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  • Foto: Bettina Blumenthal Lokal

„Hier fließen täglich Tränen“: Sie betreibt Deutschlands einzige Pferdeklappe

Seit 2013 nimmt der Verein Pferdeklappe in Norderbrarup Pferde auf. Pferde, die alt sind, die krank sind oder unterernährt. Pferde von Menschen in ausweglosen Lebenssituationen, die sich um das Tier nicht mehr kümmern können. 1500 Pferden konnte so nun schon geholfen werden.

Petra Teegen (66) hat die erste Pferdeklappe Deutschlands gegründet. Die ehemalige Krankenschwester hilft, wenn durch Schicksalsschläge kein Platz und kein Geld für das Pferd bleibt. „Wenn keiner hilft, dann helfen wir, so einfach ist das“, sagt Petra Teegen. Eine Krankheit des Besitzers sei der Hauptgrund, ein Pferd abgeben zu müssen, so Petra Teegen.

Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders. Durch Corona sind viele in Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit geraten. Dass das Geld für den Unterhalt eines Pferdes dann schnell knapp wird, ist abzusehen.

250 Pferde und Ponys nimmt die Klappe jährlich auf

„Schon drei Tage nach dem Beginn des Lockdowns hatten wir drei Pferde hier, die abgegeben wurden. Normalerweise haben wir immer um die 30 Tiere hier. Jetzt sind es schon 69“, sagt Petra Teegen.

Der Eingang zur Koppel liegt abseits der Straße.

Der Eingang zur Koppel liegt abseits der Straße.

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Bettina Blumenthal Lokal

An die 250 Pferde und Ponys nimmt die Klappe jährlich auf. Die Tiere werden aus Skandinavien, den Beneluxländern und ganz Deutschland gebracht. Viele kommen aus Hamburg.

Privatleute und Bürgermeister berichteten oft von Pferden in Not, manchmal würden sich auch die Ämter direkt bei Petra Teegen melden. Oft seien die Tiere dann schon in einem sehr schlechten Zustand. „Besser wäre es natürlich, wenn sie rechtzeitig zu uns gebracht würden.“

80 Prozent der Pferde sind nach wenigen Tagen neu vermittelt

80 Prozent der Pferde sind schon nach drei bis vier Tagen neu vermittelt. Bei 20 Prozent dauert es Wochen oder auch Jahre. Der Gesundheitszustand entscheidet, wann die Tiere in die Vermittlung gehen, denn nur gesunde Pferde verlassen die Pferdeklappe.

In einem Briefkasten können die Besitzer Informationen über das Tier hinterlassen.

In einem Briefkasten können die Besitzer Informationen über das Tier hinterlassen.

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Bettina Blumenthal Lokal

Die Abgabe eines Pferdes bei der Klappe bleibt anonym. Der Eingang zur Koppel liegt abseits der Straße. Nur ein Schild mit der Aufschrift: „Notbox Pferdeklappe“ weist darauf hin, dass dies keine gewöhnliche Koppel ist. Es sind immer mindestens zwei Pferde oder Ponys auf der Weide. Pferde sind Herdentiere, alleine und dann noch in einer fremden Umgebung – das macht die Tiere schnell unsicher. Ein Briefkasten mit einer Abtrittserklärung und ein Stift liegen bereit. „Wir brauchen aus rechtlichen Gründen immer eine Abtrittserklärung mit Unterschrift der Besitzer, am besten auch den Equidenpass“, so Petra Teegen.

Kein Tag vergeht ohne Emotionen: „Hier fließen täglich Tränen“

Manchmal sei nur ein Zettel mit dem Namen des Pferdes dabei. Das mache die Erstversorgung nicht leichter. Petra Teegen: „Mittlerweile hat es sich aber rumgesprochen, dass die Besitzer anonym bleiben. Hier muss niemand Angst haben. Wir nehmen die Pferde immer auf. Und suchen für jedes Tier ein Zuhause.“ Daher würden zum größten Teil die Pferde mittlerweile auch persönlich abgegeben.

Lola (9) braucht ein neues Zuhause. Ihr Besitzer konnte sich den Unterhalt für die Stute nicht mehr leisten.

Lola (9) braucht ein neues Zuhause. Ihr Besitzer konnte sich den Unterhalt für die Stute nicht mehr leisten.

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Kein Tag vergeht ohne Emotionen. „Wir erfahren von herben Schicksalsschlägen.“ Viele Besitzer gäben buchstäblich ihr letztes Hemd, nur um ihr Tier zu behalten.“ So bekommen dann nicht nur die Pferde und Ponys eine Erstversorgung, sondern auch oft ihre menschlichen Familien. „Hier fließen täglich Tränen“, so Petra Teegen.

Manchmal aber auch vor Glück. Etwa, wenn ein Tier mit einer besonders dramatischen Geschichte ein neues Zuhause gefunden hat.

Petra Teegen weiß genau, wovon sie da spricht. Sie selbst konnte vor langer Zeit durch einen schweren Schicksalsschlag den Unterhalt ihres Pferdes nicht mehr finanzieren. „Ich weiß, wie es ist, arm zu sein und an die Genzen zu kommen.“ Freunde hätten ihr damals geholfen. „Da war mir klar: Wenn es mir besser geht, dann möchte ich anderen helfen“, erzählt die Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Was liebt sie so an Pferden? Petra Teegen schwärmt: „Ich finde ihren Geruch so beruhigend. Die Augen sind so schön. Sie geben einem so viel, sind so ehrlich. Pferde sind einfach meins.“

Pferdeklappe in Norderbrarup: So können Sie spenden

Die Pferdeklappe befindet sich in Norderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg), Ruruper Str. 42. Es gibt 26 Boxen und sogar ein Rettungsauto, alles finanziert durch Spenden. Ein Quarantänehaus ist in Bau.

Die Pferdeklappe e. V. ist ein gemeinnütziges, anerkanntes und geprüftes Tierheim für Pferde. An jedem zweiten Sonnabend im Monat gibt es ab 14.30 Uhr Führungen, Tel. (04641) 46 29 34 erste-pferdeklappe.de facebook unter Pferdeklappe/Notbox
Spenden an IBAN DE59 2175 0000 0164 4072 72

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