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  • Foto: picture alliance/Martin Schutt/ dpa

Absurd: Historiker kassiert Ermittlungsverfahren – wegen Beleidigung der Wehrmacht

Der Historiker Jens-Christian Wagner gab einen wissenschaftlichen Begleitband zu einer Ausstellung über die Kaserne Bergen-Hohne (in der Lüneburger Heide) und das verbrecherische Wirken der Wehrmacht heraus. Kaum zu glauben: Daraufhin wurde ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. 

Wie der Historiker und Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, bekannt gab, wurde gegen ihn wegen Behauptung „ehrenrühriger Tatsachen zum Nachteil der Wehrmachtssoldaten“ ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. „Kein Scherz und nicht 1944, sondern 2020: Gegen mich wurde ein #Ermittlungsverfahren wegen Behauptung „ehrenrühriger Tatsachen zum Nachteil der Wehrmachtssoldaten“ eingeleitet“, schrieb der Historiker entsetzt auf Twitter.

Hintergrund ist das von ihm herausgegebene, wissenschaftliche Werk „Aufrüstung, Krieg und Verbrechen. Die Wehrmacht und die Kaserne Bergen-Hohne“, das die gleichnamige Ausstellung in der Niedersachsen-Kaserne begleitet.

Die Reaktionen auf das Ermittlungsverfahren sind zumindest seitens der Twitter-Community eindeutig, die mehrheitlich fassungslos sind und Jens-Christian Wagner unter seinem Tweet ihre Unterstützung zusagen. Denn die Verbrechen von Teilen der Wehrmacht sind geschichtswissenschaftlich hinlänglich belegt und wurden durch die sogenannte Wehrmachtsausstellung von 1995 einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt.

Hamburger Wehrmachtsausstellung: Heftigste Kontroversen

Das Hamburger Institut für Sozialforschung rief vor ziemlich genau 25 Jahren mit dieser als Wanderausstellung konzipierten Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht heftige Reaktionen hervor und löste unter anderem intensiv geführte Debatten in Wissenschaft, Medien und der Bevölkerung aus. Auch etwa 25 Jahre danach birgt die Erinnerung an die Soldaten der Wehrmacht offenbar noch immer Konfliktpotential, wie das Ermittlungsverfahren zeigt. Wer genau für die Anzeige verantwortlich war, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.

Zumindest die gerichtliche Auseinandersetzung um den Begleitband mit seinen „ehrenrührigen Tatsachen“ ist aber nun scheinbar vom Tisch, wie der Historiker auf Twitter mitteilte. Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Göttingen sei demnach am 10. November eingestellt worden.

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