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  • Die MV Werft am Standort Wismar.
  • Foto: (c) dpa

Job-Abbau bei den MV Werften: Erste Arbeiter müssen gehen

Vergangenes Wochenende wurde noch gefeiert: Da wurde das Kreuzfahrtschiff „Crystal Endeavor“ auf der MV Werft in Stralsund getauft. Doch den Arbeitern war da schon nicht nach Party zumute. Das dicke Ende kam nun eine Woche später: Der angekündigte Job-Abbau bei dem angeschlagenen Schiffbauer hat begonnen.

Monatelang wurde gerungen. Nun steht fest: 640 von insgesamt 3000 Mitarbeitern verlieren an den drei Standorten der MV Werften-Gruppe in Warnemünde, Wismar und Stralsund ihren Job. Nach Informationen der IG Metall Küste werden sie in den nächsten Tagen ein Angebot zum Wechsel in Transfergesellschaften bekommen. Heißt: Sie bekommen ab 1. August bis Ende Februar 2022 noch 85 Prozent des letzten Netto-Lohns und können Weiterqualifizierungsmaßnahmen besuchen, die sie auf mögliche neue Arbeitsfelder vorbereiten sollen. Die restliche Belegschaft erhält bis Ende des Jahres Kurzarbeitergeld.

Die Corona-Pandemie hat die Kreuzfahrt-Branche hart getroffen

„Mit Mindestlaufzeiten von sieben Monaten und einer vernünftigen Ausstattung für Qualifizierungen sowie Abfindungen haben wir in den Verhandlungen zum Sozialtarifvertrag gute Bedingungen durchsetzen können“, sagte IG-Metall-Geschäftsführer Stefan Schad. Damit greife der zum 1. August geplante erste Schritt des Personalabbaus.

Die MV Werften waren 2016 vom Multikonzern Genting Hongkong übernommen worden. Im Zuge der Corona-Pandemie war der Konzern in Schwierigkeiten geraten: Gewinne aus Vergnügungsparks und Glücksspiel sanken stark, die Kreuzfahrtsparte geriet ins Schlingern. Die IG Metall hatte auf künftige Marktchancen im Bereich grüne Schifffahrt verwiesen und gefordert, „Brücken zu bauen“. Vergeblich.

Eine Lösung muss her – sonst droht weiterer Kahlschlag

Anfang Juni einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf einen Transfer- und Sozialtarifvertrag. Darin heißt es, wenn bis Ende des Jahres 2021 kein beschäftigungswirksamer Auftrag für die reduzierte Kapazität der Werften zustande komme, sehe die Planung die Einstellung des operativen Betriebs in Rostock und Stralsund vor. Am Standort Wismar könne der Betrieb zur Jahresmitte 2022 nach Fertigstellung des Kreuzfahrtschiffes „Global 1“ eingestellt werden.

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Die IG Metall forderte Bund, Land und die Werften deshalb auf, zügig Verhandlungen über weitere Aufträge aufzunehmen. „Wir brauchen Arbeit auf den Werften. Für die Beschäftigten und Standorte müssen Perspektiven mit und ohne Genting entwickelt werden“, betonte Schad. Dafür blieben nur wenige Monate Zeit, sonst drohe ein weiterer Jobabbau und die Stilllegung der Werften.

MV Werften: 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds

Nach monatelangen Verhandlungen hatten die Werften im Juni rund 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung erhalten. Wegen der coronabedingten Unterbrechung der Kreuzschifffahrt war eine der wichtigsten Einnahmequellen des Konzerns weggebrochen – mit dramatischen Folgen für die Schiffbauer. Ein Großteil der knapp 3000 Beschäftigten musste in Kurzarbeit. (ng/dpa)

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