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  • Die drei rosigen Schweine kommen aus dem Versuchslabor: Sie haben Tests mit künstlich erzeugten Herzinfarkten überlebt.
  • Foto: Patrick Sun

Aus dem Versuchslabor: Gnadenhof rettet drei süße Schweine mit halben Herzen

Drochtersen –

Ein Kamel, das im Zirkus immer über seine eigenen Beine stolperte. Ein Hund, vor dem die Besitzer sich in ihrer Not im Badezimmer verschanzten. Und drei Schweine mit halben Herzen aus dem Versuchslabor. Neumanns Hof in Drochtersen ist wie ein kleines Paradies für Tiere, die sonst nirgends mehr hingehören oder hinpassen.

Thorsten Neumann (56) hat vor 20 Jahren den Bauernhof seiner Großeltern zu einem Gnadenhof umfunktioniert. Seitdem ist die riesige Anlage hinter Stade eine Zuflucht und eine Anlaufstelle. Für Tiere, die ihren Besitzern aus schlechter Haltung weggenommen wurden. Für Tiere, die alt und teuer geworden sind und nicht mehr gewollt sind. Oder deren Halter einfach die Tierarztrechnung nicht mehr zahlen können.

Drei Laborschweine leben auf dem Gnadenhof

Besondere Freude bereiten den passionierten Tierschützern gerade ihre Neuzugänge mit Namen Zwei, Drei und Fünf. So steht es auf den Ohrmarken der rosigen Minischweine. „Wir suchen gerade noch nach Namen und sind über Vorschläge dankbar“, erzählt Ehefrau Yvonne Neumann.

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Für die kleinen Schweinchen aus einer Tierversuchsanstalt werden noch Namen gesucht.

Foto:

Patrick Sun

Die drei Schweinchen kommen aus einem Tierversuchslabor, und sie haben alle nur noch ein halbes Herz. Eins und Vier haben die Versuchsreihe mit simulierten Herzinfarkten nicht überlebt. „Aber unseren dreien geht es blendend.“

Schweine im Schnee: eine ganz neue Erfahrung

Beim ersten Schnee starrten sie fassungslos immer wieder in den Himmel. „Natur kannten sie natürlich aus der Labor-Unterbringung nicht.“ Jetzt sollen sie hier bis zu ihrem Lebensende ein Zuhause finden. „Schließlich haben sie für uns Menschen gelitten.“

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Yvonne (39) und Thorsten (56) Neumann betreiben den Gnadenhof nahe Stade.

Foto:

Patrick Sun

Vor allem Nutztiere wie Kamele, Lamas, Kühe, Hühner, Schafe kommen mittlerweile auf den Hof. Aber auch Hunde, Katzen und und und. „Derzeit haben hier 236 Tiere ein Zuhause gefunden“, sagt Yvonne Neumann (40) mit Stolz in der Stimme. Sie ist Thorstens Ehefrau, und gemeinsam schmeißen sie den Gnadenhof.

Gnadenhof bei Stade: Viele Nutztiere leben in Drochtersen

Bis zu ihrem Lebensende kann viel Zeit vergehen. Nutztiere werden sehr alt. So lebt auf dem Hof auch eine Kuh, die schon 30 Jahre alt ist, und Kameldame Renate geht es so gut, „die will wohl mindestens 40 werden.“ Sie ist auf einem Auge blind und hat bei ihrer Ankunft auf dem Hof auch noch einen blinden Passagier mitgebracht.

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Das blinde Zirkuskamel Renate mit Töchterchen Jette. Schlagerstar Roland Kaiser ist ihr Pate.

Foto:

Patrick Sun/ Patrick Sun

Neumanns hatten sie einem Zirkus abgeschwatzt. Denn in der Manege stolperte sie immer über ihre eigenen Füße – wohl wegen der Blindheit. Als sie auf dem Hof dann immer dicker wurde und man ihr die Futterrationen schon kürzen wollte, stellte der Tierarzt fest, dass sie trächtig war. Nun lebt auch ihr Kind Jette auf dem Hof. Und die hat einen prominenten Paten: Roland Kaiser!

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Lama Herby hat Angst, dass ihm das Dach auf den Kopf fällt, er schläft lieber open Air.

Foto:

Patrick Sun

Der Hof finanziert sich über Spenden, Kindergeburtstage und Ferienhäuschen („da wohnt auch mal der eine oder andere gestresste Manager, der Ruhe braucht“). Weil Thorsten Neumann gelernter Handwerker ist, baut und repariert er fast alles selbst.

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Rinder auf dem Gnadenhof. Die älteste Kuh ist 30 Jahre alt.

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Patrick Sun

„Auf unserem verrückten Hof ist kein Tag wie der andere“, freut sich Ehefrau Yvonne. „Dass wir nie zusammen Urlaub machen können und immer viel zu tun ist, das stört einen nicht, wenn morgens zur Begrüßung die Esel wiehern und der Waschbär frech um die Ecke guckt.“

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