Der Flughafen von Honolulu auf Hawaii (Archivbild).

Der Flughafen von Honolulu auf Hawaii (Archivbild). Foto: IMAGO/Pond5 Images

Schwerverbrecher-Knast statt Traumstrand: Teenager aus dem Norden schildern Albtraum

Das Abitur in der Tasche und voller Lebenslust wollten die beiden Teenagerinnen aus dem Norden die Welt bereisen. Nach einigen Wochen in Thailand und Neuseeland war der US-Bundesstaat Hawaii das nächste Reiseziel. Doch anstatt am Pazifikstrand unter Palmen zu landen, fanden sich Charlotte Pohl und Maria Lepère aus Rostock im Gefängnis neben Schwerverbrechern wieder.

„Es war alles wie ein Fiebertraum“, erzählt Lepère der Rostocker „Ostseezeitung“. Nach stundenlangem Warten und Verhören erfahren die beiden Abiturientinnen: Ihre Einreise auf die Inselgruppe wird abgelehnt, sie werden abgeschoben. Die Freundinnen brechen in Tränen aus.

„Das war ein Schock, das haben wir nicht erwartet“, berichtet Lepère der Zeitung. „Wir hatten schon ein bisschen mitbekommen, was in den USA abgeht. Zu dem Zeitpunkt dachten wir aber nicht, dass das auch Deutschen passiert. Das war vielleicht sehr naiv. Wir haben uns so klein und machtlos gefühlt.“

Abiturientinnen im US-Abschiebeknast: Verhörprotokolle „hingedreht“

Dabei hatten sie alle notwendigen Ausweise und Reiseunterlagen dabeigehabt, als sie in Honolulu auf Hawaii landeten. Zwei Nächte hatten sie über Airbnb bereits eine feste Unterkunft aus Hawaii gebucht, alles Weitere wollten sie spontan entscheiden. „Sie fanden es verdächtig, dass wir nicht für die ganzen fünf Wochen auf Hawaii komplett unsere Wohnsituation durchgebucht hatten“, sagt Pohl.

„Nach drei Stunden Warten wurden wir dann getrennt voneinander befragt“, schreibt eine der beiden auf einer Backpacker-Seite auf Reddit. Es sei vor allem um die Frage der Finanzierung ihrer Reise gegangen.

Schließlich unterschrieben die beiden die Verhörprotokolle. „Da standen Sätze drin, die wir so gar nicht gesagt haben“, sagt Pohl der Zeitung. „Die haben es so hingedreht, dass wir zugegeben hätten, dass wir illegal in den USA arbeiten wollen.“

In Handschellen und Gefängniskleidung ab in die Zelle

In Handschellen wurden sie in eine Abschiebezelle in einem Gefängnis beim Flughafen gebracht. Telefon und Reisepass wurden den jungen Frauen abgenommen.

Danach hätten sie sich ausziehen, komplett nackt vor eine Polizeibeamtin stellen und sich untersuchen lassen müssen. „Dann haben wir grüne Gefängniskleidung anbekommen und wurden mit Schwerkriminellen in einen Gefängnisraum gesteckt“, beschreibt Pohl das Vorgehen der US-Behörden in der „Ostseezeitung“.

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Die beiden Rostockerinnen hätten vor Angst kein Auge zumachen können. „Es war wie in einem Film. Man denkt, das kann doch gerade alles nicht wahr sein“, erinnert sich Lepère.

Am nächsten Morgen seien sie direkt zu einem Flugzeug gebracht worden. Zwei Beamte hätten ihre Pässe dem Flugpersonal ausgehändigt. Der Flug ging nach Japan, wie von Charlotte und Maria erbeten – immerhin. Erst dort sollten sie ihre Pässe zurückbekommen. Über Tokio, Katar und Frankfurt am Main kamen sie drei Tage später zu Hause in Rostock an.

Abiturientinnen warnen andere Backpacker

Was sagt das Auswärtige Amt dazu? „Direkt nach Bekanntwerden haben unser Honorarkonsul in Honolulu und unser Generalkonsulat in San Francisco die konsularische Betreuung übernommen“, antwortete die Behörde auf Anfrage der „Ostseezeitung“.

Aufgrund dieser schlimmen Erfahrung warnten die beiden Frauen andere Backpacker auf Reddit davor, irgendwo in den USA anzukommen, ohne eine feste Unterkunft für den gesamten Aufenthalt gebucht zu haben. Außerdem sollte man niemals erwähnen, dass man „remote“ arbeitet, um zwischendurch Geld zu verdienen.

Denn was es bedeutet, nicht in die USA einreisen zu dürfen, haben die beiden Teenager jetzt erfahren und beschreiben es so: „Gefängnis, splitternackte Körperkontrolle und der totale Kontrollverlust!“.

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