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Austritt nach 33 Jahren: Kieler Ex-Bürgermeisterin rechnet gnadenlos mit ihrer SPD ab

Sie hat ihre Partei oft kritisiert, jetzt ist für Journalistin und Kieler Ex-Bürgermeisterin Susanne Gaschke das Maß voll. Mit einer gnadenlosen Austrittserklärung kehrt die 53-Jährige der Partei den Rücken. Der Anlass: Die Ausbootung ihres Mannes Hans-Peter Bartels als Wehrbeauftragter.

In einem offenen Brief auf „Welt.de“ verkündet die 53-Jährige ihren Parteiaustritt nach 33 Jahren Mitgliedschaft und verbindet das mit einer Generalabrechnung. „Aus einer Aufstiegspartei, die Menschen solidarisch dabei hilft, sich selbst zu helfen, habt Ihr – in mehrfacher Hinsicht – eine Versorgungspartei gemacht“, schrieb Gaschke, die mit dem scheidenden Bundestags-Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels verheiratet ist. 

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Wird trotz untadeliger Arbeit von seiner Partei abgesetzt: Hans-Peter Bartels (SPD), Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages.

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picture alliance/dpa

Bartels, dessen Arbeit parteiübergreifend Anerkennung fand, hatte signalisiert, dass er die Aufgabe gerne weiterführen würde. Gleichzeitig hatte sich der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs Hoffnungen gemacht, dass die Partei ihn vorschlagen würde. Am Ende hat die SPD die Fraktionsvorsitzende Eva Högl vorgeschlagen. Folge des Postengeschachers:  Polit-Schwergewicht Johannes Kahrs zog sich mit einem Paukenschlag von allen Ämtern zurück – und Bartels Ehefrau kehrt der SPD komplett den Rücken.

Gaschke rechnet mit SPD ab: „Sogar die Grünen haben Euch überholt“

Ihr Parteibuch müsse mittlerweile beim Vorstand eingetroffen sein, sagte Susanne Gaschke am Mittwoch. Gaschke, die 2012 gegen den Widerstand der SPD-Landesspitze zur Oberbürgermeisterin in Kiel gewählt wurde und 2013 im Zuge diverser Konflikte zurücktrat, warf der SPD Erfolglosigkeit vor. „Ihr kommt einfach nicht wieder auf Augenhöhe mit der Union. Sogar die Grünen haben Euch zeitweise überholt – und werden es vermutlich nach der Corona-Krise wieder tun“, schrieb sie. „Fragt sich eigentlich irgendjemand im Bundesvorstand oder sonst wo in der SPD, woran das liegen könnte?

Ausbootung ihres Mannes: Gaschke geht mit Führungsriege hart ins Gericht

Gaschke prangerte auch Karrierestreben an: „Zu viele Jusos, zu viele abgebrochene Studenten und Leute mit schwieriger Berufswahl kämpften um Posten, die gutes Gehalt, Mitarbeiter, Büros und Prestige versprachen. Es ging immer weniger darum, was man mit einem Amt erreichen wollte – es ging darum, dass man es bekam“. Gaschke warf der SPD sinngemäß vor, sie habe seit Jahren die Mitte vernachlässigt. „Zugleich mit der Linksdrift wart Ihr bereit, so lange in der großen Koalition zu bleiben, wie es nur geht, denn dort sind Eure Posten, Dienstwagen und Mitarbeiterstellen garantiert.“

Hart ging sie mit der heutigen Führungsriege ins Gericht, auch weil ihr Mann nicht Wehrbeauftragter bleiben darf. „Ihr wisst genau, wie ehrlos Ihr Euch verhalten habt.“ Bartels habe einen untadeligen Job gemacht. Und: „Mir ist es nicht egal, wie Ihr mit dem Mann umgeht, den ich liebe.“ (mp/dpa)

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