Bauern machen mobil: Hunderte Trecker blockieren Edeka — das ist der Grund
Neumünster –
Landwirte haben in der Nacht zum Montag in verschiedenen Städten mit Traktoren Auslieferungslager von Lebensmittelketten blockiert. Unter anderem in Neumünster (Schleswig-Holstein) machten sie die Zufahrten bei Edeka Nord dicht.
Mit den Aktionen wollten die Bauern angesichts der laufenden Preisverhandlungen gegen „Dumpingpreise“ seitens des Einzelhandels demonstrieren, sagte Anthony Lee von der Bauern-Bewegung „Land schafft Verbindung“, die zu den Protesten aufgerufen hatte.
Deutschlandweiter Protest der Bauern: Mehr Geld für Produkte
Auch wenn die Proteste Deutschlandweit geplant waren, lagen die Schwerpunkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Betroffen waren die Handelsketten Aldi, Lidl, Rewe und Edeka.
Ab 20.30 Uhr am Samstag rollten in Neumünster die Traktoren zum Auslieferungslager bei Edeka Nord. Zuerst hatten die „Kieler Nachrichten“ darüber berichtet. Edeka Nord selbst bestätigte den Protest auf MOPO-Nachfrage.
Neumünster: Hunderte Traktoren blockieren Edeka-Zufahrt
Nach Angaben der Landwirte sollen um die 300 bis 400 Kollegen mit Traktoren dorthin gekommen sein. Gegen 22 Uhr trafen sich Edeka-Nord Geschäftsführer Martin Steinmetz und Vertreter der Aktion zu einem Gespräch in der Zufahrt zum Gelände.
„Das Maß ist voll, es muss sich etwas ändern. So funktioniert keine nachhaltige Wertschöpfungskette“, sagte Landwirt Markus Kühl aus Wasbek, einer der Organisatoren, den „Kieler Nachrichten“.
Landwirte fordern: Schluss mit den Dumping-Preisen!
Seit Beginn der Corona-Krise seien die Milcherzeugerpreise um 34 Prozent eingebrochen, der Schweinemarkt liege am Boden. Kosten stiegen wegen gesetzlicher Vorgaben, die Erzeugerpreise fielen. Und zusätzlich strebe der Einzelhandel in der angespannten Situation noch niedrigere Preise an.
Die Bauern fordern mit diesen Protesten unter anderem mehr Geld für ihre Produkte, besonders der Preis für die Milch sei schon seit Jahren nicht mehr kostendeckend.
Protest der Landwirte in Neumünster: Das sagt Edeka Nord
Edeka Nord begrüßt laut eigener Aussage den Dialog zwischen dem Unternehmen und den Vertretern von „Land schafft Verbindung“. „Die bisherigen Gespräche haben wir als sehr konstruktiv und intensiv erlebt“, schreibt das Unternehmen auf MOPO-Anfrage. Bei manchen Punkten gebe es aber noch Gesprächs- und Arbeitsbedarf.
Den gewählten Zeitpunkt der Protestaktion empfindet Edeka Nord allerdings als unpassend. „Den Erzeugern und uns im Lebensmitteleinzelhandel kommt eine besondere Rolle bei der Versorgung der Gesellschaft zu. Diesen Versorgungsauftrag müssen wir gemeinsam ernst nehmen. Wir befinden uns derzeit in der sogenannten zweiten Pandemie-Welle und stehen somit vor besonderen logistischen Herausforderungen“, so das Unternehmen weiter.
Demonstration in Neumünster: Trecker blockieren Zufahrten
Die Lieferkette müsse funktionieren, um das Land vollumfänglich zu versorgen. Derartige Blockaden und Demonstrationen stellten eine Gefährdung der Liefersicherheit dar und somit auch für die Versorgung des Landes. (aba/dpa)