Mähdrescher-Unfall: Beine ohne Narkose amputiert – so rettete der Chirurg ein Leben
Für Landwirte sind Mähdrescher bei der Getreideernte unverzichtbar – aber wegen der messerscharfen Klingen und ihrer wuchtigen Ausmaße sind sie auch extrem gefährlich. Der Unfall auf einem Ackerfeld bei Hohen Luckow (Landkreis Rostock) am Samstag hätte für einen 25-Jährigen deshalb durchaus tödlich enden können. Doch dank einer spektakulären Rettungsaktion überlebte der Erntehelfer schwer verletzt. In der MOPO erklärt der Chirurg Clemens Schafmayer, der direkt vor Ort teils „blind“ und nach Gefühl operierte, den Ablauf der Rettung. Und sagt: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“
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Für Landwirte sind Mähdrescher bei der Getreideernte unverzichtbar – aber wegen der messerscharfen Klingen und ihrer wuchtigen Ausmaße sind sie auch extrem gefährlich. Der Unfall auf einem Ackerfeld bei Hohen Luckow (Landkreis Rostock) am Samstag hätte für einen 25-Jährigen deshalb durchaus tödlich enden können. Doch dank einer spektakulären Rettungsaktion überlebte der Mann schwer verletzt. In der MOPO erklärt der Chirurg Clemens Schafmayer, der direkt vor Ort teils „blind“ und nach Gefühl operierte, den Ablauf der Rettung. Und sagt: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Sie genossen das sonnige Wochenende. Clemens Schafmayer und sein siebenköpfiges Operations-Team waren gar nicht im Dienst. Dann kam der Anruf. Ein Landwirt war bei der Feldarbeit mit seinem Mähdrescher verunglückt.
Unglück bei der Feldarbeit – Landwirt im Mähdrescher eingeklemmt
Der 25-Jährige hatte einen verstopften Korntank mit einer Schaufel reparieren wollen – und das bei laufendem Motor. Er geriet dabei in zwei gegeneinander laufende Förderschnecken und blieb dort bis zur Hüfte stecken. Seine zwei Begleiter wählten den Notruf.
Weil ein Notarzt nicht helfen konnte, wurde Spezialist Schafmayer, der seit mehr als 20 Jahren in der Chirurgie tätig ist, gerufen. „Die Bedingungen vor Ort waren schwierig“, so Schafmayer. Es sei sehr heiß gewesen und alles unsteril. „Wir kamen nur schwer an den Verunglückten heran und mussten zum Teil in sechs Metern Höhe agieren.“
Der Chirurg lässt den Mähdrescher aufflexen. Weil der 25-Jährige viel Blut verloren hat, ist das Narkotisieren nicht möglich. Wäre der Kreislauf zusammengesackt, wäre der Mann gestorben. Über eine Plattform wird er mit mehreren Litern Blut versorgt. Schafmayer entscheidet sich für eine lokale Sedierung, um den Patienten, der schreiend in dem Mähdrescher festsitzt, zu beruhigen – und um eine Amputation beider Beine vorzubereiten. „Nur so konnten wir ihm das Leben retten.“
Eine Gefäßchirurgin klemmt die Arterie ab, Schafmayer werden Operationsinstrumente gereicht. Er durchtrennt Knochen und Gefäße. „Zum Teil habe ich nur fühlen können, musste blind Muskeln zerschneiden und operieren“, sagt er.
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Nach zwei Stunden ist die Operation auf dem Feld vorbei, der 25-Jährige kommt stabil in eine Klinik, befindet sich nicht mehr in Lebensgefahr, wie Schafmayer sowie ein Polizeisprecher gegenüber der MOPO bestätigen. Bei der Visite am Montag in der Intensivstation, wo der junge Mann zurzeit noch liegt, habe sich dieser bei Schafmayer bedankt.
„Der Einsatz war sehr ergreifend und ist uns allen nahegegangen“, erklärt der Chirurg und Direktor an der Rostocker Uni-Klinik. Alle, von Notarzt über Feuerwehr und Polizei bis hin zu seinem Team, hätten ihr Bestes gegeben und so eine Situation noch nie erlebt. Schafmayer ergänzt: „Mit großem Einsatz des ganzen Teams konnten wir dem Patienten das Leben retten. Das hat uns alle sehr berührt.“