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  • Der Angeklagte soll im Oktober 2019 bei einem vermeintlichen Bootsunglück seinen Tod vorgetäuscht haben.
  • Foto: Frank Molter/dpa

Tod in der Ostsee vorgetäuscht: Überraschung: Angeklagtes Ehepaar auf freiem Fuß

Kiel –

Ein Ehepaar hat den Tod des Mannes auf der Ostsee vorgetäuscht, um von Versicherungen Millionen zu kassieren. Nun hat das Kieler Landgericht beide zu Bewährungsstrafen verurteilt. Die Staatsanwaltschaft wollte beide hinter Gittern sehen.

Die Kammer sah am Mittwoch wenig Grund für eine hohe Strafe – das Verfahren endete mit Bewährung für das Ehepaar. Nur in einem von 14 angeklagten Fällen kamen die Richter am Mittwoch zu einem Schuldspruch. In den anderen 13 Fällen sprachen sie das Duo vom Vorwurf des versuchten Versicherungsbetrugs frei.

Im Norden: Gerichtsurteil nach Fake-Tod auf der Ostsee 

Es sei ihnen keine Strafbarkeit nachzuweisen, weil sie bei der Meldung des Todes des Angeklagten und dem Einreichen von Unterlagen nicht unmittelbar mit der Auszahlung der Versicherungssumme rechneten, sagt der Vorsitzende Richter Carsten Tepp. Das aber sei Voraussetzung für eine Verurteilung. Alles andere seien Vorbereitungshandlungen, die straffrei blieben.

Mildes Urteil für Fake-Tod in der Ostsee

Das Urteil fällt dementsprechend milde aus: Ein Jahr und neun Monate auf Bewährung für den Mann, den Tepp „als planenden Kopf des Ganzen“ bezeichnet, der mit „hoher krimineller Energie“ seine gleichaltrige Frau und seine betagte Mutter mit in Planung und Umsetzung der Tat hineingezogen habe.

Seine Frau erhält eine Strafe von einem Jahr, ebenfalls ausgesetzt zur Bewährung. Sie erhält außerdem die Kaution in Höhe von rund 14.000 Euro zurück, die sie bei Gericht als Sicherheit hinterließ.

Tod in Ostsee vorgetäuscht: Vier Jahre Haft beantragt

Die Staatsanwältin hatte im Vorfeld für den 53-Jährigen vier Jahre Haft und für seine Frau zwei Jahre und zehn Monate beantragt. Das Verfahren gegen die mitangeklagte 87-jährige Mutter wurde abgetrennt.

Die Verteidiger plädierten zum Prozess in allen Fällen auf Freispruch. Demnach blieb das Paar bei der Umsetzung des gemeinsamen Tatplans in straflosen Vorbereitungshandlungen stecken.

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Polizisten entdeckten den angeblich Ertrunkenen im Mai 2020 auf dem Dachboden und nahmen ihn fest. Sein blitzender Ehering hatte sein Versteck verraten. 

Foto:

M. Schäfer/HannoverReporter.de/

Um seine desolate Finanzlage zu beenden, inszenierte der 53-Jährige laut Anklage seinen vermeintlichen Tod durch ein Unglück mit einem extra dafür angeschafften Motorboot Anfang Oktober 2019. Die Ehefrau erstattete drei Tage später Vermisstenanzeige. Doch die Polizei schöpfte früh Verdacht.

Fall im Norden: Gutachter stellte Manipulation am Boot fest

Ein Gutachter stellte Manipulationen an dem Boot fest, so dass es sank. Zudem gaben sich die Versicherungen nicht mit einer einfachen Todesmeldung der Polizei zufrieden, sondern forderten zumeist schon in den Geschäftsbedingungen eine Sterbeurkunde, was eine Zeitverzögerung von etlichen Monaten bedeutete.

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Der 53-Jährige versteckte sich derweil monatelang – zunächst in Hamburg, dann im Wohnhaus seiner Mutter in Schwarmstedt (Niedersachsen). Dort wurde er Anfang Mai 2020 auf dem Dachboden entdeckt, hinter Kisten versteckt. Das Aufblitzen seines Eheringes hatte ihn verraten.

Laut Anklage sollten 4,1 Millionen Euro von 14 Risiko-Lebens- und Unfallversicherungen kassiert werden.(maw/se/dpa)

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