PR-Desaster: Grünen-Ministerin besucht Box-Club von Rechtsextremen
Wirbel um Schleswig-Holsteins Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne): Sie besuchte vor wenigen Wochen einen Boxverein in Kiel, dessen Vorstand ein Rechtsextremer sein soll. Der Termin der Politikerin entwickelt sich zum PR-Desaster.
Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, residiere unter der Adresse des Vereins „Unlimited Boxing“ der „Germany Boxclub Kiel e. V.“, ehemals „Germanen Boxstall“. Vorstand sei ein Boxpromoter von zweifelhaftem Ruf, der 2019 bei einer Box-Veranstaltung mit einem Nazi-Shirt mit dem Schriftzug „Kraft durch Freude“ aufgefallen sei. In Sicherheitskreisen wird dieser dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet.
SPD-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, Thomas Losse-Müller sagte, „es ist hoch problematisch, wenn ein Betreiber eines Boxclubs, der nun wirklich keinen Hehl aus seiner rechtsradikalen Einstellung macht, nun mit den Bildern und Aussagen der Integrationsministerin in sozialen Medien Werbung macht“. Für eine Ministerin gelte eine besondere Sorgfaltspflicht.
Aminata Touré: Wirbel nach Besuch im umstrittenen Boxverein
Ein Ministeriumssprecher erklärte dazu, Mitglieder hätten Touré zu dem Besuch eingeladen. „Der Verein bietet auch für Kinder und Jugendliche aus unstabilen Familienverhältnissen oder aus einem allgemeinen Umfeld mit erheblichen sozialen Herausforderungen ein umfangreiches Sportprogramm an. Vorrangig handele es sich dabei Kinder und Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund.
An dem Termin Mitte März hätten rund 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene teilgenommen, nicht aber der genannte Vorstand, sagte der Sprecher. Die Organisatoren des Vereins hätten glaubhaft versichert, dass von ihrer Seite keine inhaltliche Verbindung zum „Germany Boxclub Kiel“ existiere – und sich klar von rechtem Gedankengut distanziert.
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Touré selbst sagte, sie werbe aktiv dafür, eingeladen zu werden. Im Boxclub werde mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationsgeschichte pädagogisch und integrativ gearbeitet. „Auch bei solchen Projekten ist es mir besonders wichtig, sich einen Eindruck vor Ort zu verschaffen. Ich werde weiterhin an Orte gehen, wo das Leben spielt. Das ist mein Selbstverständnis als Sozialministerin.“
Wie der „Spiegel“ weiter berichtete, räumte ein Vertreter von „Unlimited Boxing“ ein, es handele sich um einen „nicht-rechtlichen Verein“, der nicht gemeinnützig sei, aber wie ein Verein organisiert sei. Man befinde sich in Gründung, eine Eintragung im Vereinsregister solle es noch geben. Der Verein nutze die Halle allein. (mp/dpa)