Wende im Mordfall Tunahan: Jetzt ist ein einstiger Top-Manager im Visier der Polizei
Seit 2017 beschäftigt der Mord am Nachwuchsboxer Tunahan Keser die Ermittler. Der damals 22-Jährige galt vier Wochen lang als vermisst, bis ein Lkw-Fahrer seine Leiche auf dem Rastplatz Holmmoor (Kreis Pinneberg) fand. Keser war Opfer eines Verbrechens geworden. Bislang tappte die Kripo im Dunkeln – doch nun bringt ein Mordfall von 1995 eine neue heiße Spur.
Rückblende: Am Nachmittag des 23. Juni 2017 verschwindet das Boxtalent Tunahan Keser spurlos. Er ist in einem Hamburger Autohaus in Lokstedt beschäftigt und hat gerade Feierabend gemacht. Am selben Abend wird sein Trainer Khoren Gevor Opfer eines Hinterhalts: Unbekannte schießen dem ehemaligen Box-Profi von hinten ins linke Knie. Unter Kriminellen eine gängige Methode, um eine letzte Warnung zu geben.
Seit 2017 beschäftigt der Mord am Nachwuchsboxer Tunahan Keser die Ermittler. Der damals 22-Jährige galt vier Wochen lang als vermisst, bis ein Lkw-Fahrer seine Leiche auf dem Rastplatz Holmmoor (Kreis Pinneberg) fand. Keser war Opfer eines Verbrechens geworden. Bislang tappte die Kripo im Dunkeln – doch nun bringt ein Mordfall von 1995 eine neue heiße Spur.
Rückblende: Am Nachmittag des 23. Juni 2017 verschwindet das Boxtalent Tunahan Keser spurlos. Er ist in einem Hamburger Autohaus in Lokstedt beschäftigt und hat gerade Feierabend gemacht. Am selben Abend wird sein Trainer Khoren Gevor Opfer eines Hinterhalts: Unbekannte schießen dem ehemaligen Box-Profi von hinten ins linke Knie. Unter Kriminellen eine gängige Methode, um eine letzte Warnung zu geben.
Mordfall Tunahan: Fehleinschätzung der Polizei
Hinweise von Familienangehörigen und Freunden der Männer, dass ein Zusammenhang zwischen dem Schuss auf Gevor und dem plötzlichen Verschwinden Kesers bestehe, schlagen die Ermittler in den Wind. Sie vermuten zunächst, dass der 22-Jährige im Streit auf seinen Trainer geschossen und sich danach ins Ausland abgesetzt hat. Ein fataler Irrtum. Als vier Wochen später die Leiche von Tunahan gefunden wird, steht fest: Er wurde in Mafia-Manier hingerichtet.
Die Polizei gründet eine Sonderkommission (Soko), um den Fall aufzuklären. Ein schwieriges Unterfangen, denn aufgrund der relativ hohen Temperaturen im Sommer 2017 und der langen Liegezeit von Tunahans Leiche sind keine verwertbaren Spuren mehr vorhanden. Die Ermittler krempeln das gesamte Leben des jungen Boxers um. Mehr als tausend Personen aus seinem Umfeld werden befragt oder vernommen. Ohne Erfolg.

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Die Polizisten nehmen den als Kleinkriminellen bekannten Frank Lindner genauer unter die Lupe. Er wohnt damals nur wenige Minuten vom Fundort der Leiche entfernt, ist wegen illegalen Waffenbesitzes und Gewaltdelikten polizeilich bekannt.
Als er in das Visier der Ermittler gerät, sitzt er wegen eines Einbruchs in Haft. Hier gesteht er den Beamten, den Mord an Tunahan begangen zu haben. Seine Bezahlung soll ein Kilo Kokain gewesen sein. Bevor er weiter zu möglichen Hintermännern vernommen werden kann, begeht Lindner in seiner Zelle Selbstmord.

Die Kripo kennt nun zwar den mutmaßlichen Mörder, hat aber keine Anhaltspunkte zum Motiv und zu möglichen Hintermännern. Die Beamten stehen wieder ganz am Anfang – bis im Frühjahr 2020 die Ermittlungen zu einem Mordfall von 1995 in Baden-Württemberg eine neue und sehr heiße Spur bringen.
Fall Tunahan: Mord in Sindelfingen bringt heiße Spur
Im Juli 1995 wurde in Sindelfingen die Leiche einer Frau gefunden. Die Analyse von DNA-Spuren wurde damals von der Polizei nicht angewandt. Erst Jahre später nutzten ermittelnde Behörden diese Möglichkeit zur Täterüberführung; zahlreiche Prozesse wurden neu aufgerollt. Auch der Fall der Toten aus Sindelfingen. An den damals sichergestellten Asservaten wurden DNA-Spuren gefunden und abgeglichen.
Diese DNA stammte von dem Hamburger M. (72), einem ehemaligen Top-Manager verschiedener deutscher Unternehmen, darunter ein namhafter Porzellanhersteller. M. war auf die schiefe Bahn geraten und hatte eine kriminelle Karriere gestartet. Auch in Hamburg.
Hier hatte M. 2004 den Shell-Konzern erpresst. Unter dem Decknamen „Garibaldi“ forderte er vier Millionen Euro. Vor Gericht wurde er dafür zu vier Jahren Haft verurteilt. Erst später wurde bekannt, dass er 2001 eine Frau in Bayern getötet hatte. Wegen dieser Tat wurde ihm noch während seiner Haftzeit der Prozess gemacht. Dadurch verlängerte sich die Haftzeit bis 2017. Nach seiner Freilasssung tauchte er unter.
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Wegen des Mordes an der Frau in Sindelfingen wurde seit Frühjahr 2020 fieberhaft nach ihm gefahndet. Zielfahnder spürten ihn im Februar 2021 in einer Kleingartenanlage in Langenhorn auf. Hier wurde er vom SEK festgenommen.
Wie die MOPO aus Ermittlerkreisen erfuhr, hatte M. sich verschiedene Identitäten zugelegt. Passende Pässe dazu und mehrere Handys wurden sichergestellt. „Der Mann hatte sich höchst professionell auf alle Eventualitäten vorbereitet“, sagte ein Ermittler den MOPO-Reportern.

Die Auswertung der Handy-Daten hatte es in sich. Laut den Ermittlern pflegte M. in Hamburg Kontakte zu Menschen mit höchst kriminellen Strukturen. Häufig soll er auch mit Frank Lindner in Kontakt gestanden und gemeinsam mit ihm Taten begangen haben. Zudem sei eines der Mobiltelefone am Tag der Ermordung Tunahans im Juni 2017 an der Raststätte Holmmoor eingeschaltet gewesen.
Die für den Fall Tunahan zuständige Staatsanwaltschaft Itzehoe bestätigt dies. Man habe Kenntnis, dass der ehemalige Top-Manager und Lindner sich aus der Haft kannten. Zudem wurde ermittelt, dass der Kontakt auch nach der Gefängniszeit weiter bestand.
Ob M. auch an der Tötung Tunahans beteiligt war, müssen weitere Ermittlungen ergeben. Aus diesem Grund werde M. gegenwärtig lediglich als möglicher Zeuge geführt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.