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Lübeck, Hamburg, Rostock: Hebammen-Studiengang beliebt – sogar bei Männern

Gender Studies, angewandte Freizeitwissenschaften oder Japanologie – ungewöhnliche Studiengänge sind längst keine Seltenheit mehr. Ab Herbst kommt in Hamburg und Rostock ein weiterer dazu: Männer und Frauen können dann Hebammenwissenschaften studieren. In Lübeck gibt es einen solchen Studiengang schon seit 2017.

Die Akademisierung der Hebammenausbildung im Norden kommt voran: Zum Wintersemester 2020/2021 werden in Rostock und Hamburg entsprechende Studiengänge den Lehrbetrieb aufgenommen. Die Universität Lübeck sei bundesweit Vorreiter gewesen, sagt die stellvertretende Leiterin des Studienganges, Evelyn Lesta. Seit 2017 kann hier der Bachelor in Hebammenwissenschaften absolviert werden.

Die Bundesregierung hatte im Herbst 2019 die Reform der Hebammenausbildung beschlossen, die von Ende 2020 an für die Geburtshelferinnen ein Hochschulstudium vorschreibt. So soll der Beruf attraktiver gemacht und die Qualität der Ausbildung erhöht werden.

Hebammenwissenschaft in Lübeck: Auch Männer bewerben sich

Aktuell gibt es in Lübeck 76 Studierende der Hebammenwissenschaft. „Unter den Bewerbern waren auch zwei Männer, die jedoch im Bewerbungsverfahren ausgeschieden sind“, sagte Lesta. „Mit dem 2019 verabschiedeten Gesetz zur Reform der Hebammenausbildung gilt die Berufsbezeichnung „Hebamme“ einheitlich für alle Geschlechter“, sagte Lesta. Die früher übliche männliche Bezeichnung „Entbindungspfleger“ existiere nicht mehr.

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In Mecklenburg-Vorpommern soll das duale Hebammenstudium an der Universität Rostock zum Wintersemester 2020/2021 starten. Innerhalb von sieben Semestern soll das Studium mit theoretischen und praktischen Anteilen zum Bachelor-Abschluss führen. Die Vorsitzende des Landeshebammenverbandes, Kathrin Herold, begrüßte die Akademisierung der Ausbildung, forderte allerdings eine Hebamme als Leiterin. „Nur so kann die interprofessionale Zusammenarbeit gefördert und gesichert werden“, sagte sie.

Hebammen-Beruf soll attraktiver werden

In Lübeck steht mit Prof. Christiane Schwarz die bundesweit erste Lehrstuhlinhaberin für Hebammenwissenschaft an der Spitze des Studienganges. Schwarz ist überzeugt, dass die universitäre Ausbildung von Hebammen nicht nur den Beruf attraktiver machen wird. „Es eröffnet ihnen auch den Weg in die Forschung oder in die Qualitätssicherung“, sagte sie.

Bei dem Hamburger Studiengang kooperieren das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Voraussetzung ist die Fachhochschulreife, die mittlere Reife genügt dann nicht mehr. Lübeck und Rostock fordern von den Bewerbern das Abitur. Nach sieben Semestern sollen die Auszubildenden ihr Studium mit dem Bachelor abschließen. Deutschland ist nach Angaben der Bundesregierung das letzte Land der EU, das eine entsprechende EU-Richtlinie umsetzt. (dpa)

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