Behördenskandal auf Ostsee-Insel? Wieso eine Schlagersängerin Kurdirektorin wurde

Die Ostseeinsel Hiddensee ist eigentlich bekannt für ihren Sanddorn, ihre Sonnenstunden und als die hübsche kleine Schwester von Rügen. Doch all das interessiert den Landesrechnungshof gerade weniger, der ist nämlich auf einige Ungereimtheiten auf der idyllischen Insel aufmerksam geworden. Interessant für die Prüfer: Wie eine junge Berliner Schlagersängerin plötzlich zur Kurdirektorin aufsteigen konnte und welche Rolle Hiddensees parteiloser Bürgermeister Thomas Gens dabei gespielt hat.

Die Frage, die sich den Prüfern stellt, ist vor allem, wie Vanessa Marx, eine 28-jährige gebürtige Berlinerin, die eigentlich Schlagersängerin ist und eine Adresse in Brandenburg hat, zur Kurdirektorin der beliebten Ostseeinsel werden konnte.

In dem Bericht, aus dem der NDR zitiert, heißt es, dass die Stelle der Kurdirektion offenbar ohne Ausschreibung vergeben wurde. Es gebe keine Angaben zum Auswahlverfahren, ungeklärt sei auch, warum die Stelle zunächst befristet gewesen sei. Die Prüfer haben Zweifel, ob Marx überhaupt als Kurdirektorin handeln durfte. „Der Eigenbetrieb hat sich geweigert, Unterlagen beizubringen, mit denen die Rechtmäßigkeit der Ausübung der Funktion der Kurdirektorin nachgewiesen werden kann.“

Hiddensees Bürgermeister Thomas Gens in Schwierigkeiten

Das Ganze bringt vor allem Hiddensees Bürgermeister Thomas Gens in Schwierigkeiten. Schon im September habe es Medienberichte über eine Anzeige gegen Gens gegeben – angeblich habe er Marx einseitig bevorzugt, die beiden soll eine private Beziehung verbinden. Auf Anfrage des NDR bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass ein Ermittlungsverfahren gegen Gens laufe. Im Zentrum: Die Anstellung der Kurdirektorin.

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Ein weiteres Schlaglicht wirft der Bericht der Finanzprüfer auf das Landeserntedankfest im Oktober 2019 auf Hiddensee. Das Fest wurde mit 10.000 Euro vom Land gefördert, damals war ein Großteil des Kabinetts von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig auf die Insel gereist. Wie das Fest finanziert wurde und ob Gens die Aufträge eventuell vorbei an den zuständigen Gremien vergeben hat, sind Fragen, die das Landesprüfungsamt beschäftigen. (mp)