Schon bald rollt der Robo-Bus durch den Norden
Ab Juli soll der erste autonom fahrende Rufbus in MV rollen – zunächst noch mit Sicherheitsfahrer an Bord und ohne Passagiere. Die steigen 2027 zu, kündigt der zuständige Verkehrsbetrieb an.
Der erste für das autonome Fahren ausgestattete Rufbus in Mecklenburg-Vorpommern ist in Ludwigslust vorgestellt worden. Ab Juli soll er auf den Straßen des Landkreises Ludwigslust-Parchim getestet werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Was ist geplant?
Zunächst soll der Rufbus rund um Hagenow getestet werden, ab 2026 auf weiteren Strecken im zweitgrößten Landkreis Deutschlands, sagt der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim (VLP), Stefan Lösel. Das Kraftfahrtbundesamt habe die Erprobungsgenehmigung erteilt. Ab 2027 sollen dann Passagiere mitfahren – zunächst noch mit einem sogenannten Akzeptanzfahrer an Bord, damit sie Vertrauen fassen. Ab 2028 sollen dann Rufbusse ohne Fahrer bei der VLP eingesetzt werden.
Rufbusse fahren auf festen Linien, aber nur, wenn sie vorher von Fahrgästen gebucht worden sind. In der Regel handelt es sich dabei um Kleinbusse, die man auch als Großraumtaxis kennt. Die VLP möchte bis nächstes Jahr fünf solcher autonomen Rufbusse anschaffen, sagt Lösel.
Wie funktioniert das?
Das Berliner Unternehmen Motor AI hat den Kleinbus für die Anforderungen des autonomen Fahrens ausgerüstet, sagt Geschäftsführer Roy Uhlmann. So verfüge das Fahrzeug über mehrere Kameras, Radar und Laser, die zusammen ein permanentes Bild der Straßensituation produzieren. Das System berechne anhand dieser Daten, wie sich die anderen Verkehrsteilnehmer verhalten werden. Auf dieser Basis treffe das System seine Fahrentscheidung. Damit sei autonomes Fahren auf Level 4 – ohne dass ein Mensch hinter dem Steuer sitzt – möglich.
Wie sicher sind autonome Busse?
Die autonomen Fahrzeuge werden nach Uhlmanns Worten von einem Betriebszentrum überwacht. „Wir wissen jede Millisekunde, was das Fahrzeug macht.” Vom Betriebszentrum aus könne der Bus jederzeit gestoppt werden, wenn das nötig sein sollte. VLP-Chef Lösel sagt: „Die Fahrzeuge sehen besser als ein Mensch, sie sehen zum Beispiel auch durch Nebel hindurch.” Der Kleinbus soll laut Uhlmann zunächst bis zu 70 Kilometer pro Stunde fahren können, später bis Tempo 100. „Wir wollen, dass das kommerziell anwendbar ist und dass es auch im ländlichen Raum anwendbar ist”, sagt er.
Gibt es das schon?
Autonome Fahrzeuge werden in Deutschland schon an vielen Stellen erprobt. Das erste derartige Projekt ÖPNV im ländlichen Raum startete im Sommer 2024 in Darmstadt und dem angrenzenden Kreis Offenbach, sagt VLP-Chef Lösel. Ludwigslust-Parchim sei im ländlichen Raum das zweite Projekt bundesweit. Der Referatsleiter im Bundesverkehrsministerium, Stephan Liening, kündigt an, dass in Deutschland nächstes Jahr begonnen werden soll, beim autonomen Fahren vom Probe- in den Regelbetrieb zu wechseln.
Warum Busse ohne Fahrer?
Ein Mangel an Fahrern bei einer zugleich starken Nachfrage nach den kleinen Rufbussen treibt VLP-Geschäftsführer Lösel an, auf autonome Fahrzeuge zu setzen. „An manchen Tagen müssen wir 20 Prozent aller Buchungen für die Rufbusse absagen, weil wir keine Kapazitäten haben, obwohl wir schon 72 Fahrer beschäftigen.”
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Landrat Stefan Sternberg (SPD) verweist auch auf die damit verbundenen Kosten. Das autonome Fahren bei der VLP wird mit mehr als fünf Millionen Euro vom Bund und vom Land MV gefördert. (dpa/mv)
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