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Corona-Not in Zoos: „Führen Listen mit Tieren, die wir bald schlachten müssen“

Dramatische Situation wegen der Corona-Zwangsschließungen in den kleineren Tierparks im Norden: Die Chefin des Zoos Neumünster führt gar bereits eine Liste mit Tieren, die im schlimmsten Fall geschlachtet werden müssen, um für andere Zootiere als Futter zu dienen. Welche Tiere besonders in Gefahr sind, schildert Verena Kaspari im MOPO-Gespräch.

Verena Kaspari, Direktorin des Tierparks Neumünster, beschreibt ihren absoluten Corona-Notfallplan, der auch das Töten von Tieren umfasst: „Der schlimmste anzunehmende Fall für uns wäre, wenn wegen der Corona-Pandemie der Nachschub an Fleisch und Fisch als Tierfutter einbrechen würde, etwa, weil Dänemark die Grenzen für den Warenverkehr dicht machen würde.“

Corona-Krise im Zoo: Das ist die Liste mit den Schlachttieren

In so einem Fall käme dann die „Liste“ zum Einsatz, auf der Dam- und Sikawild steht: „Wenn wir kein Fleisch mehr kaufen können, würden wir unseren Wildbestand reduzieren“, so Kaspari. Es würden ohnehin jedes Jahr drei bis vier überzählige Böcke aus den Herden geschossen, im Notfall würden die Herden deutlich mehr reduziert werden. „Das Fleisch bekämen dann Eisbären, Greifvögel, Polarfüchse und andere Tiere.“

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Die Eisbären im Zoo Neumünster würden im Notfall mit Wild aus dem Tierpark versorgt (Archivbild).

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Wegen Corona: Tieren droht Todesspritze

Bei den Fischfressern sei die Situation schwieriger: „Unsere zehn Pinguine könnten wir vielleicht noch in anderen Zoos unterbringen, bei den acht Seehunden ist das deutlich schwieriger.“ Bevor die Seehunde qualvoll verhungern, so Kaspari, „würden wir sie euthanasieren.“ 

Solche Notfallpläne würden viele Zoos vorbereiten, die meisten wollten aber nicht darüber sprechen. „Das ist nicht schön, aber wenn der Worst Case eintritt, könnte es so kommen“, so Kaspari. 

Die ausbleibenden Eintrittsgelder sind eine Katastrophe für den von einem Verein getragenen Zoo mit 700 Tieren: „Es geht uns existenziell an die Gurgel“, sagt Kaspari. Durch die Corona-Zwangsschließung seien dem Tierpark bereits rund 175.000 Euro an Einnahmen verloren gegangen. 4000 Euro koste der Betrieb täglich, derzeit sind Spender die Rettung.

Corona-Sorgen bei Zoos im Norden

Auch in Hamburg herrscht große Sorge. Tierpark Hagenbeck zeigt sich dankbar über Besucher, die jetzt Gutscheine kaufen und Patenschaften übernehmen. Die Verluste, alleine durch den Wegfall des einträglichen Ostergeschäftes, können so aber nicht aufgefangen werden.

Im Tierpark Schwarze Berge im Landkreis Harburg zeigt sich Geschäftsführer Arne Vaubel gegenüber dem NDR tiefbesorgt: „Dadurch, dass wir ein Saisonbetrieb sind, kommen wir mit einem ordentlichen Minus aus dem Winter.“ Die Kredite, die dem Park über den Winter geholfen haben, werden im Frühjahr eigentlich zurückgezahlt – ohne Einnahmen ist das aber nicht möglich.

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Auch der Westküstenpark in St. Peter Ording leidet unter der Schließung. Dort leben etwa 850 Tiere, darunter Pelikane, Störche und Schildkröten. Anfang des Monats lieferten Anwohner große Mengen Heu und Stroh, Möhren und Vogelfutter.

Jetzt fordert der Verband der zoologischen Gärten ein Soforthilfe-Programm des Staats von 100 Millionen Euro. (ste)

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