich. Das Gegenmodell verkörpert Britta Alpers aus dem pferdeverrückten Dörfchen Döhle in der Gemeinde Egestorf (Landkreis Harburg) in der Nähe der A7.

Kutscherin Britta Alpers feiert 30-jähriges Jubiläum

Im vergangenen Jahr feierte sie ihr 30-jähriges Jubiläum als Touristenführerin mit zwei Vierbeinern vor sich. 2018 kündigte sie sogar ihre Stelle als Sozialpädagogin im Kindergarten und verschrieb sich ganz ihrem Hobby. Zwei Gespanne und eine Hochzeitskutsche werden abwechselnd von den vier Alt-Oldenburger Warmblütern gezogen.

Britta Alpers feierte bereits ihr 30-jähriges Jubiläum als Kutscherin in der Lüneburger Heide. picture alliance/dpa/Philipp Schulze
Britta Alpers feierte bereits ihr 30-jähriges Jubiläum als Kutscherin in der Lüneburger Heide.
Britta Alpers feierte bereits ihr 30-jähriges Jubiläum als Kutscherin in der Lüneburger Heide.

„Meine Pferde haben eine Drei-Tage-Woche, sie bekommen auch alle eine Mittagspause um zu fressen“, erzählt die 57-Jährige lächelnd auf ihrem Kutschbock. Sie fährt Familien und viele Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, über hügelige Wege an Orte wie das autofreie Heidedorf Wilsede.

Lüneburger Heide: Es finden sich keine Kutscher-Nachfolger

Mit feinem Gespür lenkt sie die sechsjährige Bella und den ein Jahr jüngeren Bommel über das Kopfsteinpflaster in Richtung Naturschutzgebiet. Das Geklapper ist leise. Warum, erklärt sie ihren Gästen bei ihrer morgendlich frischen Frühlingsausfahrt: „Die Pferde haben Kunststoffeisen unter den Hufen, das ist gelenkschonender. Und sie rutschen auf dem Kopfsteinpflaster in der Heide nicht weg.“



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Überhaupt ist Alpers im ständigen Austausch mit Physiotherapeuten und Ärzten zur Gesundheit ihrer Schützlinge. Bella ist erst seit Kurzem wieder voll belastbar. Eine orthopädische Schiefstellung ließ sie unrund laufen. Mit Aquatraining auf einem Spezialhof in der Nähe wurde die Muskulatur aufgebaut, eine Physiotherapeutin lockerte zudem Blockaden. „Mir ist das Tierwohl unglaublich wichtig“, betont die Pferdewirtin.

Alpers fährt fast ausschließlich vorgebuchte Touren und ist besonders zur Heideblüte im Hochsommer voll ausgelastet. Dennoch wird das Angebot in der Heide immer kleiner: „Wir werden von Jahr zu Jahr weniger, die Alten hören auf und finden keine Nachfolger.“

Alternative zur Pferdekutsche in der Lüneburger Heide

Touren zur Entschleunigung bieten auch Antje und Arne Soetebier entlang des Naturschutzgebietes an. Das Besondere: In Nostalgie-Bullis mit 48 PS und ohne Antiblockiersystem (ABS) juckelt das Heidebulli-Team über die Landstraßen. Im Mai wird das Zwei-Personen-Unternehmen fünf Jahre alt. „Wir haben trotz Corona das Beste daraus gemacht“, sagt Soetebier, der in seinem Hauptberuf als Produktionsingenieur im Flugzeugbau vom Wohnort Eyendorf an der A7 nach Hamburg pendelt.

Antje und Arne Soetebier bieten Touren in Bullis entlang der Lüneburger Heide an. picture alliance/dpa/Philipp Schulze
Antje und Arne Soetebier bieten Touren in Bullis entlang der Lüneburger Heide an.
Antje und Arne Soetebier bieten Touren in Bullis entlang der Lüneburger Heide an.

Am Wochenende lenkt er die liebevoll nach den Großeltern des Ehepaars benannten Bullis Frieda, Hilde, Karl oder Oskar. Die Heidschnuckentour von Undeloh über 85 Kilometer dauert 2,5 Stunden – an vielen markanten Punkten wird gehalten. Die Oldtimer dürfen die geschützten Waldwege nicht befahren. „Wir wollen, dass die Menschen die Natur wahrnehmen und sie animieren wiederzukommen“, sagt der Ingenieur.

Oldtimer fahren in Schrittgeschwindigkeit über die Straßen

Auf die Geschäftsidee kam das Paar, weil Oskar – Baujahr 1969 – immer öfter als Hochzeitsfahrzeug angefragt wurde. Platz ist auf den mit Merinoschaffellen belegten Sitzen für Braut und Bräutigam sowie Trauzeugen. „Wir hatten auch schon Kunden, die das Brautpaar mit einem Fotoshooting in der Heide überraschen wollten“, berichtet Antje Soetebier. Die gelernte Hotelfachfrau ist für die Buchungen und individuelle Arrangements verantwortlich.

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Bis zu sechs Fahrer beschäftigt das Paar in der Hochsaison zur Heideblüte im Sommer. Sie sind geschult auf die Besonderheiten der Gefährte ohne Anschnallgurte hinten und unterhalten mit historischen Geschichtchen und Anekdoten. Kinder werden erst ab zwölf mitgenommen, Hunde gar nicht.

In Schrittgeschwindigkeit fahren die Oldtimer über die Straßen und machen an Aussichtspunkten um das Naturschutzgebiet Halt. Nicht nur bei Touristen sind die Touren beliebt, manch Heidjer wundert sich über Geheimtipps.

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