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Vom Sturm erfasste Fichte wird geborgen.
  • Weil der Boden aufgeweicht war, hatte der Sturm leichtes Spiel.
  • Foto: picture alliance/dpa/Philipp Schulze

Nach dem Sturm nun auch noch das: Wälder im Norden in großer Gefahr

Die Stürme der vergangenen Wochen haben in den Wäldern verheerende Schäden angerichtet. Nun müssen die gefallenen Bäume noch vor Frühling in Sicherheit gebracht werden. Schaffen es die Forstverantwortlichen, die Bäume rechtzeitig aus dem Wald zu räumen, ehe ihnen der Borkenkäfer zuvorkommt?

Waldbesitzer und Landesforsten haben nach den Stürmen im Norden Niedersachsens alle Hände voll zu tun mit Aufräumarbeiten. „Unsere Sorge ist, wenn wir die gefallenen Fichten nicht rechtzeitig aus dem Wald schaffen, haben wir das nächste Problem mit dem Borkenkäfer“, zeigt sich Knut Sierk besorgt. Er ist Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Der Schädling fühle sich bei den steigenden Frühlingstemperaturen ab 16 Grad besonders wohl und werde von den geschwächten Nadelbäumen magisch angezogen, wo er seine Brut ablegt.

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„Die Brut ist nach vier bis sechs Wochen so weit, das geht schnell. In einem günstigen Jahr hat ein Pärchen 30.000 Nachkommen“, erklärt Sierk. Ein einzelner Käfer sei harmlos, aber mithilfe eines Lockstoffs kämen sie in Scharen angeflogen. Deren ungebremste Entwicklung gefährdet vor allem bewirtschaftete Wälder massiv. Am liebsten sind dem Borkenkäfer Bäume, die bereits vorgeschädigt sind, etwa durch Trockenstress. „Der Regen der letzten Monate ist da ein Segen für den Wald, auch wenn es natürlich zu viel auf einmal war“, stellt der Waldexperte fest. Durch den aufgeweichten Boden hatte der Sturm leichtes Spiel.

Weil der Boden aufgeweicht war, hatte der Sturm leichtes Spiel. picture alliance/dpa/Philipp Schulze
Gefallene Fichte, deren Bergung zwei Forstarbeiter übernehmen.
Weil der Boden aufgeweicht war, hatte der Sturm leichtes Spiel.

Die Beobachtungen teilt Markus Hecker, Geschäftsführer der Waldmärker und für den Privatwald in den Landkreisen Uelzen, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern zuständig. „Die normale, gesunde Fichte hat genug Abwehrkräfte. Aber wenn sie auf der Nase liegt, ist sie richtig lecker für die Borkenkäfer“, illustriert er die die Verlockung für die gefährlichen Brutherde.

So viele gefallene Bäume wie beim Jahreseinschlag

Die Landesfürsten sind für gut 330.000 Hektar Wald verantwortlich. Nun haben sie rund eine Million Kubikmeter geschädigtes Holz zu beklagen. Ähnlich gebeutelt zeigt sich der von Kiefern dominierte Privatwald. „Der Süden ist weniger belastet, südlich der A2 war kaum etwas“, erzählt Hecker. Die umgefallenen Bäume machten etwa so viel aus wie ein Jahreseinschlag.


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„Der planmäßige Einschlag wird nun eingestellt“, konstatiert Hecker. 80 Prozent der Arbeiten im Wald erledigten Profis – dafür fehlte es den privaten Waldbesitzer an Zeit. 50 bis 60 Prozent der liegen gebliebenen Bäume wandern in den Verkauf, aber nicht alles könne eingesammelt werden: „Es liegt sehr verstreut, das wäre in der Summe überhaupt nicht wirtschaftlich, jeden Baum einzusammeln“, schlussfolgert Hecker. Dabei wäre genau das notwendig, um die Verbreitung des Schädlings einzudämmen. Die zahlreichen entwurzelten Sturmopfer bieten sicheren Unterschlupf für den Borkenkäfer und seine Gefolgschaft. Andererseits: Die Holzpreise seien gut. „Wir verspüren eine große Nachfrage.“

Spaziergänger sind angehalten, ihren Blick für die weiterhin hohe Gefahr von Baumstürzen und Astbrüchen zu schärfen. Tipp von Fachmann Sierk: „Die Leute strömen in die Natur, sie sollten den Blick nach oben richten. Wir können nicht sagen, dass die Gefahr gebannt ist.“ Es bleibt zu hoffen, dass die Aufräumarbeiten zügig vorangehen. (dpa/mp)

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