Echt jetzt? Sylt ist am schönsten? Hier sind zehn Alternativen zur Luxus-Insel
Sylt ist einer der 50 schönsten Orte der Welt, findet jedenfalls das US-Magazin „Time“. Grund für die Begeisterung der Amerikaner sind die tollen Strände, die edlen Restaurants und die schönen Fahrradstrecken. Da denkt man sich als Hamburger doch: „Ja, aber!“ Andere Orte an Nord- und Ostsee haben doch auch schöne Strände! Und Radwege und feine Restaurants hat Sylt nun wirklich nicht für sich allein. Wer sich nicht mit seinem 08/15-Kleinwagen zwischen Porsche und Co. stellen will und Schicki und Micki nur von Weitem sehen möchte, für den haben wir hier zehn schöne Alternativen zum teuren Vergnügen auf Sylt – mit Sternenhimmel, Gedenkstein für Jimi Hendrix und einem veritablen Nackt-Skandal.
Sylt ist einer der 50 schönsten Orte der Welt, findet jedenfalls das US-Magazin „Time“. Grund für die Begeisterung der Amerikaner sind die tollen Strände, die edlen Restaurants und die schönen Fahrradstrecken. Da denkt man sich als Hamburger doch: „Ja, aber!“ Andere Orte an Nord- und Ostsee haben doch auch schöne Strände! Und Radwege und feine Restaurants hat Sylt nun wirklich nicht für sich allein. Wer sich nicht mit seinem 08/15-Kleinwagen zwischen Porsche und Co. stellen will und Schicki und Micki nur von Weitem sehen möchte, für den haben wir hier zehn schöne Alternativen zum teuren Vergnügen auf Sylt – mit Sternenhimmel, Gedenkstein für Jimi Hendrix und einem veritablen Nackt-Skandal.
Radfahren und Sternegucken auf Pellworm

Willkommen auf der oft übersehenen (weil strandlosen) kleinen Schwester von Sylt, Amrum und Föhr: In zweieinhalb Stunden ist man einmal um das grüne nordfriesische Inselchen geradelt (mit E-Bikes natürlich schneller), 28 Kilometer, immer außen vorm Deich direkt am Meer entlang. Man strampelt an Deichschafen und der malerischen Nordermühle vorbei und kann über lange Strecken die Halligen sehen. Auf Pellworms Westseite ist übrigens der beste Platz, um den Sonnenuntergang zu genießen. Ganz was Besonderes ist der Blick in den nächtlichen Himmel von Pellworm: Denn während Sylt viele Sternerestaurants hat, sieht man auf Pellworm die echte Milchstraße! Die dünnbesiedelte Insel mitten im Nationalpark Wattenmeer hat eine so geringe Lichtverschmutzung, dass sie 2021 von der International Dark Sky Association offiziell als Sterneninsel anerkannt wurde.
Schick essen gehen an der Flensburger Förde
Das Restaurant „Meierei Dirk Luther“ im 5-Sterne-Superior-Hotel „Alter Meierhof“ in Glücksburg (jawohl, Luxus geht auch jenseits von Kampen!) wird vom Guide Michelin seit 2008 durchgängig mit zwei Sternen ausgezeichnet. Man sitzt in feinem Ambiente, genießt die moderne französische Küche von Küchenchef Dirk Luther – bekannt als humorvoller Fernsehkoch vom Schleswig-Holstein-Magazin – und guckt über die Flensburger Förde rüber nach Dänemark. Besonders exklusiv: Die Tische sind aus 100 Jahre alten Ostsee-Stegen gefertigt!

Millionär spielen in Timmendorfer Strand
„Voll die rich-bitch-area“, sagte ein Teenagermädchen im Sommer anerkennend mit Blick in einen der Beach Clubs von Timmendorfer Strand. Ja, auch auf Magnumbuddeln Schampus für mehrere tausend Euro und großspurige Gäste hat Sylt keinen alleinigen Anspruch, Schickimicki kann die Lübecker Bucht auch: in Timmendorfer Strand. Wer sich ein bisschen im Glanz sonnen will, setzt sich ins „Café Engelseck“, das seit Jahrzehnten und aus Gründen als „Café Wichtig“ bekannt ist. Til Schweiger betrieb ein paar Jahre am Kurpark sein „Barefoot Hotel“ (das heißt inzwischen „Cozy Hotel“ und hat mit Schweiger nichts mehr zu tun), und Udo Lindenberg steht als Skulptur an den Dünen. Schorsch Kamerun, Gründer der Punkband Die goldenen Zitronen, war in den frühen 80er Jahren einer der Dorfpunks von Timmendorfer Strand und Autor Heinz Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“) widmet seinen jüngsten Roman dem unglamourösen Ortsteil von Timmendorfer Strand: „Ein Sommer in Niendorf”. Jürgen Hunke, Millionär und Ex-HSV-Präsident, erfreut seine Wahlheimat mit einem ausgeprägten Asia-Fimmel, der sich in einem Buddha-Garten an der Promenade und dem von ihm bezahlten Teepavillon auf der Seebrücke manifestiert.

California Dreaming an der Lübecker Bucht
Ja gut, auf Sylt sieht es ein bisschen so aus wie in den Hamptons, der Sommerfrische reicher New Yorker, darum verwandelte Roman Polanski für seinen Hollywoodfilm „The Ghostwriter“ List auch zu Martha‘s Vineyard. Aber: Die Lübecker Bucht hat Kalifornien! Und Brasilien! Die beiden beschaulichen Örtchen liegen am Ostseestrand im Kreis Plön und gehen auf das Jahr 1745 zurück, so will es jedenfalls das Seemannsgarn im Ort: In jenem Jahr soll ein Schiff mit Namen „California“ gestrandet sein. Ein Fischer nagelte sich eine Planke mit dem Schriftzug „California“ an seine Kate – und sein Bruder, der nicht nachstehen wollte, nannte seine Kate ein Stück den schmalen Strand runter „Brasilien“. Kalifornien ist heute ein kleiner Badeort, dessen Ortsschild oft geklaut wird. Brasilien hat kaum 20 Einwohner und besteht nur aus ein paar Ferienquartieren und einem beliebten Campingplatz.
Sonne tanken auf Fehmarn
Während Sylturlauber immer wieder betonen, wie toll es sei, dass das Wetter drei Mal am Tag wechselt und man auch bei Regen und Sturm super am Strand spazieren gehen kann, drehen die Gäste auf Fehmarn gemächlich ihren Strandkorb ein bisschen mehr in die Sonne. Die Insel zählt zusammen mit Usedom zu den sonnenreichsten Orten Deutschlands. Ausreichend Wind gibt‘s trotzdem: Fehmarn gilt als die Wiege des Kitesurfens in Deutschland und zählt zu den schönsten Surfrevieren an der deutschen Ostsee. Und wenn Sylt „Die Ärzte“ hat, hat Fehmarn einen Gedenkstein am Ort des letzten Open-Air-Konzertes von Jimi Hendrix. Auch beim Punkt „Drehort für beliebten TV-Krimi“ muss sich Fehmarn nicht hinter Sylt ducken: Wenn an der Nordsee bei „Nord Nord Mord“ ermittelt wird, liegt das fiktive Örtchen Schwanitz von „Nord bei Nordwest“ teilweise auf Fehmarn. Das Boot des ermittelnden Tierarztes Hauke Jacobs liegt im Hafenörtchen Orth. Mit der Bahn ist die Anreise nach Fehmarn derzeit etwas unbequem: Ab Neustadt muss man auf Busse umsteigen. Grund: Die alte Fehmarnsundbrücke ist für den Bahnverkehr gesperrt, eine neue Querung für Züge wird erst in mehreren Jahren fertig.

Top-Campingplatz und berühmte Villa in Kühlungsborn
Einmal im Jahr zeichnet das Camping-Portal camping.info die beliebtesten Campingplätze in Europa aus – und der Campingpark Kühlungsborn (Landkreis Rostock) mit seinen traumhaften Stellplätzen am Strand landet immer wieder auf Platz eins. Mitten in dem Badeort liegt auch eine der bekanntesten Immobilien der Ostseeküste: Die „Villa Baltic“, eine prachtvolle Villa mit Meerblick, die 1910/12 für den Justizrat Wilhelm Hausmann erbaut wurde, später ein Heim für jüdische Urlauber wurde, zeitweise der Goebbels-Stiftung gehörte, ein DDR-Erholungsheim war und nach der Wende allmählich zu einem „Lost Place“ wurde. Die derzeitigen Eigentümer wollen ein Hotel daraus machen, was sich aber zieht, weil die Kühlungsborner den Garten der Villa als öffentlichen Park behalten wollen.

Ahrenshoop und „die alte Sau“
Sylt hat Thomas Mann, der 1927 nach seinem Urlaub im „Haus Kliffende“ in Kampen ins Gästebuch schrieb: „An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt.“ Sehr staatstragend. Aber Ahrenshoop, das Künstlerdorf auf der Halbinsel Darß, hat Anna Seghers, die 1951 deutlich unterhaltsamer als der Großschriftsteller für einen FKK-Skandal sorgte. Damals sonnte die Schriftstellerin sich unbekleidet am Strand, was den Präsidenten des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ zu dem empörten Ausruf brachte: „Schämen Sie sich nicht, Sie alte Sau?“ Wenige Wochen später sollte ebendieser Präsident Anna Seghers einen Preis überreichen, begann förmlich mit „Liebe Anna…“, als die Grande Dame der DDR-Literatur ihm ins Wort fiel: „Für dich immer noch die alte Sau.“ Was pittoreske Reetdachhäuser angeht, kann Ahrenshoop ebenfalls locker mit Keitum mithalten.

Der Blick von oben: Ist Darß schön!
Ja, Sylt hat fünf Leuchttürme und ja, die sind wirklich hübsch und sehr Instagram-tauglich. Aber nur den Hörnumer kann man von innen besichtigen und auch nur nach rechtzeitiger Anmeldung. Der Leuchtturm am Darßer Ort im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft hingegen ist in der Saison täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und wer die 126 Treppenstufen geschafft hat, kann die Ostsee, den karibikweißen Darßer Weststrand (der übrigens auch immer wieder zu einem der schönsten Strände Europas gekürt wird!) und den urwüchsigen Darßwald aus 29 Meter Höhe betrachten. Das spektakuläre Panorama ist eine schöne Belohnung für die Anreise: Man kommt nur zu Fuß, per Rad oder mit der Pferdekutsche hin. Neben dem Leuchtturm ist das Natureum untergebracht, eine Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund.

Internationales Radeln auf Usedom
Okay, auf Sylt kann man sehr lange durch die Dünen radeln, von Hörnum bis List, aber: Man bleibt doch immer auf Sylt. Auf Usedom radelt man auf einem spektakulär gut ausgebautem Radweg durch die Kaiserbäder („Ahlbeck, Heringsdorf, Bansin, die Badewanne von Berlin“), rechts weiße Villen, links der Strand – und irgendwann kommen zwei Metallstelen, die die Grenze zu Polen anzeigen. Die Radfahrer stehen kurz Schlange fürs Erinnerungsfoto und dann geht‘s weiter. Wer will, strampelt bis Swinemünde.

Ueckermünde: Traumhaff schön
Tief im Osten, am Stettiner Haff, liegt das „Haffbad Ueckermünde“, einst gepriesen als „billiger Badeort für erholungssuchende Arbeitsmenschen“. In drei Jahren, 2026, feiert der Badeort sein 200. Jubiläum. Die mächtige Weide, die am Strand Schatten spendet, ist vermutlich nur wenig jünger. Vorteil: Während die Brandung von Westerland noch bibberkalt ist, hat sich das flache Haff, das durch Usedom von der Ostsee abgeschirmt wird, schon auf Badewannentemperatur erwärmt.

Das Städtchen Ueckermünde (der Leuchtturm an der Mündung der Uecker ist gerade mal elf Meter hoch) darf sich seit 2001 staatlich anerkannter Erholungsort nennen. Wer es richtig abgeschieden und beschaulich haben will, mietet sich im Riether Winkel am Stettiner Haff ein, wo denkmalgeschützte, verlassene Wohnhäuser eines kleinen Dorfes – Lage: irgendwo im Nirgendwo – stilecht saniert und in bezaubernde Ferienhäuser umgewandelt wurden.