Wie bitte? Dieses Holzgerippe soll die Gesundheit fördern
Es ist ein ehrgeiziger Plan, den die Stadt Lüneburg für seine grüne Oase vorgelegt hat. Das immer mehr verfallende Gradierwerk im Kurpark soll jetzt instandgesetzt und auch noch zum Energielieferanten aufgerüstet werden. Noch rottet das Ding vor sich hin und wird immer mehr zu einem „Lost Place“. Doch die Planer träumen von einer „Meeresbrise“, die bald wieder durch den Lüneburger Kurpark wehen soll.
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Es ist ein ehrgeiziger Plan, den die Stadt Lüneburg für seine grüne Oase vorgelegt hat. Das immer mehr verfallende Gradierwerk im Kurpark soll jetzt instandgesetzt und auch noch zum Energielieferanten aufgerüstet werden. Noch rottet das Ding vor sich hin und wird immer mehr zu einem „Lost Place“. Doch die Planer träumen von einer „Meeresbrise“, die bald wieder durch den Lüneburger Kurpark wehen soll.
Ein Gradierwerk, auch Leckwerk genannt, diente ursprünglich der Salzgewinnung. Es besteht aus einem Holzgerüst, das mit Reisigbündeln ausgefüllt ist. Dessen längliche Struktur erinnert an einen Wall. Aus dem Erdreich gepumptes, salzhaltiges Wasser (Sole), rieselt vom oberen Ende über die Zweige. Auf dem Weg gen Boden, beeinflusst durch Sonne und Wind, verdunstet Wasser. Der Salzgehalt erhöht sich.
Lüneburg: Neue Pläne für das alte Gradierwerk
Später dienten Gradierwerke auch der Gesundheitsförderung: Denn durch das Träufeln und Verdunsten wird auch die Umgebungsluft salzhaltig. Der Salznebel ist wohltuend bei Atemwegsbeschwerden oder Pollenallergien, wie auch Meeresluft. Das 1907 erbaute Werk in der Salzstadt Lüneburg machte sich diesen Effekt zu Nutze, zur Gewinnung von Salz diente es dort nie.
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Derzeit ist die Lüneburger Anlage in einem beklagenswerten Zustand. Seit dem Frühjahr 2022 ist sie schon außer Betrieb. Vom Reisig ist nichts mehr da, nur noch das leere, knapp 60 Meter lange Holzgerippe ist übrig. Das letzte Mal wurde das Werk 2001, also vor mehr als 20 Jahren, saniert. Als das MOPO-„Lost Places“-Team im März vergangenen Jahres vor Ort ist, ist es in Teilen mit einem Bauzaun abgesperrt. Wenn Besucher des Kurparks wieder frische Salzluft atmen wollen, muss hier dringend etwas geschehen.
Photovoltaik und Erdwärme sollen grüne Energie liefern
Dazu hat die Stadt einen Plan ausgearbeitet, der weit über die reine Ertüchtigung des historischen Bauwerks hinausgeht. Das Holzgerippe soll ein Dach erhalten, das die darunterliegende Struktur vor der Witterung schützt. Auch soll das Bauwerk wieder mit Schwarzdornreisig aufgefüllt werden.
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Um das Gradierwerk nachhaltiger zu nutzen, ist eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 40 Kilowatt-Peak auf dem Dach geplant. Damit ist die Sanierung Teil eines größeren Vorhabens: „Lüneburg will bis 2030 klimaneutral werden“, sagt Dirk Günther, Geschäftsführer der städtischen Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH, zu der auch die Saltztherme Lüneburg („Salü“) gehört.
Das Dach der energiehungrigen Therme soll ebenfalls mit Sonnenkollektoren ausgestattet werden. Darüber hinaus ist geplant, im Kurpark Erdwärme anzuzapfen und für die Therme zu nutzen. Der Fernwärmebedarf für die „Salü“ könnte sich so um bis zu zwei Drittel reduzieren, hofft Günther.
Bis Jahresende soll das Gradierwerk fertig sein
Für das Projekt wurde extra eine Gesellschaft gegründet, die sich um die Finanzierung und Umsetzung des Vorhabens kümmert. Die Gesamtkosten sollen geschätzte fünf Millionen Euro betragen, davon eine Million für das Gradierwerk.
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„Unser klares Ziel ist, die Arbeiten am Gradierwerk bis Jahresende abzuschließen“, so Günther. Dazu muss allerdings noch der Schwarzdornreisig geerntet werden, was nur zwischen November und März möglich ist. Die Erdwärmebohrungen im Kurpark sollen im Anschluss beginnen. Wenn alles gut läuft, können die Arbeiter währenddessen schon wieder Salzluft schnuppern.