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  • Foto: Quandt

Hier wurden Lungenkranke behandelt: Heilstätte im Wald wird schickes Wohngebiet

Großhansdorf –

Alleine bei der Erwähnung des Ortes Großhansdorf denken viele Hamburger gleich an die „LungenClinic“ der Deutschen Rentenversicherung Nord. Zehntausende sind dort schon behandelt worden. Schließlich gibt es die „Lungenheilstätte“ vor den Toren der Hansestadt bereits seit 120 Jahren. Inzwischen ist ein Teil der Altbauten zu einem „Lost Place“ geworden. Doch es gibt konkrete Pläne, das zu ändern.

Die rasante Industrialisierung führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Verelendung vieler Arbeiter. Wegen der furchtbaren Lebensbedingungen, schlechter Ernährung und mangelnder Hygiene breitete sich damals vor allem die ansteckende Lungenkrankheit Tuberkulose immer mehr aus. Erst durch Bismarcks Sozialgesetzgebung besserte sich ab 1883 langsam die Lage. Überall in Deutschland wurden Reichsversicherungsanstalten gegründet – und die errichteten in waldreichen und schönen Gebieten Lungenheilstätten.

Lungenheilanstalt Sporthalle

Ziemlich düster: der Eingang der Turnhalle des alten Gebäudes

Foto:

Quandt

Großhansdorf: Heilstätte im Wald wird schickes Wohngebiet

1900 eröffnete die Hanseatische Versicherungsanstalt am Wöhrendamm in Großhansdorf zunächst ein Heim mit 50 Betten für „blutarme und bleichsüchtige Rekonvaleszentinnen“. Tuberkulose wurde damals auch als Bleichsucht bezeichnet. Am Eilbergweg wiederum kam ein Invalidenheim für tuberkulöse Männer dazu. Daraus wurde später ein Heim für erkrankte Kinder.

Lungenheilanstalt Türen

Bunte Kacheln zieren die Gänge der ehemaligen Heilstätte.

Foto:

Quandt

Die Therapie bestand meist aus Ruhe, Bewegung im Freien und dem Verabreichen von Stärkungsgetränken. Nach 1918 machte die Medizin große Fortschritte, die Tuberkulose-Fälle gingen zurück. Aus den ehemaligen Heilstätten wurden richtige Krankenhäuser. Genug zu tun gab es für das Klinikpersonal in Großhansdorf aber auch weiterhin: Durch den ungehemmten Tabakgenuss häuften sich die Fälle von Lungenkrebs. 1938 wurde deswegen der erste OP-Saal in Betrieb genommen.

Lungenheilanstalt Tür

Verwittert: die hölzerne Tür in einem Nebengebäude

Foto:

Quandt

Großhansdorf bei Hamburg: Klinik im Wald

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Lungenkrankheiten weiter zu. Von 1958 bis 1961 entstand in Großhansdorf deshalb ein neunstöckiger Klinik-Neubau, der später immer wieder modernisiert wurde. Jetzt wurde entschieden: Auf dem großzügigen Areal werden  zusätzlich bis 2025 ein Bettenhaus-Neubau und weitere Gebäude für 81 Millionen Euro errichtet.

Großhansdorf: Wohnungen auf Klinikgelände

Doch zurück zum Gelände des ehemaligen Heims für lungenkranke Kinder am Eilbergweg: Hier findet schon seit Jahrzehnten kein Klinikbetrieb mehr statt. Zuletzt wurden einzelne Gebäude von der Gemeinde Großhansdorf genutzt. Doch nun ist das 25 Hektar große Gelände von der Deutschen Rentenversicherung verkauft worden. Käufer sind die Raiffeisenbank Südstormarn und eine Tochtergesellschaft der Hamburger AVW Immobilien AG. 

Noch gibt es keinen Bebauungsplan, aber die Investoren sind zuversichtlich, 2023 mit dem geplanten Bau von 80 Wohneinheiten auf dem idyllisch gelegen Gelände beginnen zu können.

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