Die Geheim-Codes der Nazis: Taucher macht weiteren Sensationsfund in der Ostsee
Schleimünde –
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein verrosteter Klumpen Schrott. Doch das Ding, das ein Taucher vergangene Woche in der Ostsee entdeckte, ist eine Sensation: eine Chiffriermaschine aus dem Zweiten Weltkrieg, mit dem die Nazis ihre Funksprüche verschlüsselt haben!
Erst im November vergangenen Jahres hatten Taucher in der Ostsee bei der Suche nach herrenlosen Fischernetzen eine Chiffriermaschine vom Typ „Enigma“ gefunden. Auch diesmal war Taucher Christian Hüttner in der Nähe von Schleimünde zwischen Flensburg und Kiel eigentlich auf der Suche nach etwas ganz anderem – nach einem Propeller.
Rostige Tasten schauten aus dem Sand
Doch stattdessen sah Hüttner etwas ganz anderes im Sand stecken. Etwas, das er nicht sofort identifizieren konnte: „Ein paar Tasten schauten raus“, erzählt der Taucher. Als er näher kam, entdeckte er die Chiffriermaschine. Und zwar nicht nur eine, sondern gleich sechs Stück!
Um die Entdeckung seines Lebens handele es sich bei den Enigmas aber keinesfalls: „Für mich hat das keinen besonderen Stellenwert“, sagt der 48-Jährige. „Funktionieren werden die Dinger nie wieder.“
Sensationsfund soll Teil einer Ausstellung werden
Der seltene Fund wird nun in der Werkstatt des Museums für Archäologie auf Schloss Gottorf in Schleswig restauriert. Nach Angaben des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein ist noch offen, wie die Maschinen an ihren Fundort gelangten. Vermutlich wurden sie kurz vor Kriegsende ins Meer entsorgt.
Ziel ist es, die Maschinen fachgerecht zu konservieren. Nach Abschluss der Arbeiten ist eine Ausstellung im Museum für Archäologie geplant.
Liegen noch mehr Enigmas am Ostsee-Grund?
Laut Landesamt für Archäologie wurden während des Zweiten Weltkriegs schätzungsweise 100.000 bis 200.000 Enigmas gebaut, die der Verschlüsselung der Wehrmachts-Codes dienten. Dabei gab es unterschiedliche Modelle. Die Archäologen gehen davon aus, dass zahlreiche weitere Chiffriermaschinen in schleswig-holsteinischen Gewässern versenkt wurden. Sie seien Teil der jüngeren deutschen Geschichte, ihre Fundorte könnten Aufschluss zu den Ereignissen am Ende des Zweiten Weltkrieges erbringen.
Das könnte Sie auch interessieren:Taucher entdecken U-Boot-Wrack in der Ostsee
Nach ersten Erfolgen von Experten des polnischen Geheimdienstes trug der britische Mathematiker Alan Turing während des Zweiten Weltkriegs maßgeblich dazu bei, den Enigma-Code zu knacken. Dies hatte erheblichen Einfluss auf den U-Boot-Krieg im Atlantik. Fortan konnten die Briten die verschlüsselten Funk-Codes an deutsche Boote „mitlesen“ – unbemerkt vom Kriegsgegner. (ng/dpa)