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  • Foto: dpa

Dutzende Wale starben: Gutachten bestätigt: Minen-Sprengung in Ostsee war illegal!

Fehmarn –

Diese Sprengungen waren widerrechtlich: Die deutsche Marine hat in einem der wichtigsten Schweinswalgebiete in Deutschland Minensprengungen durchgeführt – danach wurden 18 tote Wale gefunden. Naturschützer sind entsetzt.

Im Fehmarnbelt zwischen der Südküste von Lolland (Dänermark) und der Insel Fehmarn werden jedes Jahr die meisten Wal-Mütter mit ihren Kälbern gesichtet. 

Schweinswal-Drama in der Ostsee: Sprengungen waren illegal

Im Spätsommer gab es in diesem Gebiet eine Großübung der Nato, bei der 42 britische Seeminen aus dem Ersten Weltkrieg gesprengt werden sollten. 39 davon lagen auf dem Grund des Fehmarnbelts – in einem Naturschutzgebiet. An der Übung in der Meeresschutzzone Ende August beteiligten sich mehr als 40 Schiffe aus 18 Ländern. 

Wie der „NDR“ berichtet, belegt ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages nun, dass die Sprengung der Minen gegen das Gesetz verstoßen hat. Auch hätten die Naturschutzbehörden vorher informiert werden müssen – was nicht geschah. Die Bundeswehr räumte dieses Versäumnis jetzt ein. 

Minen-Sprengung: Berufung auf Eilbedürftigkeit schwer erklärbar

Der Standort der Minen ist seit 2016 bekannt: Die Berufung der Truppen auf die Gefahren durch die Minen, die ein schnelles Handeln gefordert hätten, wird dadurch erheblich abgeschwächt. Man hätte die Bereiche für die Schifffahrt sperren und zunächst Schutzmaßnahmen für die Wale einrichten können.

Mit Blick auf das Gutachten sagte Grünen-Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke: „Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass die Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes auch von NATO-Truppen eingehalten werden müssen.“

Ostsee: 18 tote Schweinswale nach Sprengung

Zum Hintergrund: In den Wochen nach der Sprengung wurden 18 tote Schweinswale gefunden. Wie viele davon durch die Sprengung während der Fortpflanzungszeit tatsächlich verletzt oder getötet wurden, ist laut Nabu-Geschäftsführer Leif Miller unklar. Forscher sollen die Tiere nun untersuchen und feststellen, warum diese verendeten. Durch die Sprengungen entstanden pro Mine etwa fünf Meter breite und 1,5 Meter tiefe Krater auf dem Meeresboden. 

Im vergangenen Jahr sind an der deutschen Ostseeküste insgesamt 203 tote Schweinswale gefunden worden: in Schleswig-Holstein 134 und in Mecklenburg-Vorpommern 69.

Nato-Manöver vor Fehmarn

Die Naturschutz-Organisation Nabu vermutete bereits kurz nach dem Vorfall, das Nato-Manöver könnte eine gute Gelegenheit gewesen sein, kostengünstig zu sprengen und aufwändigen Abstimmungsprozessen mit Naturschutzbehörden zu umgehen. Nach Angaben der Organisation liegen noch mehr als 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition in der deutschen Nord- und Ostsee.

Sprengungen werden auch vom Umweltminister kritisiert

Kritik kam auch von der Politik. „Die Sprengungen der Marine gefährden den Bestand der streng geschützten Schweinswale in der Ostsee“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). 

Der Politiker forderte den Bund auf, umgehend auf Alternativen zur Sprengung im Meer zu setzen und Projekte zur Unterwasserentschärfung per Roboter zu fördern. „Ich erwarte von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, dass sie den umfangreichen internationalen Schutzstatus der Schweinswale endlich achtet und auf Sprengungen von Munition verzichtet“, sagte er.

Schweinswale werden bis zu 1,85 Meter groß

Schweinswale (Phocoena phocoena) gehören zu den kleinsten Walarten der Welt. Sie werden bis zu 1,85 Meter groß und wiegen zwischen 40 und 90 Kilo. Sie kommen in Deutschland in Nord- und Ostsee vor und werden häufig von Seglern gesichtet. In Deutschland sind sie vor allem westlich von Rügen bis in den Kattegat und in der zentralen Ostsee östlich von Rügen unterwegs.

Schweinswal Symbolfoto

Schweinswal (Symbolbild)

Foto:

imago images

Vor der Nordseeinsel Sylt befindet sich außerdem ein für die Geburt und Kälberaufzucht wichtiges Gebiet, das 1999 zum ersten Walschutzgebiets Deutschlands erklärt wurde. Auch im Hamburger Teil der Elbe werden Schweinswale ab und an gesichtet.  In Kiel wurde im April 2019 sogar erneut ein Delfin gesehen. (vd/dpa)

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