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Lange Krallen, Scherenschnabel: „Erhebliche Vernachlässigung“: Eklat um Krähe „Charly“

Bad Segeberg –

Aufgrund einer anonymen Anzeige musste die Seniorin Renate Schoemann aus Bad Segeberg ihre geliebte Krähe „Charly“ nach 18 Jahren abgegeben – die Haltung verstoße gegen das Tierschutzgesetz. Jetzt äußert sich der Kreis Segeberg: „Der Krähe ging es bei der Halterin nicht gut.“ 

In der Mitteilung des Kreises heißt es: „Unsere Mitarbeiter hätten gerne anders gehandelt.“ Die Tragik der Situation sei auch ihnen selbstverständlich bewusst, dennoch hätten die Bedenken im Sinne des Tierschutzes überwogen.

Nach Angaben des Kreises Segeberg habe eine Tierschutzorganisation auf die behördlich nicht bekannte Haltung der Krähe hingewiesen. Bei einem darauffolgenden Besuch durch das Ordnungsamt, das Kreisveterinäramt und der Naturschutzbehörde konnte eine nicht art- und verhaltensgerechte Haltung im Badezimmer von Frau Schoemann festgestellt werden.

Krähe wurde 18 Jahre in Badezimmer gehalten 

Auf Nachfrage der Behördenmitarbeiter gab Frau Schoemann an, dass eine Volierenhaltung im Garten für sie nicht in Frage kommen würde, weil es „Charly“ dort zu windig und zu sonnig sei. Bei näherer Betrachtung des Tieres wurden nicht gepflegte und zu lange Krallen sichtbar.

Die Krallen der Krähe sind zu lang und bereits verbogen.

Die Krallen der Krähe sind zu lang und bereits verbogen.

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Kreis Bad Segeberg

Ebenfalls hat sich bei dem Wildtier ein sogenannter Scherenschnabel entwickelt – dabei kreuzen sich der obere und untere Teil des Schnabels übereinander. Die Ursache eines Scheren- oder Kreuzschnabels ist meist eine Mangelernährung oder eine Verletzung des Tieres, die dazu führt, dass der Schnabel weich und biegsam wird.

Am Schnabel der Krähe ist bereits eine leichte Kreuzung zu erkennen.

Am Schnabel der Krähe ist bereits eine leichte Kreuzung zu erkennen. Diese entsteht unter anderem durch Mangelernährung oder eine Verletzung.

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Die Krähe wurde durch das Ordnungsamt sichergestellt

Aus sachverständiger Sicht lag bei der Krähe „Charly“ daher „eine erhebliche Vernachlässigung im Sinne des Tierschutzgesetzes vor“, heißt es in der Mitteilung des Kreises Segeberg. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes nahmen die Krähe umgehend an sich.

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Nach gründlicher Untersuchung eines Tierarztes wurde „Charly“ zu einer Auffangstation im Kreis Pinneberg gebracht, dort lebt er zusammen mit zwei Artgenossen in einer großen Voliere. Der Vogel integriere sich sehr gut, so Katharina Erdmann, Leiterin des Wildtier- und Artenschutzzentrums im Kreis Pinneberg. „Charly“ könne nun seinen natürlichen Bedürfnissen nachkommen und seinen Lebensabend mit Artgenossen verbringen. (sr)

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