Brutaler Angriff auf Hamburger: Polizei greift bei mutmaßlichen Neonazis durch
Sie sollen einen Hamburger mit kurdischen Wurzeln krankenhausreif geprügelt haben. Vier Wochen nach der Gewalttat im mecklenburgischen Lübtheen sind die vier mutmaßlichen Neonazis jetzt von der Polizei überprüft worden. Zu spät, findet Cansu Özdemir, Fraktionschefin der Linken in Hamburg. Sie wirft der Polizei „Wegsehen“ vor und fordert ein politisches Nachspiel.
Sie sollen einen Hamburger mit kurdischen Wurzeln krankenhausreif geprügelt haben. Vier Wochen nach der Gewalttat im mecklenburgischen Lübtheen sind die vier mutmaßlichen Neonazis jetzt von der Polizei überprüft worden. Zu spät, findet Cansu Özdemir, Fraktionschefin der Hamburger Linken. Sie wirft der Polizei „Wegsehen“ vor und fordert ein politisches Nachspiel.
Wie die Staatsanwaltschaft Schwerin und das Polizeipräsidium Rostock gemeinsam mitteilten, sind die Wohnungen der drei Männer im Alter von 20, 21 und 33 Jahren sowie der 42-jährigen Frau am Freitag durchsucht worden. Dabei seien neue Beweismittel ebenso wie Tatmittel sichergestellt worden. Die Auswertungen und die weiteren Ermittlungen dauerten an, so die Mitteilung.
Polizei prüft politischen Hintergrund der Gewalttat
Außerdem hieß es in dem Schreiben, die Verdächtigen stünden im Verdacht, den 43-jährigen kurdischstämmigen Deutschen Ende Juli „bedroht, körperlich angegriffen und rassistisch beleidigt zu haben“. Eine Woche zuvor hatte das noch ganz anders geklungen.
Die MOPO hatte am 13. August als erstes über die Hass-Tat berichtet. Obwohl in einem Video, das die Tat zeigen soll, die Hauptverdächtige mit Baseballschläger zu sehen ist und rassistische Äußerungen von sich gibt, hatte die Polizei damals noch mitgeteilt: „Es gibt derzeit keine Erkenntnisse zu einem politisch motivierten Hintergrund der Täter.“
Erst nach dem MOPO-Bericht, der ein großes mediales Echo fand und zu einer scharfen Kritik an der Polizei-Arbeit seitens der Kurdischen Gemeinde Deutschland führte, scheinen die Ermittlungen Fahrt aufgenommen zu haben. Die wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und Diebstahl polizeibekannte Frau und ihre mutmaßlichen Komplizen wurden am Freitag von der Polizei vernommen.
Linken-Fraktionschefin Özdemir nennt späte Ermittlungen einen „Skandal“
Hamburgs Linken-Fraktionschefin Cansu Özdemir schloss sich der Kritik von Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland e.V., an, die Polizei habe viel zu spät reagiert. „Hier ist ein Mann fast totgeschlagen worden. Dass die Polizei erst drei Wochen später Ermittlungen aufgenommen hat, ist ein Skandal!“
Gegenüber der MOPO weist Özdemir darauf hin, dass Lübtheen (Landkreis Ludwiglust-Parchim) schon lange ein Zentrum für Anhänger der rechten Szene war und früher eine Hochburg der NPD. „Man bekommt fast den Eindruck, die Polizei hat absichtlich weggesehen“, so die Vorsitzende der Linken-Bürgerschaftsfraktion. „Wenn das in Hamburg passiert wäre, würde ich jetzt eine Anfrage an den Senat stellen. Das ist ein Skandal, der untersucht werden muss.“
„Todesangst“: Opfer traut sich nicht mehr aus dem Haus

Özdemir geht davon aus, dass der Vorfall noch ein politisches Nachspiel haben wird und der Landtag in Schwerin für Aufklärung sorgen wird. Für das Opfer Disli K., das erst sieben Monate zuvor aus Hamburg nach Lübtheen gezogen war und bei der Attacke eine schwere Kopfverletzung erlitt, wäre es zumindest ein kleiner Trost. Seit der Gewalttat hat er sich aus Furcht vor einer Rückkehr der Täter nicht getraut, das Haus zu verlassen. „Ich habe Todesangst“, so Disli K. zur MOPO.
Das könnte Sie auch interessieren: Hitlergruß: Busfahrer soll Mädchen in Hamburg rassistisch beleidigt haben
Cansu Özdemir erklärte dazu: „Es ist wichtig, dass das Opfer Gerechtigkeit erfährt. Er muss das Gefühl bekommen, dass die Sache ernst genommen wird.“
Die Polizei weist alle Vorwürfe zurück: „Wir nehmen den Fall ernst und prüfen den Hintergrund“, so Tobias Gläser, Sprecher des Polizeipräsidiums Rostock.