Zweite Chance für Freebox auf St. Pauli: „Ich liebe die Idee!”
Die Freebox in St. Pauli ist zurück! Am Samstag wurde sie bei einem fröhlichen Nachbarschaftsfest eingeweiht. Dabei hatte der Bezirk die Tauschstation eigentlich schon abgeräumt. Anwohner sind von der zweiten Chance begeistert. Dieses Mal soll einiges anders laufen.
Die Freebox in St. Pauli ist zurück! Am Samstag wurde sie bei einem fröhlichen Nachbarschaftsfest eingeweiht. Dabei hatte der Bezirk die Tauschstation eigentlich schon abgeräumt. Anwohner sind von der zweiten Chance begeistert. Dieses Mal soll einiges anders laufen.
Samstag, 13 Uhr auf dem Paulinenplatz: „Ich bin erleichtert“, sagt Christian Oppermann (39). Er sieht zufrieden aus, isst gerade noch ein Käsebrot. „Das ganze Projekt war sehr aufwendig.“ Der Sozialarbeiter ist einer der Initiatoren der Tauschstation, die hier mit Kuchen, Schnittchen und Live-Musik bei einem Nachbarschaftsfest offiziell eingeweiht wird.
Tauschbox in Hamburg: So soll es diesmal klappen
Es ist eine zweite Chance: Für Tauschboxen dieser Art gibt es keine offiziellen Genehmigungen, sie werden von den Bezirken aber häufig geduldet. So auch hier, fast zwei Jahre lang. Neben den Spenden sammelte sich aber auch immer wieder Müll. Im November hatten der Bezirk Mitte und die Stadtreinigung genug: Mit Äxten wurde die selbstgebaute Holzkonstruktion zerschlagen und abgeräumt. Doch Oppermann und andere Anwohner kämpften für ihre Freebox: Mit Unterschriften, in den Sozialen Medien und im Gespräch mit dem Bezirk.

Jetzt soll es besser klappen. Mit festen Ansprechpersonen, einem etwa 20-köpfigen Team und täglichen Checks vor Ort, erklärt Oppermann. Auch die Box selbst wurde optimiert: Lichter sollen sie im Dunkeln ansprechender und nutzbarer machen. Und das Holz wurde mit Brandschutzmittel behandelt, um Sicherheitsvorschriften zu genügen.

Die Künstlergruppe „Baltic raw org“ baute die helle Konstruktion, in der jetzt Bücher und DVDs stehen, Kleidung hängt und Wolldecken liegen. Dafür haben sie recycelte Materialien aus ihren Kunstinstallationen verwendet. „Wir hatten die Tauschbox vorher privat genutzt“, erklärt Künstlerin Moka Farkas (54). Sie jetzt wieder in Aktion zu sehen, sei „wahnsinnig erfüllend“. „Ich finde es gut, wenn der öffentliche Raum für solche guten Zwecke aktiv in Anspruch genommen wird.“ Nun bringt sie noch schnell mit ihrem Kollegen Berndt Jasper (56) das große „Freebox-Schild“ an.
St. Pauli: Die Tauschbox soll Ort der Begegung sein
„Es macht mich emotional, zu sehen, wie glücklich die Leute hier sind“, sagt Oppermann. Es stimmt, die Laune ist gut: Nachbarn stehen in Grüppchen zusammen, immer wieder stöbern auch Passanten im Tauschangebot.

„Ich liebe die Idee“, sagt Ukrainerin Elena Dzaiman (44). Sie wohnt in der Nähe und tauscht hier regelmäßig. Auch ihre Mütze und lila Jacke hat sie von hier. Durch ukrainische Geflüchtete sei der Bedarf noch merklich gestiegen, berichtet Anwohner Max L. (32). Er bringt häufig Sachen her, tauscht selbst überwiegend Bücher. „Es ist ein Treffpunkt ohne Geld auszugeben“, sagt er.
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„Es ist nicht nur eine Tauschbox für Arme, sondern für alle“, sagt Oppermann. Durch den Spielplatz seien auch immer wieder Eltern hier, tauschten Kinderkleidung und Spielzeug. Und natürlich ist die Box für Obdachlose eine wertvolle Fundgrube. Oppermanns Appell: Solche Ideen müssten erprobt werden, sich der Umgang in der Nachbarschaft erst entwickeln. Dafür brauche es ein bisschen Geduld. Er ist sich sicher: Die Box kann den Platz aufwerten und ein Ort der Begegnung sein. An diesem Samstag jedenfalls ist das zu spüren.