• Foto: Martin Visbeck/GEOMAR/dpa

Angst vor Eiszeit in Europa: Klimawandel und Golfstrom – Neue Studie macht Mut

Kiel –

Einer neuen Studie zufolge hat sich die Ozeanzirkulation im Nordatlantik im Zuge des Klimawandels seit den 1990er Jahren nicht verändert – anders als bei den Wassereigenschaften. Hier konnten beispielsweise über die Jahre abnehmende Sauerstoffwerte festgestellt werden.

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Zirkulationsänderungen und Veränderungen der Eigenschaften des Ozeaninneren möglicherweise in sehr unterschiedlichem Tempo ablaufen“, erläutert der Ozeanograph Johannes Karstensen vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift „Science Advances“ erschienen.

Trotz Klimawandel: Ozeanzirkulation bleibt konstant

Anders als bei der Zirkulation, zeigen Messungen seit Jahren, dass sich Eigenschaften des Wassers wie Sauerstoff- und Salzgehalte sowie Temperatur im Nordatlantik verändern. Daher untersuchten die Forscher vom Geomar, dem South China Sea Institute of Oceanologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und des Georgia Institute of Technology (USA), ob sich auch die Strömungen im Ozean verändert haben.

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Dazu analysierten sie Daten von Forschungsreisen aus dem subtropischen und dem subpolaren Nordatlantik zusammen mit Satellitendaten, Messnetz-Beobachtungen und Modelldaten. Bei ihren Untersuchungen stellten sie fest, dass auch Wasser in größerer Tiefe im vergangenen Jahrzehnt eine signifikante Versalzung, Anzeichen einer Erwärmung und größtenteils Abnahme des Sauerstoffs aufweisen. Eine Veränderung eines großen Strömungssystems, zu dem auch der Golfstrom gehört, stellten sie allerdings nicht fest. „Offenbar verändern sich Wassereigenschaften und die Umwälzzirkulation also unterschiedlich“, sagte Karstensen.

Der Golfstrom ist Teil eines der größten Strömungssysteme

Den Golfstrom kann man sich vorstellen als gigantische Umwälzpumpe. Er ist Teil eines Strömungssystems, das von der Karibik kommt und dessen Wirkung bis an die Küste Norwegens reicht. In den nördlichen Breiten der Labrador- und Grönlandsee sinken sehr kalte Wassermassen herab und strömen in 2000 bis 3000 Metern Tiefe Richtung Süden. Gleichzeitig fließt nah an der Oberfläche warmes tropisches Wasser quer über den Atlantik in Richtung Europa. Dieses System schützt also den Süden vor einer Überhitzung und Europa vor einer Eiszeit.

Die Befürchtung: Fällt dieser Strom aus, oder verliert seine Kraft, dann würde Europa unter einer dicken Eisdecke verschwinden. Mittlerweile konnten einige Studien allerdings belegen, dass selbst ein kompletter Zusammenbruch des Golfstrom nur eine Abkühlung von im Mittel ein bis zwei Grad nach sich ziehen würde. Der Grund hierfür ist laut der Sendung „Planet Wissen“ die Erderwärmung, die parallel für steigende Temperaturen sorgt. (dpa/sr)

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