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„Mein Schiff 3“: „Knastähnliche Zustände“: Schlechte Nachrichten vom Quarantäne-Kreuzer

Cuxhaven –

Das Schwesterschiff „Mein Schiff 6“ sollte der vom Coronavirus betroffenen „Mein Schiff 3“-Crew zur Hilfe eilen: Am Dienstagmorgen sollte das Kreuzfahrtschiff eigentlich ebenfalls in Cuxhaven anlegen und die negativ getesteten Crewmitglieder der Mein Schiff 3an Bord nehmen. Doch die Behörden stoppten den Crew-Wechsel in letzter Sekunde. Die Versorgung sei auf Grund der reduzierten „Mein Schiff 6“-Crew nicht gewährleistet.

Kein Ende in Sicht. Zunächst konnte die Besatzung des Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 3“ aufatmen. Die „Mein Schiff 6“ sollte negativ getestete Crewmitglieder an Bord holen. Derzeit ist noch das gesamte Schwesterschiff in Cuxhaven unter Quarantäne gestellt. Für viele Crewmitglieder soll es aber trotzdem bald nach Hause gehen.

Mein Schiff 3: Jetzt kommt Hilfe

Die Heimreise war bereits vor einigen Tagen geplant gewesen, doch dann kam Corona. Nach dem Einlaufen in Cuxhaven hatten sich laut Tui Cruises einige Besatzungsmitglieder mit grippeähnlichen Symptomen an das Bordhospital gewandt. Die Betroffenen wurden isoliert, das gesamte Schiff mit insgesamt 2900 Besatzungsmitgliedern unter Quarantäne gestellt.

Im Laufe des Dienstages sollen die abschließenden Ergebnisse der Tests vorliegen. Bislang wurden rund zwei Drittel der Tests ausgewertet. Sie bestätigen bei acht Besatzungsmitgliedern eine Infektion, das teilte Tui Cruises am Montagabend mit.

Corona: „Mein Schiff 6“ sollte gesunde Crewmitglieder aufnehmen

Die „Mein Schiff 6“ sollte eigentlich negativ getestete Crewmitglieder an Bord nehmen. „Nach einer Neubewertung der Situation am späten Montagabend wurden dieser Anlauf und ein Crew-Wechsel zunächst ausgesetzt“, so Tui Cruises am Dienstag. Die Behörden haben den Crew-Wechsel gestoppt. Der Grund: Durch die reduzierte Crew könne die Versorgung der zusätzlichen Besatzungsmitglieder nicht gewährleistet werden. Die „Mein Schiff 6“ bleibe aber in der Nähe, anlegen würde sie in Cuxhaven allerdings nicht.

Rund 900 Besatzungsmitglieder der „Mein Schiff 3“ sollen nach jetzigen Plänen am 8. und 11. Mai mit Charterflügen nach Indonesien und in die Ukraine zurückfliegen. 160 Crewmitlieder fliegen am 8. Mai von Hamburg aus nach Kiew. Es reisen den Angaben zufolge nur Crewmitglieder, die negativ auf Covid-19 getestet wurden. Ob und wann die Quarantäne für das Schiff aufgehoben werden kann, entscheiden die Behörden.

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„Wir freuen uns über die große Mehrzahl der bisherigen negativen Testergebnisse und hoffen, dass der Krankheitsverlauf der acht positiv auf Covid-19 getesteten Besatzungsmitglieder weiterhin mild verläuft“, sagte Wybcke Meier, Vorsitzende der Geschäftsführung von Tui Cruises, mit Erleichterung.

Corona auf Mein Schiff 3: Kritik von Crewmitgliedern

Doch die Nerven an Bord liegen blank. Nach Informationen des NDR beklagen einige Crewmitglieder „knastähnliche Zustände“, die zu psychischen Problemen führen können. Einige Crewmitglieder durften das Schiff seit mehr 50 Tagen nicht mehr verlassen. Einige Kabinen haben keine Fenster und auch Schwangere sollen an Bord sein. Einzelne Besatzungsmitglieder würden nur noch Essen gestellt bekommen, aber keinen Lohn, denn die Arbeitsverträge seien bereits abgelaufen. Am vergangenen Samstag musste bereits die Polizei anrücken, weil Mobiliar zerschlagen wurde.

Corona: Mein Schiff 3 sammelte Crewmitglieder auf

An Bord von „Mein Schiff 3“ sind üblicherweise rund 2500 Gäste sowie rund 1000 Crewmitglieder. Zur Zeit seien alle an Bord in Gäste- oder Besatzungskabinen untergebracht, auch wenn bedauerlicherweise nicht für jeden eine Einzelkabine zur Verfügung stehe. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei gesichert, erklärt Tui Cruises.

Die 2900 Besatzungsmitglieder waren von anderen Schiffen der Tui-Cruises-Flotte aufgesammelt worden und sollen von Deutschland aus in ihre Heimatländer geflogen werden. Normalerweise geschieht dies auch auf den Routen bei Anläufen in anderen Ländern. Wegen der Pandemie war das nicht möglich. So habe beispielsweise Spanien nicht erlaubt, dass die Crew an Land gehe und die Heimreise von dort antrete. (dpa/sr)

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