Geburt bei Hamburg: Mutter legt frisch entbundenes Baby ins Gebüsch

    Norderstedt –

    Was geht bloß in einer Mutter vor, die ihr Kind einfach irgendwo aussetzt? Wie verzweifelt muss sie sein? Die schockierende Nachricht kommt aus Norderstedt: Dort hat ein Fußgänger in der Nacht zu Sonnabend gegen 3.45 Uhr einen offenbar frisch entbundenen und ausgesetzten Säugling in einem Gebüsch entdeckt.

    Es handelt sich um einen kleinen Jungen, der laut Polizei in eine Wolldecke eingehüllt war. Der 30-jährige Passant war auf dem Cordt-Buck-Weg unterwegs, als er ein Wimmern vernahm. Dann sah er im Geäst das Baby und rief Hilfe. Das völlig unterkühlte Baby wurde von einem Notarzt begleitet in eine Hamburger Klinik eingeliefert.

    Fußgänger findet frisch entbundenen Säugling im Gebüsch

    Laut Polizei gibt es Spuren, die darauf hindeuteten, dass die Geburt direkt auf dem Gehweg, unmittelbar vor einer nahen Kita, stattgefunden hat. Danach habe die Mutter, über die es bislang keine Informationen gibt, das Baby im Gebüsch abgelegt und liegen lassen.

    Die Kriminalpolizei hofft auf Hilfe aus der Bevölkerung – und sucht dringend Zeugen, die Hinweise geben können: Tel. (040) 52 80 60.

    Erste Babyklappe Deutschlands in Hamburg

    Ungewollte Kinder irgendwo im Freien abzulegen und womöglich sterben zu lassen – das ist ein schweres Verbrechen! Als im Dezember 1999 ein totes Neugeborenes in einer Hamburger Recycling-Anlage entdeckt wurde, war das für Sternipark Hamburg der Anlass, die erste Babyklappe Deutschlands zu gründen. Am 8. April 2000 ging sie in Betrieb: Dort können Mütter, die aus den unterschiedlichsten Gründen verzweifelt sind und anonym bleiben wollen, ihr ungewolltes Baby in Sicherheit bringen. Heute gibt es solche Babyklappen überall in Deutschland.

    Polizisten besprechen sich, machen sich bereit, mit einem Diensthund nach Spuren zu suchen.

    Polizisten besprechen sich, machen sich bereit, mit einem Diensthund nach Spuren zu suchen.

    Foto:

    Roeer

    „Es geht darum, Leben zu retten“, sagt Leila Moysich, Geschäftsführerin von Sternipark Hamburg. „Wenn nur eine Frau den Weg zu uns findet, statt ihr Kind auszusetzen, dann hat sich unsere Arbeit schon gelohnt.“

    Wenn Frauen ihre Schwangerschaft und Mutterschaft anonym halten wollen, gibt es seit 2014 die Möglichkeit, eine geschützte und medizinisch betreute Entbindung anonym vornehmen zu lassen – entweder in einer Klinik oder bei einer Hebamme. Das Gesetz garantiert Müttern außerdem 16 Jahre lang Anonymität.

    Betroffene Frauen können sich an das Hilfetelefon „Schwangere in Not“ wenden: Tel. 0800/404 00 20. Auch eine fremdsprachige Beratung wird angeboten. (mp)

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