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Noch sind wenige ukrainische Kriegsflüchtlinge im Norden als arbeitssuchend gemeldet. (Symbolbild)
  • Agentur für Arbeit (Symbolbild).
  • Foto: picture alliance/dpa

Ukraine-Flüchtlinge im Norden: Nur wenige als arbeitssuchend gemeldet

Noch sind es wenige Dutzend, aber bald könnten es Tausende werden: Ukrainische Kriegsflüchtlinge, die im Norden Arbeit suchen. Das Land, die Arbeitsagenturen und die Wirtschaft treffen Vorkehrungen. Besonders wichtig wird die Kinderbetreuung.

Kurz nach der Flucht vor dem Krieg in der Heimat und angesichts der ungewissen Zukunft steht für die allermeisten ukrainischen Flüchtlinge die Suche nach Arbeit noch nicht im Vordergrund. Bisher haben sich in Schleswig-Holstein 42 Frauen und 6 Männer als arbeitsuchend registrieren lassen. Das erklärte die Regionalchefin der Agentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann, am Mittwoch in Kiel.

„Diese Zahlen zeigen, dass vor allem Frauen, die mit ihren Kindern den russischen Bombenangriffen und Kugeln entkommen sind, verständlicherweise andere Sorgen haben, als sich rasch eine Arbeitsstelle zu suchen oder einen Sprachkurs zu belegen“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Thilo Rohlfs.

Nur wenige Ukraine-Flüchtlinge als arbeitssuchend gemeldet

Derzeit stehe die humanitäre Hilfe absolut im Vordergrund. „Die Menschen müssen registriert und medizinisch versorgt werden, eine Unterkunft finden und dann vielleicht, nachdem die Kinderbetreuung geregelt ist, unsere Sprache lernen“, sagte Rohlfs. „Erst danach kommt eventuell der Wunsch, zu arbeiten.“

Nach jüngsten Zahlen des Innenministeriums haben die Behörden im Land bis Dienstagnacht gut 12.000 Flüchtlinge ukrainischer Staatsangehörigkeit erfasst.


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Das Land gehe davon aus, dass das Interesse an einer Arbeitsaufnahme deutlich steigen wird, sagte Rohlfs. Nach einer ganz groben Schätzung könnten es etwa 10.000 werden – ausgehend von der Erwartung des Bundes, rund eine Million Ukraine-Flüchtlinge könnten nach Deutschland kommen und davon ungefähr 35.000 nach Schleswig-Holstein. Wie viele davon tatsächlich Arbeit suchen werden, hängt ganz wesentlich von der weiteren Entwicklung in der Ukraine und der Möglichkeit einer baldigen Rückkehr ab.

Arbeitsaufnahme für Mütter schwierig

Im Hinblick auf Beschäftigungsmöglichkeiten in Schleswig-Holstein spielt eine wesentliche Rolle, dass es sich bei den meisten Flüchtlingen um Frauen mit Kindern handelt. Wenn deren Betreuung nicht gewährleistet werde, sei es auch mit einer Arbeitsaufnahme der Mütter schwierig, sagte Rohlfs.

Das Interesse von Arbeitgebern, Menschen aus der Ukraine zu beschäftigen, sei groß. Viele Flüchtlinge seien hoch qualifiziert. Wer hier arbeiten wolle, solle dies entsprechend seiner Qualifikation tun können, sagte der Staatssekretär. „Niemand soll sich auf dem Arbeitsmarkt unter Wert verkaufen.“

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Die Arbeitsagentur wolle ausbildungsadäquat beraten und vermitteln, sagte Haupt-Koopmann. Die Menschen seien aber nicht geflüchtet, um in erster Linie den hiesigen Fachkräftebedarf zu decken. Nadelöhre für die Integration seien die Sprache und die Kinderbetreuung. An den Berufsschulen sind derzeit 89 Schülerinnen und Schüler aus dem ukrainischen Kriegsgebiet registriert. 49 weitere werden absehbar erwartet.

IHK: „Wir suchen händeringend Fachkräfte“

„Wir suchen händeringend Fachkräfte“, bekräftigte der Präsident der IHK Schleswig-Holstein, Hagen Goldbeck. Die IHK hat gemeinsam mit den Handwerkskammern ein Online-Portal entwickelt, das Arbeit suchende Flüchtlinge und Unternehmen zusammenbringen soll. Die Kammern fungierten in diesem Fall als Schnittstelle zu den Arbeitsagenturen, sagte Goldbeck. „Vor Weitergabe der Daten führen wir eine Plausibilitätsprüfung der Angaben durch und erleichtern damit den Arbeitsagenturen die Vermittlungsarbeit.“ Die Prüfung soll auch verhindern, dass unseriöse Jobanbieter – etwa aus dem Rotlichtmilieu – zum Zuge kommen.

„Unsere Betriebe möchten helfen und anpacke“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, Andreas Katschke. Viele Handwerker organisierten Hilfsaktionen oder machten Unterkünfte fit. „In Zukunft werden aber auch Beschäftigungsangebote immer wichtiger.“ (dpa/se)

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