• Foto: Axel Fischer

Mit dem Wohnmobil: Kosmetikerin arbeitet weiter – nur in einem anderen Bundesland

Neumünster –

Gerade erst kehrte ein wenig Normalität zurück, da stand der zweite Lockdown in den Startlöchern. Wie viele andere musste auch Melanie Kruse aus Neumünster die Türen ihres Beautysalons „Zauberbar schön“ wieder schließen. Doch anstatt auf neue Corona-Entwicklungen zu warten, wird sie kreativ – mit einem umgebauten Wohnmobil fährt sie nach Sachsen-Anhalt, denn dort sind Körpernahe Dienstleistungen noch erlaubt. 

Seit dem 1. November ist der Salon der 31-Jährigen wieder geschlossen, ihre vier Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit. Um zumindest etwas Geld in die Kasse zu spülen, zieht Melanie Kruse ein eigentlich erst für das kommende Jahr geplantes Projekt vor.

Einmal im Monat möchte sie einwöchige Deutschlandtouren mit einem mobilen Salon in ihren Arbeitsalltag einbauen, um mehr Kunden zu erreichen. „Die Nachfrage nach meinen Anwendungen ist stark gestiegen“, sagt sie.

Trotz Lockdown: Mit einem mobilen Beauty-Salon nach Sachsen-Anhalt

Melanie Kruse ist Spezialistin für Permanent Make-up. Zum einen geht es dabei um die Verschönerung von Augenbrauen und Lippen. Aber auch um Rekonstruktionen von Brustwarzen, beispielsweise nach einer krebsbedingten Mastektomie, einer Brustentfernung.

Immer mit einem guten Ausblick – der mobile Salon von Melanie Kruse steht mitten im Grünen mit Blick aufs Wasser.

Immer mit einem guten Ausblick – der mobile Salon von Melanie Kruse steht mitten im Grünen mit Blick aufs Wasser.

Foto:

Axel Fischer

„Das Wohnmobil habe ich Anfang November geholt“, sagt die 31-Jährige. Zusammen mit ihrem Vater baute sie es um. Im hinteren Teil ist ein Arbeitsbereich entstanden. Ein Bett musste weichen, dafür zog eine spezielle Liege ein. Innerhalb weniger Tage war der mobile Salon einsatzbereit und am 12. November startete sie ihre erste Tour nach Sachsen-Anhalt, wo unter anderem Kosmetikstudios unter Hygiene-Auflagen weiterhin geöffnet sind. Auch Thüringen käme derzeit in Frage.

Permanent Make-up-Behandlungen in einem Wohnmobil

Da Melanie Kruse beruflich unterwegs war, durfte sie auf einem Campingplatz einkehren und übernachten. Die Erlaubnis für ihre Arbeit vor Ort hatte sie sich bei dem Betreiber eingeholt. Über die sozialen Medien hatten sich insgesamt zehn Kundinnen angekündigt, die sie an knapp zweieinhalb Tagen bediente. Zwei hätten kurzfristig, aufgrund von Erkältungssymptomen, abgesagt. 

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Jede Kundin bekommt eine FFP2-Maske für die Behandlung, die Kruse zusammen mit einer Schutzbrille ebenfalls trägt. „Ich kann hier im Wohnmobil einen kompletten Luftaustausch machen“, sagt sie. Der mobile Salon hat Fenster und Türen an allen Seiten. Die Aufsätze für die Geräte werden nach jeder Kundin ausgetauscht, alles andere desinfiziert, die Liege ist mit Einmalauflagen bestückt.

Bei Hamburg: Chefin arbeitet zusätzlich für Gehälter der Mitarbeiter

„Bisher waren alle Kundinnen begeistert“, sagt sie. Je nachdem wie sich die aktuelle Corona-Lage im Dezember entwickelt, plant sie eine weitere Tour, um die Nachbehandlungen vorzunehmen. „Ohne etwas zu tun, würde der Salon nicht mehr als weitere drei Monate überstehen“, sagt die Chefin von vier Mitarbeiterinnen. Das zusätzliche Geld wird sie zum Aufstocken der Gehälter ihrer Angestellten nutzen. „Gerade zur Weihnachtszeit möchte ich Ihnen ein bisschen Ruhe verschaffen.“

Der Salon im schleswig-holsteinischen Neumünster ist ihr Lebenstraum. Vor sechs Jahren gab sie ihre Wohnung auf, zog zu ihren Eltern zurück und suchte sich drei Jobs. Nach einem Jahr und einer Finanzspritze ihres Bruders konnte sie sich 2015 zunächst in einem 13 Quadratmeter Hinterzimmer verwirklichen. Schnell wurde der Terminplan voller, die Räumlichkeiten wuchsen und es kamen immer mehr Mitarbeiter dazu. Jetzt betreibt sie den Salon „Zauberbar schön“ auf 300 Quadratmetern, plant im kommenden Jahr Schulungen anzubieten und weiterhin mit ihrem Wohnmobil Kundinnen aus ganz Deutschland zu erreichen.

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